Verteidigung schießt sich auf Polizei ein

epa03585319 Henke Pistorius (2-L) father of South African paralympic and Olympic sprinter, Oscar Pistorius (R) reaches out to touch his son at the Pretoria magistrates court, South Africa 15 February 2013. Pistorius has been officially charged with murder and his bail application is postponed to the 20th of February. He was arrested 14 February 2013 for allegedly shooting and killing his girlfriend Reeva Steenkamp at his home in the Silverwoods security estate in Pretoria, South Africa. EPA/STR SOUTH AFRICA OUT
Der Chefermittler im Fall Pistorius wird des versuchten siebenfachen Mordes verdächtigt. Am Freitag entscheidet das Gericht, ob Pistorius gegen Kaution freikommt.

Am Donnerstag wendete sich das Blatt. Der bisherige Chefermittler Hilton Botha wurde von dem Fall abgezogen. Er selbst wird des siebenfachen Mordversuchs verdächtigt. Außerdem hat er die Spuren am Tatort mit seinen Schuhen verwischt. Die Entscheidung über die Abberufung verkündete Donnerstagnachmittag Südafrikas Polizeichefin Riah Phiyega höchstpersönlich. Daraufhin vertagte sich das Gericht auf Freitag, um zu entscheiden, ob Oscar Pistorius gegen Kaution freikommt.

Der Sprintstar, der seine Freundin erschossen hat, weil er sie mit einem Einbrecher verwechselte – das ist seine Version der Geschehnisse – hat das Glück, dass seine Verteidiger zu den besten Südafrikas gehören. Sie hatten herausgefunden, dass Chefermittler Hilton Botha 2011 wie wild auf einen Kleinbus geschossen hatte, den er stoppen wollte. In dem Auto saßen sieben Menschen. Der Fall war bereits zu den Akten gelegt worden, obwohl Botha in dieser Nacht angeblich betrunken war, was er bestreitet. Nicht bestreiten konnte er bei seiner Zeugenaussage am Donnerstag, dass die Ermittlungen am Tatort in Pistorius Haus in Silverlakes, einem Vorort von Pretoria, „besser hätten geführt werden können“. So hatte er keinen Schutz über den Schuhen getragen und damit Spuren verwischt. Die Staatsanwaltschaft musste auch zurücknehmen, dass in dem Haus Dopingmittel gefunden wurde.

In ersten Reaktionen meinten viele Südafrikaner, dass sie ihre Polizei ja schon immer für korrupt gehalten haben. Die Sponsoren des „Blade Runners“ – wie Nike – haben ihre Verträge vorläufig nur auf Eis gelegt.

Henke Pistorius, der 59-jährige Vater des Sportstars, ein Geschäftsmann, will die Unschuld seines Sohnes beweisen: „Ich habe null Zweifel daran, dass mein Sohn dachte, es sei ein Einbrecher.“ Gerade Sportler gingen mit Waffen instinktiv um, sie reagieren schneller als andere, sagte er in einem Interview.

Pistorius wird von Staranwalt Barry Roux verteidigt, unterstützt wird er von dem Forensiker Reggie Perumal, der oft bei besonderen Todesfällen eingeschaltet wird – wie bei den von der Polizei erschossenen Minenarbeitern in Marikana. Als Spin Doctor für die Außenwirkung und Medienarbeit fungiert der Ex-Chefredakteur der britischen Sun, Stuart Higgins.

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