US-Countrymusiker Oliver Anthony will nicht von Rechten vereinnahmt werden

US-Countrymusiker Oliver Anthony will nicht von Rechten vereinnahmt werden
Oliver Anthony war bislang wohl nur wenigen bekannt. Sein Lied "Rich Men North of Richmond“ lässt nun sogar Taylor Swift hinter sich - und wird von der Politik vereinnahmt.

Um US-Popstar Taylor Swift (33) zu überholen, bedarf es wahrlich einiges an Popularität. Oliver Anthony hat das geschafft. Der zuvor unbekannte Musiker hat sich mit seinem Country-Song "Rich Men North of Richmond" an die Spitze der US-Charts katapultiert.

Laut dem Branchendienst Billboard wurde Anthonys Song in weniger als einer Woche 17,5 Millionen Mal gestreamt und 147.000 Mal heruntergeladen. Zum ersten Mal in der Geschichte der US-Charts hat es eine Debütsingle "ohne vorherige Chart-Geschichte" direkt auf Platz 1 geschafft. 

In den letzten Wochen wurde Anthonys Song politisch heftig debattiert. Nun hat sich Anthony gegen die Vereinnahmung durch die Republikaner gewehrt.

Es sei "ärgerlich" zu sehen, wenn Menschen bei Auftritten "in konservativen Nachrichtensendern" versuchten, sich mit ihm zu identifizieren, "als wäre ich einer von ihnen", so Anthony auf Youtube.

Der Sänger macht sich darüber lustig, dass sein Lied zu Beginn der ersten Fernsehdebatte der republikanischen US-Präsidentschaftsbewerber in dieser Woche gespielt wurde: "Ich habe den Song über diese Leute geschrieben. Dass (die republikanischen Kandidaten) da sitzen und sich das anhören müssen, macht mich wahnsinnig."

Republikaner hatten Anthonys Lied für sich beansprucht

Rechtskonservative Influencer und Trumpisten hatten die Reichweite von Anthonys Lied massiv gepusht. Die republikanische Abgeordnete Marjorie Taylor Greene erklärte auf X (Twitter), Anthonys Lied sei das, "was Washington DC hören muss“.  "Authentisch“ nennt es der umstrittene Podcaster Joe Rogan; "wahr und berührend“, Trump-Intimus Keri Lake.

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US-Countrymusiker Oliver Anthony will nicht von Rechten vereinnahmt werden

Das Video von Oliver Anthony wird bei der ersten Debatte der republikanischen Kandidaten für den US-Präsidentschaftswahlkampf 2024 in Milwaukee, Wisconsin, gezeigt

Die im Lied angesprochenen Themen: Steuern, Sozialhilfebetrug - und Jeffrey Epstein. Nichts sei mehr so wie in der guten alten Zeit, so der Tenor. Vielerorts wird das Lied mit dem umstrittenen, konservativen Country-Hit "Try That in a Small Town" von Jason Aldean verglichen.

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Der britische Guardian nennt den Text zum Teil Arbeiterhymne. So singt Anthony etwa "I’ve been sellin’ my soul, workin’ all day / Overtime hours for bullshit pay“ (dt."Ich hab meine Seele verkauft, rund um die Uhr gearbeitet / Überstunden gemacht für eine Scheißbezahlung“). Er kritisiert hohe Steuern, spielt auf Kindesmissbrauch und Jeffrey Epstein an.

Auch die Demokraten melden sich zu Wort

Auch die US-Demokraten meldeten sich zu Wort. Der Senator Chris Murphy schrieb auf X, dass auch "Progressive diesen Song hören" sollten. Es zeige eine "Neuausrichtung": "Anthony singt über die Seelenlosigkeit der Arbeit, Scheißlöhne und die Macht der Eliten. Alles Probleme, für die die Linken bessere Lösungen haben als die Rechten.“

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Anthony selbst verortet sich bereits vor seinem Youtube-Statement öffentlich politisch "ziemlich genau in der Mitte". Beweise, dass der Song aus irgendeinem politischen Lager Unterstützung bekommen habe, gebe es laut dem Brancheblatt Variety zudem keine.

Anthony selbst bedankt sich nach seinem Erfolgshit bei seinen Fans: "Die Hoffnungslosigkeit und Frustration unserer Zeit spiegelt sich in der Reaktion auf diesen Song wider. Der Song selbst ist nichts Besonderes, aber die Menschen, die ihn unterstützt haben, sind unglaublich und verdienen es, gehört zu werden.“

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