Brand im Donauzentrum: Diversion für Hilfsarbeiter
Zwölf Stunden dauerte der Brand im Wiener Donauzentrum im März des Vorjahres: Ein 37-jähriger Hilfsarbeiter dürfte das Feuer bei Flexarbeiten ausgelöst haben. Freitagvormittag musste sich der Mann im Landesgericht für Strafsachen in Wien wegen fahrlässiger Herbeiführung einer Feuersbrunst (Strafrahmen bis zu ein Jahr Haft) verantworten.
Doch das funktioniert nicht so, wie sich das sein Verteidiger vorgestellt hatte. Der erklärte nämlich eingangs, dass sein Mandant die Verantwortung dafür übernehmen würde, die "Sorgfalt nicht zur Gänze" eingehalten zu haben. "Er hat den Brand ausgelöst, da gibt es nichts zu beschönigen." Während der Verhandlung klingt das etwas anders: "Ich arbeite sehr vorsichtig", erklärt der Angeklagte. Und: "Jetzt arbeite ich so wie zuvor."
Es flogen die Funken
Wie auch immer. Der Angeklagte arbeitet bei einer Baufirma. Als Subunternehmen war man für Abbrucharbeiten zuständig. In der Nacht vom 8. auf den 9. März 2019 arbeitete der Angeklagte mit einem Kollegen allein auf der Baustelle. Mit einer Flex trennte der Mann Metallstücke ab. Bei den Arbeiten flogen die Funken. "Aber wir haben immer einen Feuerlöscher und Wasser dabei", erklärt der Angeklagte. Zudem sei alles mit Platten abgedeckt worden.
Nach den Flexarbeiten sei er vom Kollegen zu einem anderen Teil der Baustelle gerufen worden. "Aber ich war später noch einmal da. Es hat nichts gebrannt", erklärt der Mann.
Hatte es doch. Und zwar die Weichfaser-Platten in den Trennfugen des Gebäudes, wie der Brandsachverständige feststellte. "Die weisen ein ausgezeichnetes Glimmbrand-Verhalten auf." Der Brand sei kaum merkbar gewesen, es habe kaum Rauchentwicklung gegeben. Doch das Feuer zog nach oben - in die hölzerne Dachkonstruktion. Sechs Stunden nach den Arbeiten schlugen die Brandmelder an. Da war der Angeklagte längst nicht mehr auf der Baustelle.
Riesiger Feuerwehr-Einsatz
Stundenlang kämpfte die Feuerwehr gegen den Brand, der sich auf mehr als 1000 Quadratmeter ausgebreitet hatte.
Der Angeklagte fühlte sich bei der ersten Befragung durch die Polizei nicht schuldig. "Wenn Sie mit einer Flex schneiden und dann steht das Donauzentrum in Brand, genau dort, wo Sie gearbeitet haben....da kann man schon auf die Idee kommen, dass man der Beschuldigte ist", wirft die Richterin ein. "Es könnten auch die Arbeiter sein, die tagsüber da waren", meint der Angeklagte. Später habe er verschwiegen, dort mit der Flex gearbeitet zu haben, weil er Angst hatte - er hat eine Frau und vier Kinder zu versorgen.
Die Richterin sah von einer Freiheitsstrafe ab. Sie konnte keine grobe Fahrlässigkeit ausmachen. Stattdessen muss der Mann nun 80 Tage gemeinnützige Arbeit leisten; nicht rechtskräftig.
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