Arbeiten im Majolika-Haus: Heikler Eingriff am Jugendstil-Juwel

Das Wohngebäude in der Linken Wienzeile 40 war 1898 das erste komplett mit farbigen Fliesen verkleidete Haus Wiens.
In Otto Wagners berühmtestem Wienzeilen-Bau wurden Leitungen getauscht und die denkmalgeschützten Wände mit dem Stuck aufgestemmt. Jetzt werden sie aufwendig restauriert.

Otto Wagner liebte es sauber. Architektur gewordener Ausdruck seines Hygiene-Anspruchs ist das Majolika-Haus in der Linken Wienzeile 40. Dessen Fassade ist mit Fliesen verkleidet – das Haus lässt sich dadurch leicht reinigen.

Tritt man dieser Tage in das Gebäude, hört es sich mit der sauberen Optik aber bald auf.

Im Stiegenhaus, das für das schmucke Geländer der gewendelten Treppe und das dekorative Aufzuggitter berühmt ist, schaut es derzeit etwas wild aus. Die Türen zu den Wohnungen sind mit Plastikplanen verhängt, entlang der Gas-Steigleitungen sind die Wände aufgestemmt.

Der Grund: Eine Überprüfung im September hat ergeben, dass einige Stränge undicht waren. Sie mussten getauscht werden. Und dabei wurden notgedrungen der für Wagner typische Stuckdekor, die Rahmungen und die Linierungen an den Wänden in Mitleidenschaft gezogen.

Enges Korsett

Zwar gibt es nun seit rund einem Monat wieder Gas, die Wunden an den Wänden sind aber nach wie vor offen: Ein schmerzlicher Anblick für Architektur-Fans. Noch dazu einer, der im ersten Moment paradox erscheint.

Immerhin steht das gesamte Majolika Haus – also auch sein Inneres – unter Denkmalschutz. Das heißt: Der Bau darf eigentlich nicht verändert werden.

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