Begünstigt der Klimawandel den Schneerekord?

Verkehrsbehinderungen durch starken Schneefall in Salzburg
Bis zu minus 25 Grad wurden letztes Wochenende zwischen Mühl- und Waldviertel gemessen. In weiten Teilen des Landes hat es so viel geschneit, dass der Strom ausgefallen ist. Chaos herrscht auf den Straßen und im Bahnverkehr. Ein richtiger Winter, so wie früher. Also doch keine Klimakrise, so heißt es jedenfalls aus den Ecken der Klimawandelleugner.
In den sozialen Netzwerken, auf dem Kurznachrichtendienst X und bei Telegram kursieren Gerüchte, der Schnee beweise, dass der Klimawandel nicht so schlimm wäre: "Wo ist denn der Klimawandel bei all dem Schnee?" oder "Wenn es im Winter mild und schneelos ist, dann liegt es am Klimawandel. Wenn es im Winter schneit und kalt ist, dann ist natürlich auch der Klimawandel schuld. Wie lange soll diese Verarschung denn noch weiter gehen?", posten einige Nutzerinnen und Nutzer auf X.
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Wetter ist nicht gleich Klima
Wie soll man die Schneemassen und die gleichzeitige Erderwärmung einordnen? Hier spielt der Unterschied zwischen Klima und Wetter eine entscheidende Rolle. Die langsame Erderwärmung überlagert das Wetter, sodass dieses stärker variiert. Das verrückte Wetter und der heftige Schneefall sind demnach ein Zeichen des Klimawandels.
Warum ist das so? Klimaforscher Andreas Gobiet von der GeoSphere Austria: „Natürlich schwankt die Schneelage von Jahr zu Jahr und je nach Region stark. Und es gibt auch mehrjährige Perioden mit mehr oder weniger Schnee. Aber langfristig hängt die Schneelage stark vom Temperaturniveau ab und damit vom Ausmaß der Klimaerwärmung durch den menschlich verursachten Treibhauseffekt."
Das sehe man deutlich in Daten der Vergangenheit: Über die gesamte Fläche und alle Höhenlagen Österreichs gemittelt, habe die Dauer der Schneedecke seit 1961 um vierzig Tage abgenommen. Die Auswertung nach unterschiedlichen Höhenlagen ergebe starke Abnahmen unterhalb von 1.500 Meter Seehöhe.
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„Es kann auch weiterhin kurzfristige Phasen mit viel Schnee geben“, sagt Marc Olefs, Leiter von der Klima-Folgen-Forschung GeoSpehre Austria, „aber langfristig nehmen Schnee und die maximalen Schneehöhen besonders in tiefen und mittleren Lagen ab.“

Schneechaos auf den Straßen in Kaprun
Auch ein warmer Winter kann viel Schnee bringen
2022/23 war der sechstwärmste Winter der Messgeschichte. Die Neuschneesumme lag - für den gesamten Winter gesehen - in den meisten Regionen um ungefähr 15 bis 75 Prozent unter dem vieljährigen Durchschnitt. Kurzfristig gab es aber auch extrem viel Schnee. In der Gemeinde Aflenz in der Steiermark hatte es innerhalb von 24 Stunden Anfang Februar 2023 rund siebzig Zentimeter geschneit. Statistisch gesehen kommt so etwas nur alle fünfzig Jahre vor.
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Es wird davon ausgegangen, dass es künftig mehr Schnee geben wird, allerdings nicht in der Häufigkeit, sondern in der Intensität. Durch die Erderwärmung schneit es zwar seltener, dafür in der Masse genauso viel - oder mehr. Ein Grund dafür ist, dass es durch die Klimaerwärmung vor allem im Herbst und im Winter mehr regnet.
Die Niederschlagssaison hat sich leicht in die Herbst- und Wintermonate verschoben. Die Temperaturen sind höher und gleichzeitig kann die Atmosphäre mehr Feuchtigkeit halten, wenn es warm ist. Im Sommer verdunstet die Feuchtigkeit, statt abzuregnen. Dadurch gibt es im Sommer extreme Dürren. Im Herbst und Winter wird die Feuchtigkeit als Regen entladen, bei niedrigen Temperaturen als Schneefall.
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