Familie Steenkamp bricht Schweigen
Nach der Ermordung der Freundin des südafrikanischen Sprintstars Oscar Pistorius sind am Montag neue Details ans Tageslicht gekommen: Die Tageszeitung Beeld berichtet, Pistorius habe erst vor kurzem versehentlich eine Pistole in einem Restaurant abgefeuert. Auch von einem möglichen Anabolika-Missbrauch war in mehreren Medien die Rede.
Die Sportikone habe in Johannesburg die Waffe eines Freundes betrachten wollen, als sich plötzlich ein Schuss gelöst habe, sagte Kevin Lerena, ein Freund des mehrfachen Paralympics-Siegers, dem Blatt. "Ich bekam einen Riesenschreck, weil die Kugel wenige Zentimeter neben meinem Fuß in den Boden einschlug", sagte Lerena. Pistorius habe dem Restaurantchef anschließend weisgemacht, dass überhaupt nichts vorgefallen sei.
Der ehemalige Fußballprofi Marc Batchelor bestätigte in der Zeitung Star den Vorfall. Pistorius habe sich zudem von seiner früheren Freundin Samantha Taylor im Schlechten getrennt, sagte Batchelor. Demnach hatte sich Taylor wiederholt über die extrem riskante Fahrweise von Pistorius beschwert.
Pistorius unter Anabolika-Einfluss?
Der 26-jährige, der mit seinen spektakulären Sprints auf Beinprothesen zum Star wurde, wird beschuldigt, seine Lebensgefährtin am Valentinstag vorsätzlich getötet zu haben. Im Körper der 29-jährigen Reeva Steenkamp waren vier Kugeln aus Pistorius' Neun-Millimeter-Pistole gefunden worden. Er bestreitet den Vorwurf. Über den tragischen Vorfall kursieren etliche Gerüchte: Demnach könnte Pistorius unter Einfluss von Anabolika und Alkohol gestanden oder seine Freundin für einen Einbrecher gehalten haben. Auch ein Eifersuchtsdrama wird nicht ausgeschlossen. Am Wochenende berichteten Medien, dass ein blutiger Cricketschläger im Haus von Pistorius gefunden wurde.
"Warum mein kleines Mädchen?"
Die Familie von Reeva Steenkamp sah sich nun veranlasst, ihr Schweigen zu brechen. "Wir wollen wissen, warum unsere Tochter auf diese Weise sterben musste", sagte Steenkamps Mutter June der Times of South Africa. Die 29-Jährige wird am Dienstag beigesetzt - demselben Tag, an dem der unter Mordverdacht stehende Pistorius erneut vor Gericht erscheint.
"Warum mein kleines Mädchen? Warum ist das passiert? Warum hat er das getan?", gab June Steenkamp ihrer Verzweiflung Ausdruck. "Alles, was wir haben, ist dieser entsetzliche Tod, mit dem wir fertig werden müssen. Alles, was wir wollen, sind Antworten(...)". Zur Trauerfeier am Dienstag in Steenkamps Heimatstadt Port Elizabeth würden mehr als einhundert Gäste erwartet, sagte Steenkamps Onkel Mike der Nachrichtenagentur AFP. Bei der Zeremonie werde Steenkamps Lieblings-Psalm verlesen werden (Psalm 23: "Der Herr ist mein Hirte (...)"). Die Familie habe Beileidsbekundungen aus Südafrika und der ganzen Welt erhalten. Vor dem Haus türmten sich am Wochenende Blumen und Trauerkränze.
Fans und Sponsoren stehen zu Pistorius
Auch der mutmaßliche Mörder Pistorius erfährt eine Welle der Unterstützung und Sympathie. Der Strom der Besucher in der Brooklyn-Polizeistation in Pretoria reißt nicht ab. Der 26-Jährige empfing am Montag Familienangehörige, Anwälte, Freunde, Berater und Geistliche. Auch seine Sponsoren unterstützen Pistorius weiterhin. Wie Forbes berichtet, haben die Sportartikelfirma Nike und der Brillenhersteller Oakley ihre Verträge mit dem behinderten Sportler bisher nicht gekündigt. Ans Laufen ist bei Pistorius momentan ohnehin nicht zu denken: Am Montag hat der Sportler offiziell alle geplanten Wettkämpfe abgesagt.
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