Temperaturen über 25 Grad Celsius statt Eiseskälte, sintflutartiger Regen statt Schneefall: Robert Ablewicz muss sich seit 2013 keine Gedanken über weiße Weihnachten machen. Der polnische Priester leitet eine Pfarrgemeinde im Hochland Papua Neuguineas, 13.000 Kilometer von seiner alten Heimat entfernt.
Gefeiert hat er Weihnachten mit seiner Gemeinde allerdings so, wie er es gelernt hat: "Mit Mitternachtsmette und Krippe", sagt er zum KURIER – wohlwissend, dass seine Gläubigen abseits der Kirche noch andere Riten pflegen, die mit seiner Lehre wenig zu tun haben.
Traditionelle Tänze und Mythen
Da gibt es etwa den "Sing-Sing" – einen rituellen Tanz, der den Sieg über das Böse symbolisieren soll. Je nach Stamm unterscheidet sich die Art des Antagonisten – einmal ist es ein Riesenaffe mit überdimensioniertem Glied, der von den schwarz-weiß bemalten Kriegern zur Strecke gebracht wird, anderswo ist es die "South Simbu Wild Snake". Auch wenn diese Tänze mittlerweile eher für Touristen aufgeführt werden, nehmen die Hochlandbewohner die Tradition ernst, veranstalten sie zu Festlichkeiten wie Weihnachten.
Obwohl 96 Prozent der Bevölkerung Christen sind – einen großen Teil machen Freikirchen und evangelikale Sekten aus –, glaubt ein überwältigend großer Teil nach wie vor an Hexerei, Fluss- und Naturgötter. Immer wieder werden vermeintliche Hexen oder Zauberer ermordet, vor allem im Hochland ist die Polizei de facto nicht existent.
Bildung statt Brauchtum
In einigen Dörfern geht die Angst vor dem "Halfman" um, der nur zur Hälfte besteht und deswegen schwerer zu finden ist. Er sei auf den Diebstahl von Schweinen spezialisiert – und diese gelten als wertvolles Gut.
Ehen werden dafür geschlossen, Kriege geführt – und beendet. Und ihre Schädelknochen sollen böse Geister fernhalten. "Dieser Aberglaube nimmt aber mehr und mehr ab. Vor allem die jungen Menschen haben durch das Internet und ein verbessertes Schulsystem die Möglichkeit, sich weiterzubilden, und machen das auch mit Begeisterung", sagt Ablewicz.
Schweine hat es auch zu Weihnachten in rauen Mengen gegeben. Ob Katholiken, Siebenten-Tages-Adventisten oder Jordanische Freikirchler: Sie alle graben Erdlöcher, werfen heiße Steine, Schweine, Obst und Gemüse hinein, decken sie mit Bananenblättern zu und schütten Erde darüber.
Nach wenigen Stunden ist alles gegart und verzehrfertig. "Mumu", nennen es die Hochlandbewohner.
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