Ein langer Weg

Die Dauer des Boykotts überstieg alle Erwartungen. Nur Konsequenz brachte den Erfolg.

Wieso dauerte es so lange, bis die schwarze Bevölkerung in Montgomery wieder den Bus nehmen konnte? Die Antwort ist einfach: Die Stadtverantwortlichen dachten, der Protest würde sich bald von selbst erledigt haben. Doch da hatten sie sich getäuscht. Ob Wind ob Wetter, Regen oder Hitze: Das öffentliche Verkehrsnetz wurde gemieden - und zwar mehr als ein Jahr lang.

Die Community organisierte stattdessen Fahrgemeinschaften, Autobesitzer boten ihre fahrbaren Untersätze an, und das Zu-Fuß-Gehen wurde von der Not zur Tugend. Die Patt-Stellung war unauflösbar - beide Seiten wollten nicht nachgeben. Und so brachte die Aktion die Verkehrsbetriebe an den Rand des Ruins und der Boykott, der eigentlich nur für den 5. Dezember 1955 geplant gewesen war, dauerte bis zum 21. Dezember 1956.

Dabei hatte der Oberste Bundesgericht die Gesetze Alabamas, die die Rassentrennung in den Bussen anordneten, schon einen Monat zuvor als verfassungswidrig erklärt. Doch erst am 20. Dezember traf der Entscheid auch in Montgomery ein. Und so endete der Boykott erst 381 Tage nach Rosa Parks' Verurteilung - sie wollte nicht für einen Weißen aufstehen und brachte damit ein System zu Fall.

Terror und Hass

Jubel und Erleichterung waren groß, weit über die Grenzen Montgomerys oder Alabamas hinaus. Die schwarzen Bürgerrechtler hatte viel durchgemacht: Drohungen, Einschüchterungsversuche, Gewalt. Systematischer Telefonterror hatte etwa Parks' Ehemann einen Nervenzusammenbruch beschert. Auch die Familie von Martin Luther King wurde mit dem Tod bedroht, beschimpft und terrorisiert. 1956 gab es einen ersten Bombenanschlag auf Kings Haus.

Doch der Pastor ließ sich nicht beirren: Von Beginn hatte er Gewaltfreiheit propagiert und daran hielt er sich bis zum Ende. 1963 sagte er bei seiner berühmten Rede "Ich habe einen Traum" während des "Marsches auf Washington": "Bei dem Prozess, den gerechten Platz zu erreichen, dürfen wir nicht ungerechter Taten schuldig werden. Versuchen wir nicht, unseren Durst nach Freiheit zufriedenzustellen, indem wir vom Becher der Bitterkeit und des Hasses trinken. Wir müssen unseren Kampf immer auf der hohen Ebene der Würde und Disziplin führen. Wir dürfen nicht erlauben, dass unser kreativer Protest in physische Gewalt degeneriert. Wir müssen uns immer wieder zu den majestätischen Höhen erheben und physische Gewalt mit der Macht der Seele konfrontieren."

King wurde seit seinem Einsatz beim Montgomery Bus Boykotts die Ikone der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Sein Kampf für Gleichberechtigung von Schwarz und Weiß dauerte bis zu seinem gewaltsamen Tod 1968 an; sein Wirken reichte weit darüber hinaus. Noch heute ist er Vorbild für Abertausende Menschen, die sich dem Ideal der Menschlichkeit verschreiben. Rosa Parks' Weigerung aufzustehen, war wie der Flügelschlag eines Schmetterlings; Kings Werk der Verbrüderung hatte Folgen für die ganze Welt.

Kommentare