Österreicher in Äthiopien erschossen

Eine Gruppe Österreicher wurde von Banditen überfallen. Ein 27-Jähriger starb im Kugelhagel.

Bei einer Raftingtour in Äthiopien haben unbekannte Banditen Sonntagfrüh eine Gruppe Österreicher überfallen: Es fielen Schüsse, ein 27-jähriger Innviertler wurde getötet. Der Zwischenfall spielte sich rund 570 Kilometer von der Hauptstadt Addis Abeba entfernt am Ufer des Blauen Nils ab. Die Gegend ist kaum besiedelt und unwegsam.

Österreicher in Äthiopien erschossen
Stephan Friedl, Schalchen, Äthiopien, Rafting, erschossen, Toter, Opfer

Die zehn Österreicher waren mit mehreren Booten unterwegs. Vier von ihnen bildeten die Vorhut. Sie campierten am Ufer, wo sie für die Räuber eine leichte Beute waren. Die unbekannten und derzeit noch flüchtigen Täter hatten es offenbar auf die teure Ausrüstung des Quartetts abgesehen. „Es handelt sich bei dem Überfall mit ziemlicher Sicherheit um ein Vermögensdelikt“, sagt Außenamtssprecher Martin Weiss. Einen politischen bzw. terroristischen Hintergrund schlossen die Behörden gestern dezidiert aus. Mehrere Schüsse sollen gefallen sein – der 27-Jährige wurde tödlich getroffen. Danach zerschossen die Räuber ihr Boot. Die drei Überlebenden, darunter soll sich der ehemalige Extremsportler Reinhold Bauböck befinden, mussten den Räubern ihr Hab und Gut aushändigen. Danach flüchteten sie zu Fuß.

"Skrupellos und brutal" - ein Reiseteilnehmer schildert die dramatischen Szenen in Äthiopien

Suchaktion

Von dem Zwischenfall sollen die restlichen sieben Touristen nichts bemerkt haben. Das Trio versteckte sich in einer Höhle. Von dort alarmierten sie via Satellitentelefon die österreichische Botschaft in Addis Abeba. Heimische Diplomaten setzten rasch die Suchaktion nach den Österreichern in Gang. Äthiopische Polizisten und Soldaten waren daran beteiligt. Stunden später wurden die Touristen in einem kleinen Ort aufgestöbert. „Sie sind erschöpft, aber wohlauf“, erklärt Weiss.

Lage des Tatorts in Äthiopien

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Äthiopien gilt zwar als gefährliches Urlaubsland, jedoch betont man im Außenamt, dass die Gruppe sehr gut vorbereitet gewesen sei. Organisiert hatte die Reise ein heimisches Extremsportunternehmen und – wie bei solchen Touren üblich – ein örtlicher Reiseveranstalter.

Österreicher in Äthiopien erschossen
BILD zu TP/OTS - Bauherr Reinhold Bauböck genießt schon die Aussicht vom neuen Baumzipfelweg im Talschluss des Glemmtals, der am 16. Juli mit einem großen Fest eröffnet wird.

Trauer

Im Heimatort des Getöteten, einer kleinen Gemeinde im Bezirk Braunau, herrschte am Montag tiefe Trauer. Der Mann war im örtlichen Fußballverein und im Musikverein aktiv. „Das Ganze ist furchtbar tragisch, den Stephan hat bei uns jeder gekannt – wir wissen seit dem Vormittag von dem Unglück“, sagt Amtsleiter Klaus Mitterbauer.

Der Werkzeugmacher soll sich für seine Expedition eine längere Auszeit genommen haben. Um ihn trauern die Eltern sowie ein älterer und zwei jüngere Brüder, die ebenfalls Fußball spielen. „Ein Schlag, der uns alle sehr mitnimmt“, sagt Carl van Gils, Präsident des Fußballvereins. Die Gemeinde will der Familie nun bei der Ausrichtung des Begräbnisses behilflich sein.

Laut dem österreichischen Außenministerium herrscht erhöhtes Sicherheitsrisiko in Äthiopien, es gibt eine partielle Reisewarnung für die Regionen Somali und Afar. Dennoch wagen sich immer wieder Leute in das afrikanische Land - wie etwa Reiseleiter Peter Weber, der im Gespräch mit dem KURIER seine Eindrücke schildert. Weber war schon mehrmals in Äthiopien, hat Reisen dorthin organisiert und verfolgt seit Jahren die Situation im Land. „Natürlich ist es sicher dort hin zu reisen, das Land ist groß und es gibt lohnende Gegenden ohne Probleme.“

Warum Äthiopien?

Zu diesen Regionen zähle etwa die Hauptstadt Addis Ababa - dort hat man aufgrund bestehender Probleme die lokalen Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. "Es wird empfohlen, verstärkte Wachsamkeit walten zu lassen und sich von Menschenansammlungen weitgehend fernzuhalten", rät das Außenamt.

Dass die Stadt trotzdem auf der Lonely Planet Trendliste 2013 gelandet ist, kann er Weber dementsprechend nicht nachvollziehen. „Die Stadt selbst ist nicht sensationell toll. Sie ist im Hochland, ist modern, hat einen schönen Markt, aber die historisch wirklich wichtigen und schönen Dinge liegen vor allem nördlich.“

Gänzlich abraten würde Weber von Reisen zur Danakil-Wüste. Diese liegt an der Küste des Roten Meeres im Afar-Dreieck in Eritrea, Äthiopien und Dschibuti: „Die bietet landschaftlich ohnehin nicht viel.“ Generell rät er aber immer: „Vorsicht walten lassen." Zudem empfiehlt es sich, beim Außenministerium die aktuelle Lage nachzulesen - und sich vorab abzusichern: Konsularische Hilfestellung für in Not geratene Österreicher kann nämlich - solange sie sich in Gebieten mit aufrechter Reisewarnung aufhalten - wenn überhaupt, nur in sehr eingeschränktem Umfang geleistet werden.

Äthiopien ist immer wieder Schauplatz von blutigen Konflikten. In vielen Grenzgebieten, aber auch im Landesinneren kommt es regelmäßig zu Überfällen durch bewaffnete Banden. Das riesige Land - etwa 15 Mal so groß wie Österreich - wird von der Partei "Revolutionäre Demokratische Volksfront" (EPRDF) von Ministerpräsident Meles Zenawi seit 1991 mit starker Hand regiert.

Der Binnenstaat im Nordosten Afrikas - seit der Unabhängigkeit Eritreas 1993 ohne Meerzugang - grenzt an Eritrea, den Sudan, den Südsudan, Kenia, Somalia und Dschibuti. Das Land nahm auf dem "Human Development Index" 2011 des UNO-Entwicklungsprogrammes (UNHDP) den 174. Platz von insgesamt 187 aufgelisteten Ländern ein. Viele Gebiete sind nicht durch Straßen erreichbar, haben nicht genügend sauberes Trinkwasser, zu wenige Schulen und keine ausreichende Gesundheitsversorgung.

Seit 2001 ist Girma Wolde Giorgis Präsident des Landes mit seinen rund 88 Millionen Einwohnern und mehr als 80 ethnischen Gruppen. Amharisch ist Landessprache.

Eritrea sagte sich 1961 von Äthiopien los, ein 30-jähriger Unabhängigkeitskrieg war die Folge. Erst 1993 konnte der Konflikt mit einem Unabhängigkeitsreferendum und der formellen Anerkennung Eritreas durch die UNO beigelegt werden. Von 1998 bis 2000 führte Äthiopien erneut Krieg mit seinem nördlichen Nachbarstaat um umstrittene Gebiete an der gemeinsamen Grenze.

2006 waren äthiopische Truppen mit Rückendeckung der USA in Somalia einmarschiert, um radikalislamische Milizen zu bekämpfen. Äthiopien beherbergt Zehntausende Flüchtlinge aus dem seit über 20 Jahren von einem Bürgerkrieg gebeutelten Somalia.

Äthiopien wird von Menschenrechtsorganisationen regelmäßig wegen massiver Menschenrechtsverletzungen angeprangert. Viele Oppositionelle sind ins Exil gegangen, eine nicht genau bekannte Zahl von Oppositionspolitikern sind inhaftiert.

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AFGHANISTAN TALIBAN ATTACK NATO OIL TANKER
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Fighters from the Al Qaeda-linked Islamist group M
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Haitian policeman checks a man for weapons in Port
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Iraqi policemen stand guard at a checkpoint after
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