Regierung verteidigt Arbeit der Polizei

epa03715084 A British police woman reads messages of condolence left by members of the public at the scene where Drummer Lee Rigby, 2nd Battalion The Royal Regiment of Fusiliers was murdered in John Wilson street, Woolwich, South London, England 24 May 2013. A major police operation was launched on 22 May 2013 after two suspected terrorists murdered Lee Rigby in John Wilson Street, Woolwich, south-east London, England, 22 May 2013. EPA/FACUNDO ARRIZABALAGA
Kritik an den Ermittlern, Alarmbereitschaft vor dem Champions- League-Finale.

Die Attentäter von London waren der Polizei bekannt – warum wurden sie nicht aufgehalten? Diese Frage beschäftigt die Menschen in Großbritannien.

Derartige Taten könnten nie ganz ausgeschlossen werden, verteidigt die Regierung nach der tödlichen Attacke auf einen Soldaten die Arbeit der Polizei. In einer freien Gesellschaft sei es sehr schwer, jeden einzelnen ständig zu kontrollieren, sagte der für die Kommunen zuständige Minister Eric Pickles.

Das Opfer, Lee Rigby, 25, Vater eines zweijährigen Sohnes, war auf offener Straße mit einem Fleischermesser und anderen Waffen niedergemetzelt worden. Die Attentäter riefen bei dem Mord islamistische Parolen. Weil die beiden – der 28-jährige Michael Adebolajo und der 22-jährige Michael Adebowale – der Polizei und den Geheimdiensten bekannt waren, hagelte es nach der Bluttat Kritik an den Ermittlern. Der Ex-Chef des Inlandsgeheimdienstes MI5, Richard Barrett, erklärte, es sei extrem schwer vorherzusagen, wann genau Radikale, die über lange Zeit hinweg eher harmlos wirken, plötzlich gewalttätig werden könnten. Die zwei Islamisten, die von der Polizei durch Schüsse überwältigt wurden, befinden sich unter scharfer Bewachung im Spital. Sie sind nicht lebensgefährlich verletzt.

Seit dem Angriff sind in London 1200 zusätzliche Polizisten im Einsatz. Sie sollen vor allem dort Präsenz zeigen, wo sich Menschenmassen versammeln. Angesichts des heute, Samstag, stattfindenden Champions-League-Finales im Londoner Wembleystadion sah die Polizei aber weiterhin kein erhöhtes Sicherheitsrisiko. „Zu diesem Zeitpunkt gibt es keinerlei Anhaltspunkte für eine erhöhte Bedrohung“, sagte ein Sprecher von Scotland Yard gestern, Freitag, Nachmittag. Zum Endspiel zwischen Bayern München und Borussia Dortmund werden Zehntausende Fans aus Deutschland in London erwartet (siehe auch Seiten 14–16).

Flugzeug abgefangen

Großbritannien ist jedenfalls in Alarmbereitschaft. Gestern, Freitag, wurde ein pakistanisches Flugzeug von Kampfjets abgefangen. Die Maschine mit knapp 300 Passagieren war in Lahore gestartet und sollte in Manchester landen. Kurz zuvor wurde sie nach London-Stansted umgeleitet. Zwei Männer wurden festgenommen; ihnen wird „Gefährdung des Luftverkehrs“ vorgeworfen. Sie hatten Drohungen ausgestoßen und versucht, ins Cockpit vorzudringen.

Zuerst Boston, jetzt London: Wieder haben islamistische „Amateur-Terroristen“ zugeschlagen. Dass die beiden Verbrecher einen britischen Soldaten bei helllichtem Tag in aller Öffentlichkeit mit Fleischermessern niedermetzelten und dann noch blutverschmiert mit Passanten plauderten, zeigt, wie durchgeknallt sie sind. Vor solchen Typen gibt es letztlich keinen Schutz. Das beste Anti-Terror-System hat keine Handhabe gegen „einsame Wölfe“, die sich im stillen Kämmerlein ihre krude Welt zusammenbasteln. Und sich so lange einreden (lassen), dass der Westen die Muslime umbringt, bis sie selbst als simple „Do-it-yourself“-Terroristen (© La Repubblica) enden.

Damit sichern sie sich zwar kurzfristig eine weltweite mediale Präsenz, doch die Auswirkungen ihrer Taten sind überschaubar – auch wenn jedes Opfer eines zu viel ist. Schaffte es El Kaida einst noch, Flugzeuge in Hochhäuser zu steuern, müssen sich die Nachwuchs-Bin-Ladens jetzt mit selbst gebastelten Bomben und Fleischerwerkzeug begnügen. Diese Tatsache beweist, dass der viel geschmähte Anti-Terror-Kampf doch nicht so erfolglos war und ist. In unseren Breiten gab es schon jahrelang keinen wirklich großen Anschlag mehr.

Jetzt geht es darum, den islamistischen Hasspredigern im Westen das Handwerk zu legen sowie gegen extremistische Seiten im Internet vorzugehen. Denn das sind die Quellen, aus denen sich potenzielle Attentäter wie in Boston oder London nähren. Und auch alle muslimischen Organisationen sind gefragt: Alles andere als eine bedingungslose und laute Verurteilung von Gewalt im Namen Allahs ist zumindest eine Duldung derselben.

Terroristen jedweder Schattierung verdienen nur eines: Null-Toleranz, harte Verfolgung, strenge Strafen.

Der britische Fernsehsender ITV strahlte am Abend Amateuraufnahmen mit einem jungen Mann aus, der in seinen blutverschmierten Händen zwei Messer hielt. "Auge um Auge, Zahn um Zahn", rief der mutmaßliche Täter und forderte zum Sturz der Regierung auf. Er bedauerte, dass Frauen die Tat ansehen mussten. "Aber in unserem Land müssen unsere Frauen dasselbe ansehen." Der Mann könnte Afghanistan gemeint haben, wo britische Truppen gegen die Taliban und die Al-Kaida kämpfen.

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