Terror in Neuseeland: Was wir über das Attentat wissen
Was wir wissen
Die Tat: Bei Angriffen auf zwei Moscheen in der neuseeländischen Stadt Christchurch kamen am Freitag mindestens 49 Menschen durch Schüsse ums Leben. Den Gesundheitsbehörden zufolge wurden 48 weitere Menschen mit Schusswunden in Krankenhäuser gebracht. Der genaue Ablauf der Tat war auch nach Stunden noch nicht geklärt. Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern sprach von einem "terroristischen Angriff".
Die Festnahmen: Als mutmaßlicher Haupttäter wurde ein 28-jähriger Australier festgenommen. Er wurde am Samstag erstmals einem Richter vorgeführt. Dieser legte dem 28-jährigen Australier in der Anhörung offiziell Mord zur Last. Weitere Anklagepunkte dürften noch folgen. Der Australier stellte keinen Antrag auf Freilassung gegen Kaution und bleibt weiter in Gewahrsam. Am 5. April soll er wieder vor Gericht erscheinen. Zwei weitere Verdächtige in Haft, ein dritter Festgenommener wurde freigelassen. Dabei handelte es sich nach Angaben der Behörden um eine bewaffnete Person, die nach dem Anschlag lediglich hatte helfen wollen.
Das Video: Der Haupttäter zeigte den Angriff live auf Facebook aus der Ich-Perspektive in einem Video. Der Attentäter trägt einen Tarnanzug. Im Video ist auch zu sehen, dass mehrere Waffen und Magazine mit Namen und Schriftzügen versehen sind. Nach der Tat sagt der Angreifer, dass er bedauere, die Moschee nicht noch abgebrannt zu haben. Facebook teilte mit, das Video nach einem Hinweis der Polizei entfernt und die Profile des Attentäters sowohl auf Facebook als auch auf Instagram gesperrt zu haben. Die Ermittler forderten die Öffentlichkeit dazu auf, die Aufnahmen nicht im Internet zu verbreiten.
In dem Video sind mit Namen und Symbolen beschriebene Waffen des mutmaßlichen Täters zu sehen. Einige Beschriftungen verweisen auf Daten und Personen, die im Kampf gegen islamische Herrscher relevant waren, auch ein Hinweis auf die Zweite Türkenbelagerung Wien 1683 findet sich.
Das Lied: Im Video ist vor der Tat im Auto des Angreifers ein serbisch-nationalistisches Kampflied zu hören. Das bestätigte der bosnische Botschafter in Neuseeland, Mirza Hajrić. Das Lied "Karadzic, führe deine Serben" kursiert im Internet seit einigen Jahren im Zusammenhang mit einem anti-muslimischen Meme. Als Memes werden Bilder und Videos bezeichnet, die im Internet vielfach verbreitet werden.
Betroffenheit nach Christchurch-Attentat
Die Folgen: Neuseeland ist geschockt - die Polizei spricht von einem "nie da gewesenen Ereignis". Alle Moscheen im Land wurden aufgerufen, ihre Türen zu schließen. Der Öffentlichkeit wurde geraten, sich bis auf Weiteres von Moscheen fernzuhalten. Eine zwischenzeitliche Ausgangssperre an den Schulen in Christchurch wurde aufgehoben.
Als erste Konsequenz will Neuseeland nun das Waffenrecht verschärfen. "Unsere Waffengesetze werden sich ändern", versprach Premierministerin Jacinda Ardern am Samstag (Ortszeit). Der Tatverdächtige habe im November 2017 einen Waffenschein erworben. Bei ihm seien fünf Schusswaffen gefunden worden, darunter zwei halbautomatische, die er legal habe erwerben können, sagte sie.
Was wir nicht wissen
Die Hintergründe: Dazu äußerte sich die Polizei bisher nicht. "Wir sind in dieser Phase nicht in der Lage, Details dazu bekanntzugeben, was zu den Angriffen geführt hat", teilte sie mit.
Der Täter: Der Name des mutmaßlichen Täters ist derzeit noch nicht bestätigt. Medien berichten jedoch, dass es sich um den 28 Jahre alten, gebürtigen Australier Brenton T. handeln könnte. Die neuseeländischen Ermittler äußerten sich dazu bisher nicht. Die australische Polizei teilte der dpa mit: "Da dies eine laufende Ermittlung der neuseeländischen Behörden ist, bestätigen wir zu diesem Zeitpunkt keinerlei Namen."
Die Opfer: Unter den 49 Todesopfern sind auch mehrere Kinder, teilte die Premierministerin Jacinda Ardern am Samstag bei einem Besuch in Christchurch mit. Vermutet wird, dass es sich bei allen Todesopfern um Muslime handelt. Darunter sind auch Flüchtlinge, die erst vor kurzem aus Ländern wie Syrien nach Neuseeland gekommen waren.
Unter den Verletzten sind nach Angaben des türkischen Außenministers Mevlüt Cavusoglu zwei türkische Staatsbürger. Zwei Indonesier - Vater und Sohn - sind nach Angaben des Außenministers des Landes verletzt worden.
Das Manifest: Im Internet kursiert ein 74-seitiges Schreiben, das der Haupttäter kurz vor der Tat veröffentlicht haben soll. Darin wird eine Tat in Christchurch angekündigt und seine rechtsextreme und fremdenfeindliche Motivation dargelegt. Das Schreiben nimmt auch auf den norwegischen rechtsextremen Massenmörder Anders Behring Breivik Bezug. Die neuseeländische Polizei hat sich dazu bisher nicht geäußert. Im Manifest heißt es auch, der Attentäter habe kurz Kontakt mit Breivik gehabt. Dazu erklärten sowohl das Gefängnis im norwegischen Skien als auch Breiviks Anwalt, es sei nahezu unmöglich, dass der Täter direkten Kontakt mit Breivik gehabt haben könnte.
Die dem Verdächtigen zugeschriebenen Profile bei Facebook und Twitter sind zwar inzwischen gesperrt, auf im Netz archivierten Versionen ist ein Blick auf die Accounts aber weiterhin möglich. Von der Polizei offiziell nicht bestätigte Medienberichte ordnen das "Manifest" einer Person namens Brenton Tarrant zu.
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