Acht Monate bedingt für bewaffneten Uni-Wien-Studenten

Der Mann soll mit Waffe und Messer im Hörsaal erschienen sein. Er muss sich nun einer psychologischen Untersuchung unterziehen.

Ein Physikstudent sorgte Ende Oktober für Verunsicherung bei den Studierenden der Uni Wien. In aufeinanderfolgenden Wochen soll der junge Mann zuerst mit einer Pistole und dann mit einem Messer in die Vorlesung gekommen sein.

Für das unerlaubte Tragen der Waffe in der Öffentlichkeit - er besitzt zwar eine Waffenbesitzkarte, diese berechtigt ihn aber nicht, die Schusswaffe zu tragen - musste er am Donnerstagvormittag am Wiener Landesgericht für Strafsachen erscheinen.

Das Urteil lautete: acht Monate bedingt unter der Auflage einer psychologischen Untersuchung und ist nicht rechtskräftig. Der Student wird sich noch separat für hetzerische Hasspostings vor Gericht verantworten müssen, die angeblich von ihm stammen.  

"Wunsch Umgang mit Waffen zu erlernen"

Der 39-jährige Student rechtfertigte sein Verhalten mit "physiotherapeutischen Gründen". Er habe die Glock samt passender Munition während der Vorlesung an der Fakultät für Physik am Gürtel getragen, weil er danach noch schießen gehen wollte. Er habe sich nämlich vor einiger Zeit bei einem Labor-Versuch verletzt und seither Probleme mit der rechten Hand. Um die neurologischen Ausfallserscheinungen in den Griff zu bekommen, mache er „Konzentrationsübungen“ mit der Glock.

Laut einer anwesenden Medienvertreterin erschien der Mann zur Verhandlung mit Taschenmesser und Würgekette, musste diese aber bei der Sicherheitsschleuse am Eingang abgeben. Seine Pistole hatte er laut eigener Aussage ursprünglich erworben, weil sein Interesse an Waffen schon auf seine Jugend zurückgehe. Beim Bundesheer habe er dann als Sanitäter Übungen „mit Herren vom Abwehramt“ absolviert. Von da an habe er den Wunsch verspürt, „den Umgang mit Waffen zu erlernen“, erzählte der vor Gericht.

Dass sich andere Studenten fürchteten, als sie das Schießeisen an seinem Gürtel bemerkten, war für den 39-Jährigen unverständlich: „Ich hab' sie (die Glock, Anm.) am Körper getragen, damit niemand sie stehlen kann und niemand gefährdet wird.“

Dass er die Waffe aber eigentlich nicht hätte tragen dürfen, sah er vor Richterin Claudia Bandion-Ortner ein. Er habe jedoch „ganz genau gewusst, wann es gefährlich mit einer Waffe ist“. Unter anderem deshalb, weil er regelmäßig „Trockenübungen“ gemacht und die Glock „sauber geputzt“ habe.

Die Richterin räumte nach der Befragung des Angeklagten ein, sie habe „ein bissl ein ungutes Gefühl“, weshalb sie ihn nicht nur zu einer Bewährungsstrafe verurteilte, sondern auch zu einem Psychiater schickte. Binnen eines Monats muss der 39-Jährige einen Facharzt konsultieren. Sollte dieser zum Schluss kommen, dass dem Studenten eine Therapie gut tut, muss er eine solche beginnen. Der 39-Jährige war mit der über ihn verhängten Strafe und der zusätzlichen richterlichen Weisung einverstanden.

Twitter-Account gehackt

Nach der Verhandlung gab der 39-Jährige den zahlreich erschienenen Journalisten Interviews. „Ich versteh die Hysterie nicht von euch allen“, meinte er. In Bezug auf das separat anhängige Ermittlungsverfahren wegen Verhetzung - der Mann soll über Twitter Gewaltfantasien gegenüber dem Islam und rechtsextreme Gedanken verbreitet haben - behauptete der 39-Jährige, seinen Twitter-Account seit Sommer 2017 nicht mehr zu verwenden.

Er sei gehackt worden, ein Unbekannter habe im Vorjahr in seinem Namen die laut Staatsanwaltschaft untersuchungswürdigen Tweets geschrieben. „Ich stehe neutral zum Islam. Zu Religion und Politik äußere ich mich nicht in sozialen Medien“, versicherte der Physik-Student.

Waffen- und Hausverbot

Die Aktion hatte schon vor dem Prozess Konsequenzen für den Mann. So sprach nicht nur die Uni Wien ein Hausverbot gegen ihn aus, die zuständige Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf erlegte ihm auch ein Waffenverbot auf.

Der Student zeigte sich ursprünglich einsichtig, als er mit der Schusswaffe erwischt wurde und vom Sicherheitsdienst der Universität aus der Lehrveranstaltung gebracht wurde. Er gab an, nach der Vorlesung zum Schießplatz zu wollen. Trotzdem erschien er eine Woche später mit einem Messer. 

Eine Studentin, die bei beiden Vorfällen mit dem Mann im Lehrsaal saß, erzählte dem KURIER im Oktober, dass der Student in Vorlesungen mit seinem militanten Auftreten bereits mehrmals aufgefallen war.

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