Nordwesteuropa kämpft mit Wassermassen: Evakuierungen und Stromausfälle
von Lukas Bergmann
Die Lage in den derzeitigen Hochwassergebieten ist kritisch: Deutschland ist besonders betroffen, darunter die Bundesländer Niedersachsen und Bayern. Der Hochwassernachrichtendienst prognostiziert für die bayrischen Regionen Coburg, Kronach, Lichtenfels, Kulmbach, Bayreuth sowie für Teile Unterfrankens die höchste Warnstufe vier voraus. Das bedeutet, das bebaute Gebiete im großen Umfang überflutet werden.
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In Niedersachsen ist die Lage ebenso angespannt. Mehrere Damme drohen, aufzuweichen und zu brechen. Nach rund zwei Wochen Hochwasser werden vor allem in Oldenburg die Deiche noch einmal mit rund 7.000 Sandsäcken und Material der Bundeswehr verstärkt. Im Süden von Sachsen-Anhalt haben Bundeswehr-Soldaten ihren Einsatz gestartet und helfen beim Befüllen und Verteilen von Sandsäcken. Die Direktorin des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, Anne Rickmeyer, erwartet jedoch einen Rückstand der Pegelstände in den nächsten Tagen. Dennoch entschärft sich die Hochwasserlage erst endgültig in einer Woche.
Dabei spielt auch der kommende Wetterumschwung eine Rolle. In der Nacht von Samstag auf Sonntag fallen die Temperaturen in den betroffenen Regionen auf bis zu minus sieben Grad. Der Frost dürfte die Deiche verfestigen und die Gefahr eines Hochwassers minimieren.
Tschechien, England und Frankreich kämpfen mit den Wassermassen
Auch bei Österreichs nordöstlichen Nachbarn spitzt sich die Gefahrenlage zu. Betroffen sind vor allem die tschechischen Orte an der Elbe wie Decin, Usti nad Labem (Aussig an der Elbe) und Litomerice. Das tschechische Hydrometeorologischen Institut hat am Freitag für diese Orte die dritte und höchste Warnstufe ausgerufen. An der Moldau ist auch Cesky Krumlov von den Überschwemmungen betroffen. In der Unesco-Weltkulturerbestadt sind schon vor Tagen die ersten Sandsackbarrieren errichtet worden. Die tschechischen Behörden rechnen mit einem Höhepunkt der Pegelstände für Samstag.
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In England sorgt der Sturm "Henk" für Überflutungen in vielen Gebieten. Der Bezirksrat in Nottinghamshire hat eine Warnung an ihre Bewohner ausgegeben, dass die Überschwemmung die Marke aus dem Jahr 2000 erreichen kann. Damals ist der höchste Pegelstand in der Geschichte des Bezirks erreicht worden. Die Bewohner sollen sich laut der Warnung für eine Evakuierung bereit halten, sofern sich die Situation verschlimmert. Im östlichen Teil von England hat es seit dem Jahreswechsel so viel geregnet wie die Region sonst durchschnittlich im Monat Jänner erlebt.
Im Norden Frankreichs ist zwei Monate nach den letzten Überflutungen wieder der Ausnahmezustand verhängt worden: Der Hochwasser-Informationsdienst Vigicrues hat für die Nordhälfte die Alarmstufe Orange ausgerufen. Nach Angaben des Energieversorgers Enedis beklagen über 10.000 Haushalte Stromausfälle. Vor allem die Region Pas-des-Calais und das benachbarte Département Nord sind davon betroffen.
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Vigicrues prognostiziert für den Laufe des Freitags eine leichte Entspannung voraus, warnt jedoch davor, das die Pegelstande durch die "laufenden und erwarteteten Regenfälle" konstant hoch bleiben.
Österreich blieb von Überflutungen verschont
In Österreich haben sich die Niederschläge in den letzten Tagen in Grenzen gehalten, dennoch war der Dezember nasser als im Durchschnitt. Die Wettervorhersagen bringen aber nun auch für Österreich einen Umschwung: Ab Sonntag stehen Schneefälle und ein Temperatursturz an.
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