Äußeres Burgtor: Neuer Glanz für alte Helden
Die zwei Außenplätze rechts und links neben dem imposanten Burgtor am Heldenplatz werden heutzutage meist von Skatern genützt. Auch Jogger machen auf den beiden erhöhten Ebenen Fitnessübungen.
„Genau das ist spannend“, sagt Architekt und Denkmalexperte Alfred Wehdorn, während er einen Mann im orangefarbenen Outfit bei seinen Liegestützen beobachtet. „Wie nehmen die Menschen eigentlich das Denkmal wahr und wie erleben sie es?“, fragt er, ohne eine Antwort zu erwarten.
Das Papstkreuz und das Denkmal der Exekutive
Wenn man vor dem Burgtor steht, mit dem Rücken zu den Reiterstatuen von Prinz Eugen und Erzherzog Karl, dann befindet sich links neben dem Burgtor das Papstkreuz. Es wurde beim Besuch von Papst Johannes Paul II. Im Jahr 1983 aufgestellt. Rechts steht der schwarze Marmorblock. Das aus zwei rechtwinkeligen Stahlkörpern bestehende Denkmal der Exekutive, welches an im Dienst verunglückte Polizisten und Gendarmen erinnern soll.
Das Heldentor
Das Heldentor gilt als bedeutendstes Werk des Revolutionsklassizismus in Österreich.
Der Blick vom Heldentor
An der Stelle des heutigen Heldenplatzes befand sich ursprünglich die Burgbastei als Teil der Wiener Stadtmauern.
Denkmal von Erzherzog Karl am Heldenplatz
Erzherzog Karl, als Sieger über Napoleon in der Schlacht von Aspern 1809. Die Statue ist ein Werk von Anton Dominik Fernkorn (Reiterstandbild) und Eduard van der Nüll (Sockel).
Denkmal von Prinz Eugen am Heldenplatz
Der französisch-italienische Aristokrat Prinz Eugen hatte erfolgreiche Schlachten gegen die Osmanen kommandiert. Er galt als einer der wenigen wirklich erfolgreichen Heerführer der Habsburger.
Denkmal der Exekutive
Geschaffen von Florian Schaumberger ist es ein Denkmal für die im Dienst getöteten Exekutivbediensteten.
Das Papstkreuz
Das Papstkreuz wurde als Erinnerung an den Papstbesuch von Johannes Paul II. 1983 aufgestellt. Gestaltet wurde das Kreuz von Gustav Peichl.
Bröckelnde Fassade
In letzter Zeit stehen auf dem Dach des Heldentors immer wieder Polizisten – um etwa die Corona-Demonstranten im Auge zu behalten. Bei einem genaueren Blick auf die Fassade sieht man, dass sie schon ein wenig bröckelt. „Es gibt hier einiges zu tun“, sagt Architekt Wehdorn.
Mit seinem Architekturbüro gewann er die Ausschreibung zur Sanierung der Außenfassade, des Bodens und zur Gestaltung der Plätze. Die ersten Wappen der Fassade wurden dafür bereits entfernt.
Und auch die Inschriften zur Ringseite „FRANCISCUS I. IMPERATOR AUSTRIAE MDCCCXXIV“ (Franz I., Kaiser von Österreich 1824) oder an der zum Heldenplatz zugewandten Front „IUSTITIA REGNORUM FUNDAMENTUM“ (Die Gerechtigkeit ist das Fundament der Herrschaft), der Wahlspruch von Kaiser Franz I., werden bald abgenommen und restauriert.
Denkmalpflege ist sein Leben
Wehdorn, der als Denkmalexperte schlechthin gilt, war nicht nur für die Wiederherstellung des Redoutensaaltraktes der Hofburg nach dem Brand 1992 zuständig, er restaurierte auch das Schloss Schönbrunn oder das Stadtpalais Liechtenstein. Für fast alle Revitalisierungsfragen der Stadt wird und wurde er hinzugezogen. Etwa auch für die erfolgreiche Bewerbung der Innenstadt für die Liste des UNESCO-Welterbes.
1809
Die Burgbastei wird als Teil der Stadtmauer von Napoleons Soldaten zerstört
1824
Nach Gestaltung des „Paradeplatzes“ wird das Äußere Burgtor als Denkmal für die Soldaten der Napoleonischen Kriege von Pietro Nobile und Luigi Cagnola erbaut
1933/1934
R. Wondraček gestaltet das Tor zum Heldendenkmal für die Opfer des 1. Weltkrieges mit Ehrenhalle und Krypta
1965
Einrichtung des Weiheraums für die Opfer des öst. Widerstandes gegen den Nationalsozialismus
2012
Neugestaltung des Denkmals wegen Fund von Kriegsverbrecher-Namen in Totenbüchern und Fund von Hülse mit Nazi-Bekenntnis unter der Statue des toten Kriegers
2013
Kranzniederlegung der Regierung zum Nationalfeiertag findet wegen Nazi-Botschaft nicht mehr in der Krypta, sondern vor der Gedenktafel statt
Aktuell baut er das Café in der Spanischen Hofreitschule um oder den neuen Heurigen in Schönbrunn. Denkmalpflege ist sein Leben.
Die neuen Außenflächen sollen simpel sein: „Sitzbänke waren mir ein besonderes Anliegen, denn es geht um einen Platz für die Menschen“, sagt er. Beide Plätze, links und rechts vom Tor, werden mit Rampen ausgestattet – somit können die Flächen erstmals barrierefrei erschlossen werden.
Wer sind unsere Helden?
Auch Grünflächen wird es geben. Schattenspendende Elemente wie Bäume wären aber auf dem Areal nicht denkbar, sagt er. Der Umbau wird 2022 starten und ein Jahr dauern.
Die Ausstellung Nach dem Großen Krieg ist neben dem Papstkreuz zu sehen. Sie beleuchtet den Ersten Weltkrieg aus europäischer Perspektive und seine Nachwirkungen bis heute. Die Ausstellung fragt auch danach, woran Gesellschaften sich erinnern und wie Vergangenheit die Gegenwart prägt.
Das Vermittlungsteam des Hauses der Geschichte Österreich ist während der Ausstellung immer wieder vor Ort am Heldenplatz, lädt zu Kurzführungen ein und steht für Fragen und Diskussionen zur Verfügung. Als geschichtsträchtiger Ort wird dabei auch der Heldenplatz selbst in den Blick genommen: Was genau dort um 1918 geschah – und wofür der Platz bis heute steht.
Donnerstag, 10. Juni 2021, 14.30–17.30 Uhr
Kurzführung um 17.00 Uhr
Sonntag, 13. Juni 2021, 13.30–16.30 Uhr
Kurzführung um 13.30 Uhr
Dienstag, 15. Juni 2021, 11.00–14.00 Uhr
Kurzführung um 13.00 Uhr
Donnerstag, 17. Juni 2021, 14.30–17.30 Uhr
Kurzführung um 17.00 Uhr
Dienstag, 22. Juni 2021, 13.30–16.30 Uhr
Kurzführung um 15.00 Uhr
Freitag, 25. Juni, 14.30–17.30 Uhr
Kurzführung um 15.00 Uhr
Bei Regenwetter entfällt das Programm.
Über die Geschichte und die Zukunft des Heldenplatzes diskutiert auch das Haus der Geschichte in Form eines „bewegten Museums“ – inklusive Outdoor-Ausstellung. Neben dem Papstkreuz steht dafür an sieben Tagen ein mobiler Stand. Jeder ist eingeladen, mitzureden. Der nächste Termin ist am Donnerstag von 14.30 bis 17.30 Uhr.
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