36 Grad und mehr: Warum uns der Juli Rekordemperaturen beschert
Nein, der Eindruck täuscht nicht: Dieser Juli beschert uns im Osten Österreichs ungewöhnlich viel Hitze. Der Spitzenwert wurde mit 36,3 Grad am 10. Juli in Andau im Burgenland gemessen. Und auch die Tropennächte scheinen kein Ende zu nehmen. Rekordverdächtig war etwa die Nacht auf den 15. Juli in der Wiener Innenstadt: Da fielen die Temperaturen nicht unter 24,3 Grad.
„Der Juli war im Osten bisher viel zu warm. Vom Weinviertel bis ins nördliche Burgenland lagen die Temperaturen 2,7 bis 3 Grad über dem langjährigen Mittel“, bestätigt Nikolas Zimmermann, Meteorologe vom Wetterdienst Ubimet. Wobei es heuer ein deutliches Ost-West-Gefälle gebe: In Bregenz etwa lagen die Temperaturen nur 0,5 Grad über dem Schnitt.
Doch was beschert uns diese spezielle Situation?
„Wir haben seit Längerem ein Tief über Nordwesteuropa und ein Hoch über dem Balkan und der Ukraine. Diese Wetterlage hält sich, abgesehen von kurzen Unterbrechungen, bereits den ganzen Sommer“, erklärt der Experte. Und die bringe eben extreme Hitze im Osten sowie Regen und überdurchschnittliche viele Blitze im Westen.
Anfang Juli ging die Hitzewelle los
In der Wiener Innenstadt wurde die 30-Grad-Marke in der zum Beispiel bereits am 17. Juni erstmals erreicht. „Wobei der Juni noch nicht so anhaltend heiß war“, relativiert Zimmermann. Die richtige Hitzewelle ging dann am 9. Juli los: Bis 21. Juli folgte in Wien ein Hitzetag auf den anderen – Ausnahme war in dieser Periode bloß der 13. Juli mit „nur“ 29 Grad.
Rekordwerte mit über 36 Grad
Wie eingangs erwähnt, wurde die höchste Juli-Temperatur heuer am 10. Juli in Andau im Burgenland mit 36,3 Grad gemessen. Dicht gefolgt übrigens von Wien mit 36,2 Grad und Wiener Neustadt mit 36,1 Grad am selben Tag. Noch heißer war es in Wien übrigens am 30. Juni: Da wurden in der Inneren Stadt 36,4 Grad gemessen.
„Was die Hitzewellen betrifft, wurden in den vergangenen zehn Jahren immer neue Maßstäbe gesetzt“, sagt Zimmermann. Klagenfurt etwa habe erst unlängst einen neuen Rekord geholt: Hier gab es mit elf Tagen am Stück die längste Serie an Hitzetagen in der Messgeschichte. In Wien wiederum gab es bereits elf Tage mit mehr als 30 Grad, in Bad Radkersburg in der Steiermark waren es 16 Hitzetage, in Andau 15.
Außergewöhnlich viele Tropennächte
Für die Bewohner der Stadt besonders belastend ist die hohe Zahl an Tropennächten: „Seit 9. Juli hat es in der Innenstadt ohne Unterbrechung um oder über 20 Grad“, so Zimmermann. 18 Tropennächte habe man heuer in Wien bereits gezählt. „Das sind schon außergewöhnlich viele.“
Viele Wohnungen kann man kaum noch natürlich kühlen
Diese lang andauernde Hitzeperiode hat etwa zur Folge, dass ein natürliches Abkühlen der Wohnungen in Stadtzentren kaum noch möglich ist. „In diesen Bereichen staut sich die Hitze schon richtiggehend. Die Wände der Häuser speichern die Wärme und geben diese dann auch permanent ab“, erklärt Zimmermann.
Aber auch wer sich tagsüber mit einem Bad erfrischen möchte, kann dieser Tage eine böse Überraschung erleben: Badegäste hatten dieser Tage etwa gemeldet, dass sie nach dem Schwimmen in der Alten und Neuen Donau in Wien unter juckendem Hautausschlag litten.
Verursacht wird diese sogenannten Badedermatitis von Larven kleiner Saugwürmer, sogenannte Zerkarien, die in die Haut des Menschen eindringen. Die Folge: Die Haut juckt, ein Ausschlag bildet sich. Eine Sprecherin der Wiener Gewässer (MA45) relativiert jedoch: „Es gibt derzeit keinen Anlass zur Sorge, wir haben heuer sogar weniger diesbezügliche Meldungen als im Vorjahr.“
Larven treten in seichten und warmen Gewässern auf
Generell können diese Larven in allen Süßwasserbereichen des Landes auftreten, vor allem im seichten und warmen Wasser. Auch hier spielt die Hitze eine Rolle: „Da die Temperatur der Alten Donau und Neuen Donau aktuell über 26 Grad liegt, ist das Auftreten von Zerkarien derzeit möglich“, heißt es seitens der MA45. Die Zerkarien treten in der Regel aber nur sehr lokal und zeitlich beschränkt auf.
Hitzetag: So nennt man Tage, an denen die Lufttemperatur 30 Grad oder mehr hat.
Tropennächte: So bezeichnet man Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad fällt.
Der Juli liegt im Osten 2,7 bis 3 Grad über dem langjährigen Mittel. In Bad Radkersburg in der Steiermark lagen die Werte sogar um 3,3 Grad über dem Mittel.
Die Höchstwerte wurden am 10. Juli gemessen: 36,3 Grad hatte es in Andau im Burgenland, 36,2 Grad in der Inneren Stadt in Wien, 36,1 Grad in Wiener Neustadt (NÖ).
In Klagenfurt gab es heuer wiederum einen neuen Rekord: Dort wurde mit elf Hitzetagen die längste Serie an Hitzetagen in der Messgeschichte der Stadt erreicht.
Man könne vorbeugen, indem man seichte Gewässer meide und über die Stege direkt ins tiefere Wasser steige. Ebenso sei es empfehlenswert, sich nach dem Baden sorgfältig abzufrottieren und nasse Badekleidung zu wechseln, so die MA45. Komme es zu einer Hautreaktion, heile diese in der Regel nach ein bis zwei Wochen wieder ab.
Auch die Trockenheit wird zum Problem
Eine weitere Nebenwirkung der Hitze ist natürlich die zunehmende Trockenheit: „Bis Juni war alles bestens, aber im Juli ist die Situation gekippt“, beschreibt Meteorologe Zimmermann. „Im Berg- und Hügelland war es bisher überdurchschnittlich nass, im östlichen Flachland wiederum viel zu trocken.“ Bäder und Wiesen seien hier schon sehr ausgedörrt, es gab auch bereits erste Maßnahmen, etwa ein Grillverbot in Wien.
Und wie geht es weiter?
„Eine längere Verschnaufpause ist nicht in Sicht“, sagt Zimmermann. Am Samstag und Sonntag sind im Osten wieder bis zu 35 Grad möglich. Am Sonntag wird eine Kaltfront über Österreich ziehen; wie schnell diese den Osten erreicht, sei noch nicht sicher. Der kommende Montag dürfte Temperaturen unter 30 Grad bringen – danach sei aber wieder mit Hitzetagen zu rechnen.
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