Donnerstag endet das Ultimatum der Entführer

epa03580131 Yemeni soldiers escort a police van carrying al-Qaeda militants into the state security appeal court in Sana'a, Yemen, 12 February 2013. Reports state the court upheld the primary court's verdicts in the case of 24 al-Qaeda militants, maintaining the sentences of from one to seven years in prison on charges of belonging to the Al-Qaeda in the Arabian Peninsula (AQAP) and forming armed terror gangs to carry out attacks against foreign and Yemeni interests. EPA/YAHYA ARHAB
Ab jetzt wird um das Leben des 26-jährigen Wieners verhandelt. Die Cobra ist vor Ort.

Wenn die jemenitischen Entführer von ihrem Ultimatum nicht abrücken, bleibt nur noch bis kommenden Donnerstag Zeit, um das Leben des 26-jährigen Wieners Dominik N. zu retten.

Wie der KURIER berichtete, ist im Fall des am 21. Dezember am Tahrir-Platz in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa zusammen mit einem finnischen Paar entführten Studenten ein beängstigendes Erpresservideo aufgetaucht. Die Botschaft wurde am 21. Februar auf YouTube online gestellt. Darin ist zu sehen, wie Dominik N. die Lösegeldforderung seiner Entführer formuliert, während der Lauf einer Kalaschnikow auf ihn gerichtet ist. Wenn die gestellten Forderungen nicht erfüllt werden, „werden sie mich sieben Tage nach Veröffentlichung dieses Videos töten“, sagt der Österreicher unter Tränen, bevor er ein paar persönliche Worte seine Liebsten richtet.

Donnerstag endet das Ultimatum der Entführer
Für die Familie des 26-Jährigen löste die Nachricht eine nur schwer zu bewältigende Gefühlsachterbahn aus. „Wir sind im engen Kontakt mit der Familie. Einerseits ist bei den Eltern die Freude groß, ein erstes Lebenszeichen zu haben. Andererseits war es für sie natürlich sehr belastend, sich dieses Video anzusehen“, erklärte Außenamtssprecher Martin Weiss. Die Eltern mussten mitansehen, wie ihrem geliebten Sohn ein Maschinengewehr an den Kopf gehalten wird. Das Außenministerium will indes eine möglicheRegressforderungan Dominik N. nicht ausschließen.

Krisenstab

Nach der dramatischen Entwicklung im Entführungsfall tagte am Wochenende der in solchen Fällen eingesetzte Krisenstab im Außenministerium, zu dem auch Vertreter des Verteidigungsministeriums und des Kanzleramts gehören. Der Krisenstab steht in ständigem Kontakt mit dem österreichischen Expertenteam, das sich seit der Entführung am 21. Dezember vor Ort im Jemen befindet. Das setzt sich aus Diplomaten und Vertretern der Sicherheitsbehörde, wie beispielsweise der Polizei-Sondereinheit Cobra, zusammen.

Bindeglied

Dieses Team fungiert als Bindeglied zu der jemenitischen Regierung, die jetzt die Verhandlungen mit den Geiselnehmern führt: Wie viel Lösegeld fordern sie? Wie sollte der Austausch erfolgen?

Hinter der Entführung steckt laut Angaben des Wieners in der Video-Botschaft ein jemenitischer Volksstamm. Solche Stammesgruppen nutzen die Entführung ausländischer Staatsbürger immer wieder als massives Druckmittel gegen die jemenitische Regierung, um etwa die Freilassung von eigenen Stammesmitgliedern oder einen infrastrukturellen Ausbau zu erwirken.

Dass es sich bei Dominik N.s Entführern um mehrere Mitglieder der Terrorvereinigung „El Kaida“ handelt, glauben Jemen-Experten nicht. Deren Einfluss im Jemen werde sehr oft überschätzt, heißt es.

Ursprünglich hatte es Medienberichten zufolge geheißen, Dominik N. sei von Stammeskämpfern entführt und an die „El Kaida“ verkauft worden. Meldungen, wonach El Kaida 8,5 Millionen Euro für die Freilassung des Österreichers verlangt, wurden vom Außenamt nie bestätigt.

In Österreich weiß man noch nichts von einer konkreten Lösegeldsumme oder wie die Übergabemodalitäten aussehen sollen. „Die Informationen sind noch nebulös und unklar“, sagt Sprecher Weiss. Da die Angaben im Erpresservideo sehr unkonkret seien, müssten viele Fragen erst im Detail geklärt werden. Währenddessen gäbe es laufend neue Informationen aus dem Jemen, sagt Weiss. Weitere Details könne er derzeit nicht nennen.

Alle Verantwortlichen hoffen, dass das am Donnerstag endende Ultimatum der Entführer nicht das letzte Wort und verhandelbar sei. „Es hat sich bei anderen Entführungen immer wieder gezeigt, dass solche Fristen auch verlängert wurden“, erklärt Weiss.

Zwei Abenteurer aus Vorarlberg und Deutschland haben vom Nervenkitzel anscheinend noch nicht genug. Obwohl die beiden Männer im Kongo in die Hände von Rebellen geraten waren und von UN-Soldaten befreit werden mussten, wollten sie ihre Reise durch Afrika keinesfalls abbrechen. Sie werden über Angola nach Namibia weiterreisen und erst im Mai nach Europa zurückkehren.

Wie berichtet, waren der Österreicher Felix F., 56, und der Deutsche Martin P., 32, Anfang Jänner bei der Durchreise durch den Kongo von Rebellen entführt worden.

Nachdem die beiden Männer am 5. Jänner bei Ishasha die Grenze zwischen Uganda und Kongo passiert hatten und auf dem Weg in die Stadt Beni waren, wurde ihr Geländewagen von Rebellen der FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas) gestoppt. Sie mussten zusehen, wie die Angreifer alle Autoscheiben zerschlugen und den Pkw ausräumten. Computer, GPS-Geräte, Telefon, Pässe und Bargeld wurden ihnen abgenommen.

Dem Deutschen gelang es, seiner Botschaft eine Nachricht zu schreiben. Eine UN-Truppe wurde entsandt, die mit den Rebellen verhandelte. Nach einer langen Nacht gaben die Angreifer ihre Geiseln ohne Widerstand frei. F. und sein deutscher Weggefährte bekamen ihre Reisepässe zurück und konnten ihren Trip fortsetzen.

In politisch brisanten Regionen der Welt kommt es immer wieder zu Entführungen westlicher Touristen, Geschäftsleuten und Journalisten. Im Folgenden ein Überblick über Ereignisse der vergangenen Jahre, in die Österreicher involviert waren.

27. Februar 1998
Nach fast zwei Wochen in der Gewalt von Geiselnehmern im westafrikanischen Sierra Leone kommen fünf europäische Missionare, unter ihnen der Vorarlberger Arzt Andreas Erhard (36), wieder frei. Die Entwicklungshelfer des Ordens der Barmherzigen Brüder waren am 14. Februar aus ihrem Spital in Lusar verschleppt worden. Die Entführung ereignete sich zwei Tage nach dem Sturz der Militärjunta.

23. April 2001
Eine Geiselnahme pro-tschetschenischer Rebellen in einem Istanbuler Luxushotel geht noch am gleichen Tag ohne Blutvergießen zu Ende. Die bewaffneten Kidnapper lassen die 120 Menschen in ihrer Gewalt - unter ihnen auch bis zu acht Österreicher - nach fast zwölf Stunden frei und ergeben sich der Polizei.

13. Mai 2003
Alle zehn in der algerischen Sahara entführten Österreicher werden nach fast zwei Monaten aus der Hand ihrer Geiselnehmer - der Salafisten-Gruppe für Predigt und Kampf (GSPC) - befreit und kehren nach Österreich zurück. Gemeinsam mit den acht Salzburgern und zwei Tirolern kommen sechs Deutsche und ein Schwede frei. Damit befinden sich noch 15 der ursprünglich insgesamt 32 entführten Europäer in der Gewalt von Geiselnehmern. Bei ihnen handelt es sich um zehn weitere Deutsche, vier Schweizer und einen Niederländer. Sie kommen Mitte August 2003 frei, eine deutsche Geisel überlebt die Strapazen nicht.

13. Juli 2005
Ein im Gaza-Streifen entführter Österreicher und ein Brite werden nach wenigen Stunden wieder freigelassen. Der Steirer Volker Mitterhammer, der für eine Tiroler Firma als Ingenieur für Wasseraufbereitungsanlagen arbeitet, war gemeinsam mit seinem britischen Kollegen von zwei Personen in ein Auto gezerrt und in das Flüchtlingslage Al Bureij gebracht worden. Beide Männer werden freigelassen, nachdem hohe palästinensische Offizielle einschreiten.

24. Dezember 2005
Während einer ganzen Serie von Einführungen von Ausländern im Jemen geraten auch die beiden österreichischen Architekten Barbara Meisterhofer (31) und Peter Schurz (52) in die Hände von Geiselnehmern. Nach wenigen Tagen kommen sie nach Verhandlungen zwischen Stammesführern und der Zentralregierung in Sanaa am 24. Dezember unversehrt wieder frei.

4. April 2006
Die Leichen der seit Jänner 2006 vermissten österreichischen Touristen Peter Kirsten Rabitsch (28) und Katharina Koller (25) werden in der bolivianischen Hauptstadt La Paz gefunden. Sie waren von Kriminellen entführt, ausgeraubt und ermordet worden. Das auf Weltreise befindliche Wiener Paar war von der bolivianischen Stadt Copacabana am Titicacaca-See kommend, am 26. Jänner in La Paz verschwunden. Im August 2006 werden die mutmaßlichen Mörder gefasst und ein Jahr später zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

16. November 2006
Der 25-jährige Oberösterreicher Bert Nussbaumer wird gemeinsam mit vier US-Bürgern und neun ortsansässigen Mitarbeitern der US-Sicherheitsfirma Crescent Security im Irak entführt. Nach ersten Video-Botschaften, die die Entführer den Behörden bzw. Medien zuspielen, gab es monatelang kein Lebenszeichen der Geiseln mehr. Im März 2008 werden mehrere Leichen im Irak gefunden. Eine davon wird in den USA als Bert Nussbaumer identifiziert.

Februar 2008
Zwei Touristen aus Österreich - die Halleiner Wolfgang Ebner (51) und Andrea Kloiber (43) - werden im tunesisch-algerischen Grenzgebiet gekidnappt und in den Norden Malis verschleppt. Die beiden Österreicher befinden sich 252 Tage lang in Geiselhaft des nordafrikanischen Zweigs des internationalen Terrornetzwerks El-Kaida "El-Kaida im islamischen Maghreb" (AQMI). Nach langen Verhandlungen gibt das Außenministerium in Wien Ende Oktober ihre Freilassung bekannt.

Jänner 2012
Bei einem Überfall auf europäische Touristen im Nordosten Äthiopiens werden fünf Menschen getötet. Bei einem Opfer handelt es sich um einen Österreicher. Bei den Tätern soll es sich der Landesregierung zufolge um von der eritreischen Regierung ausgebildete Banditen gehandelt haben. Eritreische Diplomaten weisen diese Vorwürfe zurück.

21. Dezember 2012
Ein 26-Jähriger, der vermutlich einen Sprachkurs im Jemen gemacht hat, wird in der Hauptstadt Sanaa - gemeinsam mit einem finnischen Paar - entführt. Sie wurden laut Medienangaben von vier bewaffneten Männern in ein Auto gezerrt und verschleppt.

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