Bezirkskaiser Nevrivy in Bedrängnis: Plötzlich Schluss mit lustig
Medien, die dieser Tage mit dem Donaustädter Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) sprechen wollen, haben es schwer. Das mag mit dem Thema zu tun haben, mit dem der 52-Jährige aktuell Schlagzeilen macht: Wie berichtet, ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen Nevrivy. Ihm wird unter anderem Bestechlichkeit im Zusammenhang mit einem Grundstücksverkauf vorgeworfen.
Zu alldem will der Bezirksvorsteher nichts sagen, sein Büro verweist auf die Statements seines Anwalts. Das passt eigentlich so gar nicht zu dem roten Spitzenfunktionär, der sich gerne als ebenso hemdsärmeliger wie wortgewaltiger Bezirkskaiser inszeniert – und das durchaus mit einem Gespür für Humor und wirksame Bilder. Das zeigte sich zum Beispiel, als Nevrivy für ein Video zur Schaufel griff und eigenhändig den von ihm herbeigesehnten Lobautunnel zu graben begann. So etwas kommt an in den Stadtrand-Bezirken.
Doch wer steht hinter diesem Prototypen des roten Bezirkskaisers, dem es innerhalb weniger Jahre gelungen ist, zumindest in Sachen öffentlicher Präsenz den meisten seiner Amtskollegen den Rang abzulaufen?
Überraschender Aufstieg
Parteiintern schadete ihm diese Posse nicht: Nach dem überraschenden Tod von Norbert Scheed beerbte er ihn im Jahr 2014 als Bezirksvorsteher der Donaustadt – flächenmäßig größter Bezirk, bedeutendes Stadtentwicklungsgebiet und wichtiges Stimmenreservoir für die SPÖ.
Somit war es nur logisch, dass Nevrivy im bald darauf einsetzenden Kampf um die Nachfolge von Bürgermeister Michael Häupl Verbündeter von Michael Ludwig wurde. Immerhin stammt Ludwig aus dem benachbarten Floridsdorf und stellte den Vertretern der Flächenbezirke parteiintern mehr Einfluss in Aussicht.
Ludwig setzte sich durch. Somit wuchs auch Nevrivys Bedeutung, der mit Klubchef Josef Taucher – ebenfalls ein Donaustädter – einen mächtigen Verbündeten hat. Entsprechend selbstbewusst trat er zuletzt auf – vor allem wenn es gegen den damals noch grünen Koalitionspartner und seine Lieblingsfeindin, Ex-Verkehrsstadträtin Birgit Hebein, ging. Ein Parkpickerl werde es im 22. Bezirk nicht geben, tönte Nevrivy – ganz in der Rolle des Anwalts der Bezirksbewohner: „Egal ob Birgit Hebein das will oder nicht.“
„Keinen Genierer“
Die grüne Gemeinderätin und Donaustädterin Heidi Sequenz formuliert es so: „Nevrivy hat keinen Genierer, er ist frech. Das kann gut, aber auch schlecht sein.“ In der schlechten Ausprägung bedeute dieser Wesenszug, dass Nevrivy als Machtmensch agiere. „Er duldet – auch innerparteilich – nicht den geringsten Widerspruch“. Gleichzeitig sei Nevrivy bodenständig und arbeite ununterbrochen für den Bezirk.
Toni Mahdalik, langjähriger Donaustädter FPÖ-Gemeinderat, sieht Nevrivys Kampf mit den Grünen zwiespältig: „Er hat diese Rolle sehr gut gespielt, aber letztlich hat er alle rot-grünen Beschlüsse mitgetragen.“
Nevrivy selbst wird das eher gelassen sehen: Bei der Bezirksvertretungswahl im Oktober fuhr er 45,8 Prozent ein. Nur in Favoriten schnitt die SPÖ noch besser ab.
„Auch wenn er so tut: Besonders volksnah ist Nevrivy nicht“, sagt Mahdalik. „Abseits der parteipolitischen Bühne reagiert er sehr dünnhäutig auf Kritik.“ Vielleicht ist er ja derzeit deshalb so schweigsam.
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