Weltweit über 70 Millionen Menschen auf der Flucht
Die Zahl der Menschen, die sich weltweit auf der Flucht befinden, ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen und hat sich in den vergangenen 20 Jahren sogar verdoppelt. Das geht aus dem jährlich kurz vor dem Weltflüchtlingstag veröffentlichten Bericht des UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) hervor, der am Mittwoch präsentiert wird. Aktuell sind demnach 70,8 Millionen Menschen auf der Flucht.
Das sind 2,3 Millionen mehr als noch im Jahr zuvor - und das, obwohl die Zahlen laut UNHCR "konservativ angenommen" wurden. So wurde etwa die Krise in Venezuela nur "teilweise abgebildet", mittlerweile hätten rund vier Millionen Menschen das südamerikanische Land verlassen.
Nur Bruchteil kommt nach Europa
Ein Großteil der Flüchtenden weltweit - etwa 80 Prozent - bleibt in den Krisenregionen, lebt also meist in sogenannten Entwicklungsländern. Nur ein Bruchteil kommt nach Europa. Reiche Länder haben im Schnitt 2,7 Flüchtlinge pro 1.000 Einwohner aufgenommen, Länder mit mittlerem und niedrigem Einkommen rund 5,8 Flüchtlinge pro 1.000 Einwohner. Die ärmsten Länder der Erde beherbergen ein Drittel der Flüchtlinge weltweit.
Die Gesamtzahl von mehr als 70 Millionen Geflüchteten umfasst neben anerkannten Flüchtlingen auch Asylsuchende und Binnenvertriebene (Internally Displaced People/IDP). Davon sind knapp 26 Millionen Flüchtlinge, also Menschen, die vor Krieg und Verfolgung aus ihrem Land geflohen sind - das sind knapp 500.000 Personen mehr als im Vorjahr. 3,5 Millionen Menschen gelten als Asylsuchende, also Personen, über deren Asylantrag noch nicht entschieden wurde. Mit über 41 Millionen sind Binnenvertriebene die größte Gruppe der auf der Flucht befindlichen Menschen.
Solidarität mit Mitmenschen notwendig
"Die Daten unterstreichen, dass die Zahl der vor Krieg, Konflikten und Verfolgung fliehenden Menschen langfristig steigt", kommentierte UNO-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi den Bericht "Global Trends". Er hob die "fantastischen Beispiele von Großmut und Solidarität, gerade von Gemeinschaften, die selbst schon einer großen Zahl von Flüchtlingen Schutz gewähren", hervor und betonte, dass auf diesen "positiven Beispielen" aufgebaut werden müsse. "Wir müssen unsere Solidarität für die vielen Tausenden unschuldigen Menschen, die jeden Tag vertrieben werden, verdoppeln", so Grandi.
Unzufrieden zeigt sich das UNHCR mit der Zahl der Flüchtlinge, die von Resettlement (Umsiedelung) profitieren konnten. Vergangenes Jahr waren das nur 92.400 Flüchtlinge, das sind weniger als sieben Prozent jener Personen, die dringend einen Resettlement-Platz brauchen, so das Flüchtlingshochkommissariat. Rund 593.800 Flüchtlinge konnten nach Hause zurückkehren, während rund 62.600 die Staatsbürgerschaft ihres Aufnahmelandes verliehen bekamen.
In Österreich, ähnlich wie in den meisten anderen EU-Staaten, sinkt übrigens die Zahl der Asylwerber. 2018 ging die Zahl der Anträge erneut zurück und liegt nun mit knapp über 13.700 auf einem ähnlichen Niveau wie vor zehn Jahren.
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