Illegale Straßenrennen: Polit-Hickhack um Roadrunner in Wien

Achter Bayerischer Blitzmarathon
SPÖ, ÖVP und FPÖ sind sich einig, dass etwas gegen illegale Straßenrennen getan werden muss. Nicht aber darüber, wer verantwortlich ist.

Mit 150 km/h die Triester Straße stadtauswärts entlang: Zwei 21-Jährige stiegen in der Nacht auf Sonntag bei einem illegalen Straßenrennen in der 50er-Zone ordentlich aufs Gas. Allerdings fuhren sie an der Polizei vorbei und wurden in weiterer Folge ihre Probeführerscheine los.

Als hätte er es geahnt, hatte bereits wenige Stunden zuvor Favoritens Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ) auf das Problem der „Roadrunner“ via Aussendung hingewiesen. Hellseherische Fähigkeiten waren dabei wohl aber nicht im Spiel, schließlich ist Favoriten seit Langem ein Hotspot der Raserszene.

Die Geduld der Bevölkerung sei ausgereizt, ließ Franz wissen. Die Schuld für die Rasersituation sieht der Bezirksvorsteher beim Innenministerium. Der Grund: Dieses entscheidet über das Aufstellen von Radarboxen und auch Maßnahmen wie mobile „Blitzer“. Auch groß angelegte Schwerpunktkontrollen würden durch die Polizei erfolgen, die letztendlich Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) unterstellt sei, heißt es weiter.

Der Polizeimangel sei laut Franz augenscheinlich: Österreichweit gebe es pro 100.000 Einwohnern 333 Polizeiplanstellen. Favoriten verfüge bei 212.000 Einwohnern allerdings über magere 319. Darum habe sich Franz auch bereits via Brief an drei Innenminister – nämlich Herbert Kickl (FPÖ), Karl Nehammer (ÖVP) und eben Gerhard Karner – gewandt, um die Aufstockung auf 500 Polizisten zu bitten. Allerdings erfolglos.

Gegenwind

Blau und Türkis ließen das nicht lange auf sich sitzen. „Als SPÖ Favoriten nach der Polizei zu schreien, sei wie wenn man einen Brand verursacht und dann nach der Feuerwehr ruft“, sagte Nico Marchetti, ÖVP-Bezirksparteiobmann in Favoriten am Sonntag. Seit Monaten würden die Türkisen die SPÖ zum Handeln auffordern.

Die Stadt-ÖVP hat in der Vergangenheit etwa ebenfalls einen Brief geschrieben – aber nicht an das Innenministerium. Sie wandten sich an Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) und die Wiener Polizei. Die Forderung: Die Stadt solle härter gegen die Roadrunner-Szene vorgehen, der KURIER berichtete.

Die Verantwortlichen würden das Problem nur vor sich hinschieben, so Wiens ÖVP-Chef Karl Mahrer. „Und währenddessen nimmt die Anzahl der Roadrunner auf Wiens Straßen zu.“

Hauptbetroffen seien der Kahlenberg in Döbling, die Filmteichstraße in Favoriten und Teile der Donaustadt.

Runder Tisch

Für die FPÖ ist indes nicht das Vor-sich-Hinschieben ein Problem, sondern vielmehr das Hin- und Herschieben. Rot und Schwarz würden sich pausenlos den „Schwarzen Peter“ zuschanzen, ließen die Blauen in einer Aussendung verlauten. „Es braucht eine Lösung für die leidgeplagten Anrainer - und zwar jetzt, sofort“, so Stefan Berger, freiheitlicher Bezirksparteiobmann in Favoriten.

Er fordert darum einen Runden Tisch mit Vertretern des Bezirks, der Stadt, der Wiener Polizei und des Innenministeriums. Ein entsprechender Antrag sei im Gemeinderat allerdings abgelehnt worden.

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