25 Jahre Skischule Wien: Ein Unikum geht auf Herbergssuche
Einer gewissen Unzufriedenheit ist es zu verdanken, dass im Winter 1996 eine Sporteinrichtung gegründet wurde, die Institution und Kuriosum zugleich ist: die Skischule Wien.
Eine gewisse Unzufriedenheit ist es auch, die dazu führen könnte, dass die Skischule nach einem Vierteljahrhundert auf der Hohen-Wand-Wiese vor einer großen Veränderung steht.
Dazwischen liegt eine bewegte Geschichte – voll „Freude beim Zuschauen, wenn die Kinder runterfahren“, sagt Gerald Eder. Er führt die Skischule mit Illy Bernhart. Sie war früher nicht nur Eders Geschäfts- sondern auch Lebenspartnerin – und arbeitete neben dem Studium im Salzburger Skiort Saalbach als Skilehrerin.
Zufrieden machte sie das, unter anderem wegen des schlechten Lohns, aber nicht. So kamen Eder und sie auf die Idee, eine eigene Skischule hochzuziehen.
Ein Standort war schnell auserkoren: die Hohe-Wand-Wiese in Penzing – knapp 500 Meter von der Grenze zu Niederösterreich und nicht weit von Eders und Bernharts damaligem Zuhause entfernt. Der Hang ist seit 1957 im Besitz der Stadt, 1966 wurde dort eine Skipiste mit Lift, Schneekanonen und Flutlichtanlage eröffnet.
Mangelware Skilehrer
30 Jahre später bekam Bernhart von der Stadt die Genehmigung erteilt, auf eben dieser Anlage Skikurse abzuhalten. Ein Container wurde dorthin gekarrt, die Skischule Wien war geboren. „Wir haben dort einfach Anmeldezettel für Kurse aufgelegt. Das stieß gleich auf Interesse“, erzählt Eder.
Skischule & Piste
14., Mauerbach-straße 172
Kurse und Skibetrieb an Wochenenden und in den Ferien (außer 31. Dezember und 1. Jänner) von 9 Uhr bis zur Dämmerung.
Saisonstart
Der erste Kurstag ist der 18. Dezember, der erste Tag mit Publikumsbetrieb der 19. Dezember. Von 19. bis 23. Dezember darf man gratis Ski fahren.
Preise & Aufruf
Kurse sind online ab 70 Euro buchbar, eine Tageskarte kostet 7 Euro. Bewerbungen von Skilehrern sind willkommen.
Weiterer Unterschied zum Heute, in dem die Kursanmeldung online abläuft: Die Winter waren kälter. Der Hang konnte also bei Bedarf künstlich beschneit werden. „Die Stadt hat nachts ganze Mannschaften ausgeschickt“, so Eder.
Denn eine Schneedecke zustande zu bringen, war schon immer ein bisschen ein Ringen: „Die Piste ist auf einem Südhang. Und die Luftfeuchtigkeit ist in Wien zum Beschneien meist zu hoch“.
Eine andere Herausforderung, die die Skischule stets begleitet, ist der Skilehrer-Mangel. Diese sind in der Stadt – so wie Skipisten – eben ein Unikum. Im Jahr 2001 war das Problem so gravierend, dass die Skischule im Radio zu Bewerbungen aufrief.
Pächterwechsel
Trotz allem ging es mit der Skischule stets bergauf, bis ab 2006 etwas unruhigere Zeiten anbrachen. Die Stadt investierte damals kräftig in die Anlage: Der Lift und die Schneekanonen wurden modernisiert und eine Sommerrodelbahn sowie fixe Gebäude gebaut, in die Gastro und die Skischule einzogen.
Als Betreiber zog sich die Stadt aber zurück, die Anlage wurde in den Folgejahren mehrmals verpachtet. Mit den wechselnden Pächtern musste sich wiederum die Skischule auf Nutzungskonditionen einigen.
Und die Piste wurde sukzessive kleiner: Man ging dazu über, die Sommerrodelbahn im Winter nicht mehr ganz abzubauen. 2014 wurde schließlich der Lift eingestellt.
Vor dem letzten Pächter-Wechsel im Jahr 2016 bewarb sich die Skischule sogar selbst. Den Zuschlag erhielt allerdings ein Mountainbike-Verein, der dort ein Trailcenter eröffnete.
Eder und Bernhart wechselten daraufhin die Strategie: Ski gefahren wird seither auf Matten aus Kunststoff, mit denen der untere Bereich des Hangs ausgelegt wird. Heuer sind es 3.500 Quadratmeter, ein Förderband dient als Lift. Attraktiv ist das vor allem für blutige Anfänger.
Geschenk an die Wiener
Richtig willkommen fühlt sich die Skischule in Penzing aber nicht mehr. Mit ein Grund dafür: Der Mountainbikeverein verwehre der Skischule heuer den Zutritt zu den Innenräumen. „Wir werden deshalb ein Zelt aufbauen, wo sich die Kinder umziehen können“, so Eder.
Er und Bernhart haben sich wegen der Konflikte – und auch, weil sie mehr Platz brauchen, um der starken Nachfrage aus Schulen entsprechen zu können – auf die Suche nach einem neuen Standort gemacht. Ins Auge gefasst haben sie die Dollwiese in Hietzing, eine städtische Skiwiese. Einigen konnte man sich mit dem Sportamt aber nicht.
Zum 25. Geburtstag der Skischule wünscht sich Eder daher, „dass man sich ernsthaft damit auseinandersetzt, einen Standort für uns zu finden, wo wir unsere Arbeit machen können“. Bis das geschieht, beschenkt er kurzerhand die Wiener: Vom Saisonstart am 19. bis 23. Dezember kann man auf seinen Matten gratis Ski fahren.
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