Entführung neben Polizeistation

epa03350968 A Yemeni soldier controls traffic during a rally outside the residence of Yemeni President Abdo Rabbo Mansour Hadi in Sana'a, Yemen, 08 August 2012. Reports state thousands of Yemeni demonstrators staged a rally outside President Hadi's residence to show support for his latest decrees to restructure the Yemeni military and end divisions within the army, in line with Yemen's power transfer agreement which eased former president Ali Abdullah Saleh out of power in February. EPA/YAHYA ARHAB
Im Fall des im Jemen entführten Wieners gibt es eine erste, wenn auch vage Spur.

Erste Spur. Eine kurze Aussendung. Mehr werde man zum Entführungsfall im Jemen nicht sagen, erklärt das Außenamt. Jedes falsch verstandene Wort könne die am Freitag in der Hauptstadt Sanaa Verschleppten, einen 26-jährigen Wiener und ein finnisches Paar, gefährden, sagte Sprecher Martin Weiss.

Wie berichtet, werden in der jemenitischen Hauptstadt die drei Arabisch-Studenten gefangen gehalten. Ein konkretes Motiv für die Tat konnte bisher niemand ausmachen. Weder bekannte sich jemand zur Tat, noch wurden Forderungen gestellt. Ein Sicherheitsbeamter spekulierte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP über El Kaida als Drahtzieher. Im Außenministerium kommentierte man diese Mutmaßung nicht.

Der Inhaber eines Elektrogeschäftes berichtete am Samstag, dass die Entführung in seinem Geschäft auf dem belebten Tahrir-Platz ihren Ausgang genommen habe. Der Wiener habe sich mit seinen Begleitern in dem kleinen Laden nach einer Kamera umgesehen. Dann sei das bewaffnete Trio aufgetaucht, zwang sie in ihr Auto und fuhr davon.

Ein leitender Polizist sagte dem ORF, dass es bereits eine Spur gebe. Anhand der Nummerntafel des Entführungsautos habe man herausgefunden, dass der Pkw als gestohlen gemeldet ist. Dessen Besitzer sei bekannt. Bei der finnischen Zeitung Helsingin Sanomat meldete sich eine britische Journalistin, die tags zuvor mit den Finnen zu Abend gegessen hatte. In einer eMail berichtete sie, dass der Tatort rund 100 Meter von einer Polizeistation entfernt sei.

Reisewarnung

In der Region trafen der österreichische Botschafter Gregor Kössler und ein finnischer Diplomat ein. Für den Jemen gilt eine Reisewarnung. Das Außenamt rät allen Österreichern, die noch vor Ort sind, dringend zur Ausreise.

27. Februar 1998
Nach fast zwei Wochen in der Gewalt von Geiselnehmern im westafrikanischen Sierra Leone kommen fünf europäische Missionare, unter ihnen der Vorarlberger Arzt Andreas Erhard (36), wieder frei. Die Entwicklungshelfer des Ordens der Barmherzigen Brüder waren am 14. Februar aus ihrem Spital in Lusar verschleppt worden. Die Entführung ereignete sich zwei Tage nach dem Sturz der Militärjunta.

23. April 2001
Eine Geiselnahme pro-tschetschenischer Rebellen in einem Istanbuler Luxushotel geht noch am gleichen Tag ohne Blutvergießen zu Ende. Die bewaffneten Kidnapper lassen die 120 Menschen in ihrer Gewalt - unter ihnen auch bis zu acht Österreicher - nach fast zwölf Stunden frei und ergeben sich der Polizei.

13. Mai 2003
Alle zehn in der algerischen Sahara entführten Österreicher werden nach fast zwei Monaten aus der Hand ihrer Geiselnehmer - der Salafisten-Gruppe für Predigt und Kampf (GSPC) - befreit und kehren nach Österreich zurück. Gemeinsam mit den acht Salzburgern und zwei Tirolern kommen sechs Deutsche und ein Schwede frei. Damit befinden sich noch 15 der ursprünglich insgesamt 32 entführten Europäer in der Gewalt von Geiselnehmern. Bei ihnen handelt es sich um zehn weitere Deutsche, vier Schweizer und einen Niederländer. Sie kommen Mitte August 2003 frei, eine deutsche Geisel überlebt die Strapazen nicht.

13. Juli 2005
Ein im Gaza-Streifen entführter Österreicher und ein Brite werden nach wenigen Stunden wieder freigelassen. Der Steirer Volker Mitterhammer, der für eine Tiroler Firma als Ingenieur für Wasseraufbereitungsanlagen arbeitet, war gemeinsam mit seinem britischen Kollegen von zwei Personen in ein Auto gezerrt und in das Flüchtlingslage Al Bureij gebracht worden. Beide Männer werden freigelassen, nachdem hohe palästinensische Offizielle einschreiten.

24. Dezember 2005
Während einer ganzen Serie von Einführungen von Ausländern im Jemen geraten auch die beiden österreichischen Architekten Barbara Meisterhofer (31) und Peter Schurz (52) in die Hände von Geiselnehmern. Nach wenigen Tagen kommen sie nach Verhandlungen zwischen Stammesführern und der Zentralregierung in Sanaa am 24. Dezember unversehrt wieder frei.

4. April 2006
Die Leichen der seit Jänner 2006 vermissten österreichischen Touristen Peter Kirsten Rabitsch (28) und Katharina Koller (25) werden in der bolivianischen Hauptstadt La Paz gefunden. Sie waren von Kriminellen entführt, ausgeraubt und ermordet worden. Das auf Weltreise befindliche Wiener Paar war von der bolivianischen Stadt Copacabana am Titicacaca-See kommend, am 26. Jänner in La Paz verschwunden. Im August 2006 werden die mutmaßlichen Mörder gefasst und ein Jahr später zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

16. November 2006
Der 25-jährige Oberösterreicher Bert Nussbaumer wird gemeinsam mit vier US-Bürgern und neun ortsansässigen Mitarbeitern der US-Sicherheitsfirma Crescent Security im Irak entführt. Nach ersten Video-Botschaften, die die Entführer den Behörden bzw. Medien zuspielen, gab es monatelang kein Lebenszeichen der Geiseln mehr. Im März 2008 werden mehrere Leichen im Irak gefunden. Eine davon wird in den USA als Bert Nussbaumer identifiziert.

Februar 2008
Zwei Touristen aus Österreich - die Halleiner Wolfgang Ebner (51) und Andrea Kloiber (43) - werden im tunesisch-algerischen Grenzgebiet gekidnappt und in den Norden Malis verschleppt. Die beiden Österreicher befinden sich 252 Tage lang in Geiselhaft des nordafrikanischen Zweigs des internationalen Terrornetzwerks Al-Kaida "Al-Kaida im islamischen Maghreb" (AQMI). Nach langen Verhandlungen gibt das Außenministerium in Wien Ende Oktober ihre Freilassung bekannt.

Jänner 2012
Bei einem Überfall auf europäische Touristen im Nordosten Äthiopiens werden fünf Menschen getötet. Bei einem Opfer handelt es sich um einen Österreicher. Bei den Tätern soll es sich der Landesregierung zufolge um von der eritreischen Regierung ausgebildete Banditen gehandelt haben. Eritreische Diplomaten weisen diese Vorwürfe zurück.

21. Dezember 2012
Ein 26-Jähriger, der vermutlich einen Sprachkurs im Jemen gemacht hat, wird in der Hauptstadt Sanaa - gemeinsam mit einem finnischen Paar - entführt. Sie wurden laut Medienangaben von vier bewaffneten Männern in ein Auto gezerrt und verschleppt.

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