Priebke: Italien lässt Sarg "verschwinden"

Auf diesem Militärflughafen wurde der Sarg zuletzt gesichtet - wo er jetzt ist, ist unklar.
Keine Lösung um den Sarg des Kriegsverbrechers - wo er sich derzeit befindet, ist unklar.

Im Streit über die letzte Ruhestätte für den in Rom gestorbenen Nazi-Kriegsverbrecher Erich Priebke ist immer noch keine Lösung in Sicht. Der Leichnam wurde vom Militärflughafen Pratica di Mare bei Rom weggebracht, auf dem er sich seit Dienstagabend befand. Noch unklar ist, wo der Sarg gebracht wurde, berichteten italienische Medien. Es wurde jedoch ausgeschlossen, dass er an Bord eines Flugzeuges geladen worden sei.

Der Sarg des SS-Mann, der im März 1944 an dem Nazi-Massaker an 335 Zivilisten in der Nähe von Rom beteiligt gewesen war, war am Dienstagabend zum Flughafen gebracht worden, nachdem in der Kleinstadt Albano vor dem Totendienst für Priebke Tumulte ausgebrochen waren. Eine Trauerfeier, die von der erzkonservativen Piusbruderschaft organisiert wurde, musste am Dienstagabend abgebrochen worden.

"Heiße Kartoffel"

Priebke: Italien lässt Sarg "verschwinden"
File photo of convicted former Nazi SS captain Erich Priebke leaving after attending a mass at a church in northern Rome October 17, 2010. Authorities in the hometown of a Nazi war criminal are trying to block any attempt to bury him there following opposition to a funeral for him in Argentina and in Rome, where he died last week October 11, 2013, at the age of 100. German former SS officer Erich Priebke had been serving a life sentence under house arrest for his role in the killing of 335 civilians in 1944 in caves near Rome, one of Italy's worst wartime massacres. He never apologised. Speculation grew that his body might be brought to his birthplace of Hennigsdorf near Berlin after authorities in the Italian capital spoke out against a funeral there. But fearing his grave could become a pilgrimage site for German neo-Nazis, officials in the small town quickly raised objections. REUTERS/Alessandro Bianchi/Files (ITALY - Tags: CRIME LAW)
Laut Priebkes Anwalt Paolo Giachini müssen die italienischen Behörden eine Lösung im Streit um die letzte Ruhestätte des am Freitag im Alter von 100 Jahren gestorbenen Priebke finden. Italien habe Priebke zu Lebzeiten aus Argentinien ausliefern lassen, ihn verurteilt und jahrelang im Hausarrest gelassen, sagte Giachini am Mittwochabend: "Jetzt soll Italien die heiße Kartoffel behalten".

Priebke wollte nach Angaben seines Anwalts in Argentinien neben seiner Ehefrau beigesetzt werden. Das südamerikanische Land, wo Priebke bis zum Jahr 1994 in der Stadt Bariloche unbehelligt unter seinem echten Namen gelebt hatte, wies das Ansinnen jedoch zurück. Auch Priebkes brandenburgische Heimatgemeinde Hennigsdorf bei Berlin und die Stadt Rom lehnten es ab, den ehemaligen SS-Offizier zu bestatten. "Der Umgang mit den sterblichen Überresten eines im Ausland verstorbenen Deutschen ist eine Angelegenheit der Angehörigen", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Mittwoch in Berlin.

Napolitano drängt auf Gesetzesänderung

Inzwischen macht der italienische Präsident Giorgio Napolitano Druck auf das Parlament für eine rasche Verabschiedung eines Gesetzes gegen Holocaust-Leugnung. Nach Priebkes Tod haben einige italienische Parteien dem Senat einen Gesetzesentwurf vorgelegt, das die Leugnung des Holocaust unter Strafe stellt. Sie reagierten somit auf die Veröffentlichung eines Interviews mit revisionistischen Thesen Priebkes, das der Deutsche laut seinem Rechtsanwalt als sein „politisches Testament“ bezeichnete. „Mit dieser Initiative wollen wir auf die erschütternden Aussagen Priebkes reagieren“, betonte der Präsident der Justizkommission im Senat, Francesco Nitto Palma.

In dem nach seinem Tod veröffentlichten Interview leugnete Priebke, dass es Beweise für die Gaskammern zur Vernichtung jüdischer Gefangenen in deutschen Konzentrationslagern gebe. Er selber habe im Mai 1944 Mauthausen besucht, dort gab es keine Gaskammern, behauptete Priebke. „Es war notwendig, Deutschland bestimmte Verbrechen zuzuschreiben, um die Deutschen als Kreaturen des Bösen darzustellen“, hieß in dem Dokument.

Kommentare