"Billig und einfach": Synthetische Drogen boomen weltweit

Archivbild: Plastiksäckchen mit Fentanyl 
UNO-Drogenbericht warnt vor expandierenden illegalen Drogenmärkten.

Der Jahresbericht des UNO-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) in Wien warnt vor expandierenden illegalen Drogenmärkten, billig und leicht zu erzeugende synthetische Suchtgifte würden den Handel verändern und mit tödlichen Folgen für die Konsumenten einhergehen. Ob Fentanyl in den USA oder Methamphetamin in Afghanistan: Synthetikdrogen boomen.

Und auch die Umweltzerstörung und Kriminalität im Amazonasbecken werde durch die Drogen noch weiter befeuert.

Auf 13,2 Millionen wurde die Zahl der Suchtgiftkonsumenten geschätzt, die sich im Jahr 2021 Drogen injizierten, das ist laut UNODC-Angaben um 18 Prozent mehr als bisher vermutet.

➤ Mehr lesen: EU-Vergleich - In Österreich werden mehr Drogen konsumiert

Im selben Jahr sei die Zahl der Menschen, die Drogen konsumieren, weltweit auf über 296 Millionen gestiegen, ein Zuwachs von 23 Prozent gegenüber dem Jahrzehnt davor. Die Zahl der Menschen, die an drogeninduzierten Störungen ("drug use disorders") leiden, stieg indes auf 39,5 Millionen an, ein Plus von 45 Prozent in einer Dekade.

Ernte heuer drastisch geringer

Laut UNODC habe das nationale Drogenverbot in Afghanistan die zuvor steigende Opiumproduktion reduziert, die Ernte in diesem Jahr sei drastisch geringer, wie aus Berichten hervorgehen würde. Was weltweit von Vorteil sein könnte, ginge geht aber auf Kosten vieler Bauern, denen es an alternativen Einkommensmöglichkeiten mangle. In Afghanistan zeigt sich jedoch auch ein globaler Trend, denn das Land sei auch ein wichtiger Produzent von Methamphetaminen in der Region, hier könnte eine Verlagerung in Richtung synthetischer Drogen erfolgen.

➤ Mehr lesen: Millionenschwere Drogengeschäfte: FBI flog Dealer aus Wien aus

Unter dem Motto "cheap and easy" warnt der Drogenbericht von der steigenden Dominanz der synthetischen Suchtmittel, denn die billige, einfache und schnelle Herstellung dieser Drogen verändere die illegalen Märkte. Kriminelle, die Methamphetamin herstellen - die weltweit am häufigsten illegal hergestellte derartige Droge - setzen auf mehrere Strategien, um den Behörden zu entgehen: neue Synthesewege, neue Operationsbasen und der Einsatz nicht kontrollierter Ausgangsstoffe sind die Mittel, um sich den gesetzlichen Bestimmungen zu entziehen.

Fentanyl 50 Mal stärker als Heroin

Fentanyl ist ein weiteres Beispiel für die synthetischen Substanzen, dieses habe den Opioidmarkt in Nordamerika drastisch verändert und das mit fatalen Folgen. Im Jahr 2021 fiel die Mehrheit der rund 90.000 Todesfälle durch Überdosierung in Nordamerika auf hergestelltes Fentanyl, das 50 Mal stärker wirkt als Heroin.

➤ Mehr lesen: Erschossener Wachsoldat: Drogen laut Gutachten nicht "tatrelevant"

Pharmazeutisches Fentanyl ist für die Behandlung starker Schmerzen, in der Regel bei fortgeschrittenem Krebs, zugelassen. Illegal hergestelltes Fentanyl wird jedoch wegen seiner heroinähnlichen Wirkung illegal verkauft und oft mit Heroin oder anderen Drogen wie Kokain gemischt oder in gefälschte, eigentlich verschreibungspflichtige Pillen gepresst.

Krieg und Drogen

Und in Europa habe der Krieg in der Ukraine die traditionellen Kokain- und Heroinrouten zwar verdrängt hat, aber auch hier schlägt der globale Trend zu, denn es gebe Anzeichen dafür, dass der Konflikt eine Ausweitung der Herstellung und des Handels mit synthetischen Drogen auslösen könnte. Die Kombination Krieg und Drogen wirkt auch auf die Sahelzone in Afrika, wo der illegale Handel dazu dient nicht staatliche bewaffnete und aufständische Gruppen zu finanzieren.

Dem Zusammenhang von Drogenhandel und Umweltverbrechen im Amazonasbecken widmet sich der aktuelle Bericht ebenso in einem eigenen Kapitel wie den klinischen Versuchen mit Psychedelika und dem medizinischen Gebrauch von Cannabis. Ebenso werden die Korrelation von sozialer und wirtschaftlicher Ungleichheiten mit der Drogenproblematik, sowie die dadurch verursachten Umweltzerstörungen und Menschenrechtsverletzungen im "Weltdrogenbericht 2023" beleuchtet.

Kommentare