Erdbeben in Neuseeland: Erste gestrandete Touristen gerettet

Bisher keine Hinweise auf betroffene Österreicher. Der Premier Key verpasste in der Hektik den Anruf von Donald Trump. Drei gestrandete Kühe bekamen Hilfe vom Bauern. Beben-Gefahr in Österreich "sehr gering"

Nach dem schweren Erdbeben in Neuseeland haben die Einsatzkräfte mit der Rettung Hunderter eingeschlossener Touristen begonnen. Hubschrauber brachten am Dienstag die ersten von über tausend Urlaubern, die in der Ortschaft Kaikoura auf der Südinsel festsaßen, in Sicherheit, teilte die Luftwaffe mit. Auch ein Marine-Schiff war auf dem Weg in die Region.

Nach ersten Angaben gab es bei dem Erdbeben keine Österreicher unter den Verletzten oder Vermissten, sagte Thomas Schnöll, Sprecher des Außenministeriums, gegenüber der APA. „Nach Kontaktaufnahme der österreichischen Vertretungsbehörde vor Ort, wurde bestätigt, dass es unter den Opfern keine Österreicher gibt,“ sagte Schnöll.

Hunderte warten noch auf Rettung

Mit Rucksäcken und Koffern bepackt sind Dutzende gestrandete Touristen aus dem Erdbebengebiet in Neuseeland ausgeflogen worden. Die Luftwaffe richtete eine Luftbrücke zu dem Küstenort Kaikoura, rund 180 Kilometer nördlich von Christchurch ein. Riesige Erdrutsche hatten die Küstenstraße verschüttet. Bis Dienstagabend (Ortszeit) waren fast 200 Menschen in Sicherheit gebracht worden, wie die Luftwaffe mitteilte. Darunter waren viele Touristen, sowie Schwangere, Alte und Kranke.

Das Beben der Stärke 7,8 hatte Neuseeland in der Nacht zum Montag erschüttert, seitdem gab es weit über tausend Nachbeben. Zwei Menschen starben. Kaikoura ist wegen der dortigen Ausflüge zur Beobachtung von Walen ein beliebter Touristenort. Zusätzlich zu den etwa 2.000 Einwohnern hielten sich zum Zeitpunkt des Bebens aus unterschiedlichen Angaben zwischen 1.000 und 1.200 Urlauber dort auf, die Marine sprach von 500.

Erdbeben in Neuseeland: Erste gestrandete Touristen gerettet
This photo taken and received on November 14, 2016 shows a house damaged by an earthquake as it sits on the fault line at Bluff Station near Kaikoura on the South Island's east coast. A powerful 7.8-magnitude earthquake killed two people and caused massive infrastructure damage in New Zealand, but officials said they were optimistic the death toll would not rise further. The jolt, one of the most powerful ever recorded in the quake-prone South Pacific nation, hit just after midnight near the South Island coastal town of Kaikoura. / AFP PHOTO / RADIO NEW ZEALAND / ALEX PERROTTET / - New Zealand OUT / RESTRICTED TO EDITORIAL USE MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / RADIO NEW ZEALAND / ALEX PERROTTET" NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS
In dem Städtchen gingen die Wasservorräte aus, Benzin ging zur Neige und es gab nur stundenweise Strom. Das Militär flog deshalb Hilfsgüter ein. Mehrere Hundert Menschen warteten noch auf Rettung. Ein Transportschiff der Marine sollte am Mittwoch weitere Hilfsgüter bringen und die restlichen Festsitzenden abholen. Zahlreiche Häuser wurden beschädigt, Straßen rissen auf. Um Kaikoura herum stürzten Felsbrocken herab und Erdrutsche verschütteten die Küstenstraße. Einige auf Campingplätzen gestrandete Touristen wurden bereits am Montag mit dem Hubschrauber in Sicherheit gebracht.

Kuhrettung wird zu Internet-Sensation

Regierungschef John Key sagte, die Kosten zur Behebung der Schäden könnten in die Milliarden gehen. Doch zunächst gehe es darum, die Touristen aus Kaikoura nach Christchurch zu bringen, den Ort mit dem Nötigsten zu versorgen und die Straßen- und Bahnverbindungen wiederherzustellen.
Key erhielt nach eigenen Angaben mitfühlende Anrufe von vielen führenden Politikern weltweit. Im Chaos nach dem Beben verpasste er allerdings einen Anruf des gewählten US-Präsidenten Donald Trump. „Ich habe den Anruf in der Hektik nicht bemerkt“, sagte der neuseeländische Premier und zeigte sich zuversichtlich, dass Trump einen neuen Versuch starten werde. „Ich lasse mein Handy an“, versprach er.

Erdbeben in Neuseeland: Erste gestrandete Touristen gerettet
This photo taken on November 14, 2016 shows damage outside a store in the town of Culverden, some 98 kms north of Christchurch, after a 7.8 magnitude earthquake hit shortly after midnight the night before. Rescuers in New Zealand were scrambling on November 15 to evacuate up to 1,200 tourists stranded by a 7.8 earthquake that caused "utter devastation" on the coast of the South Island. / AFP PHOTO / Matias DELACROIX
Verteidigungsminister Gerry Brownlee hoffte, dass wenigstens eine Zufahrtsstraße nach Kaikoura bis zum Wochenende geräumt wird. Die Glasfaserkabel für Telefonverbindungen entlang der Straße waren an mindestens sechs Stellen gebrochen, wie die Telekommunikationsfirmen mitteilten.
Die Luftwaffe akzeptierte Hilfsangebote des amerikanischen und japanische Militärs, die Hubschrauber bereitstellten. Das chinesische Konsulat charterte nach Medienberichten eigene Hubschrauber, um Landsleute abzuholen.

Drei Kühe gehörten auch zu den Gestrandeten: Bei dem Beben war die Weide um sie herum weggebrochen und meterweit abgesackt. Die Kühe standen plötzlich auf einer winzigen Grasinsel am Abgrund. Das Video einer Hubschrauber-Crew machte die Tiere in ihrer prekären Lage zur Internet-Sensation mit einer halben Millionen Klicks. Der Bauer kam seinen Kühen schließlich mit Schaufel und Spitzhacke zur Hilfe. Zusammen mit Helfern ebnete er ihnen einen Weg von der Grasinsel hinab und brachte die Tiere in Sicherheit.

Erdbeben-Gefahr in Österreich "sehr gering"

In Neuseeland sind Erdbeben keine Seltenheit. Der Inselstaat liegt auf dem pazifischen Feuerring, wo mehrere Kontinentalplatten zusammentreffen. In dem Gebiet werden jährlich bis zu 15.000 Erdstöße gezählt. In Österreich ist die Wahrscheinlichkeit für so große Erdbeben wie die jüngsten in Neuseeland und Italien "sehr gering", sagt Wolfgang Lenhardt von der Zentralanstalt für Meterologie und Geodynamik (ZAMG). Außerdem würden sich in Österreich die Schäden in Grenzen halten.

„Hierzulande sind die Gebäude besser gegen Erdbewegungen gerüstet als in den mittelalterlichen Ortschaften der betroffenen Gebiete Italiens“, sagte der Seismologe. In Österreich gibt es laut Lenhardt im Schnitt 20 bis 40 messbare Erdbeben pro Jahr. Eine Erdbebenkarte, welche Österreich in die Gefährdungszonen 0 bis 4 einteilt, werde derzeit überarbeitet.

„Wir erzielen aus jedem Erdbeben wichtige Erkenntnisse, die zu einer Neueinschätzung der Gefährdung führen können“, erklärte Lenhardt. „Erdbeben sind zwar nicht prognostizierbar, aber das Risiko für Gebäude und Menschen lässt sich durch konsequentes erdbebensicheres Bauen minimieren. Österreich ist hier auf einem guten Weg.“

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