Die Papstmacher

Die Hälfte der wahlberechtigten Kardinäle wurde von Benedikt XVI. ernannt und verspricht Linientreue.

Nur einen Tag nach der überraschenden Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI. läuft das Rätselraten, wer der nächste Papst wird, bereits auf Hochtouren. Die Spekulationen über „papabili“, also denkbare Kandidaten für den Stuhl Petri, haben in Rom Tradition. Der Vatikanexperte der römischen Tageszeitung La Repubblica, Marco Ansaldo, ist überzeugt: „Kardinal Schönborn könnte eine erste Wahl unter den ausländischen Papst-Kandidaten sein.“

Für Vatikanexperten Marco Politi gibt es zwei mögliche Namen, die in die engere Wahl kommen: „Es könnte Kardinal Angelo Scola der Nachfolger Ratzingers werden oder auch der Präfekt der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet.“ Gute Chancen werden weiters den beiden Afrikanern, dem ghanesischen Kardinal Peter Turkson und dem nigerianischen Kardinal Francis Arinze, eingeräumt. De Lateinamerikaner Oscar Maradiaga und Leonardo Sandri gelten ebenfalls als Favoriten für die Papst- Nachfolge.

Abgeschottet

Auf wen die Wahl tatsächlich fällt, werden die 118 wahlberechtigten Kardinäle beim Konklave im Vatikan ab Mitte März entscheiden. Während der Papstwahl bleiben die Teilnehmer von der Außenwelt abgeschottet. Man will so die Wahl vor politischen und medialen Einflüssen schützen. Während des Konklaves leben die Kardinäle im Gästehaus des Vatikans. An der Papstwahl nehmen 28 Kardinäle aus Italien teil, 34 Purpurträger kommen aus anderen europäischen Ländern, 19 aus Süd- und 14 aus Nordamerika, jeweils elf aus Afrika und Asien sowie einer aus Ozeanien. Insgesamt 67 Kardinälen wurde die Kardinalswürde während der knapp achtjährigen Amtszeit von Benedikt XVI. verliehen. Dabei achtete der Papst genau, dass sie treu und konservativ hinter der Lehre der katholischen Kirche stehen. Viele plädieren dafür, endlich einen Papst aus Lateinamerika, Afrika oder Asien an die Macht kommen zu lassen. Immerhin stammen 28 Prozent aller Katholiken aus Süd- und Mittelamerika, 15 Prozent der Gläubigen sind Afrikaner.

Auch die Spekulationen über den „wahren“ Gesundheitszustand des Papstes“ reißen in Rom nicht ab. Der Papst musste vor drei Monaten einen Eingriff am Herzen vornehmen lassen, von dem allerdings nichts an die Öffentlichkeit drang. Die Herzoperation, bei dem ihm die Batterie seines Herzschrittmachers ersetzt wurde, bezeichnete Papstsprecher Pater Federico Lombardi als „absoluten Routineeingriff“. Größere gesundheitliche Beschwerden schloss Lombardi am Dienstag jedoch aus.

Auch die Vatikan-Insiderin Giovanna Chirri weiß nichts von einer Krankheit. Ihr sei nur ein kleiner Schlaganfall bekannt, den Joseph Ratzinger noch vor seiner Wahl zum Papst erlitten hatte. Chirri landete am Montag übrigens den „Scoop“ ihres Lebens. Die Journalistin der italienischen Nachrichtenagentur Ansa war die Erste, die vom Rücktritt des Papstes berichtete. „Ich hatte weiche Knie und war zuerst nicht sicher, ob ich es richtig auf Latein verstanden habe, obwohl der Papst ein sehr einfach zu verstehendes Latein spricht“, beschreibt Chirri den emotionalen Moment.

Papst Benedikt XVI. wird sich von allen Gläubigen bei seiner letzten Generalaudienz auf dem Petersplatz am 27. Februar verabschieden. „Der Papst erlebt mit großer Ruhe diese Stunden. Sein Beschluss war gut überlegt“, betonte Lombardi.

Böse Omen

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A boy (L) releases a dove next to Pope Benedict XVI during the Angelus prayer in Saint Peter's square at the Vatican January 27, 2013. REUTERS/Max Rossi (VATICAN - Tags: RELIGION ANIMALS)
Inzwischen machen unter Abergläubischen auch die Erinnerungen an böse Vorzeichen die Runde. Dabei wird auf Nanni Morettis letzten Film „Habemus Papam“, bei dem ein Papst kurz nach seiner Wahl aus dem Vatikan ausbüxt und das Weite sucht, als Prophezeiung verwiesen. Während einer alten lateinischen Messe, die Papst Benedikt im Jänner 2008 in der Sixtinischen Kapelle zelebrierte, verlor er den goldenen Fischerring, den er am rechten Ringfinger trägt. Dieser Ring wird beim Tod eines Papstes mit dem Hammer zerschlagen.

Ein weiteres Vorzeichen ereignete sich erst vor wenigen Wochen, als aus der päpstlichen Wohnung eine weiße Taube entflog und kurz darauf von einer aggressiven Möwe in die Enge getrieben wurde. Auch der Angriff auf die Friedenstaube, sei als ein „rational nicht erklärbares Ereignis, das sich zwischen Himmel und Erde abspielte“, als böses Omen zu erkennen.

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