Am 8. März 2014 verschwindet Flug MH370 - der von Kuala Lumpur nach Peking unterwegs war - spurlos über dem Indischen Ozean, 239 Menschen sterben. “Good Night, Malaysian Three Seven Zero”, sind die letzten Worte des Piloten, als die Boeing 777 den malaysischen Luftraum verlässt. Es dauert Wochen, bis klar ist: Der Jet flog danach eine scharfe Linkskurve, passierte Thailand in geringer Höhe und flog vermutlich per Auto-Pilot Richtung westlich von Australien. Dort - so vermutete man bisher - ging der Treibstoff aus und MH370 stürzte ins Meer.
Der Verbleib des Malaysia-Airlines-Fluges gilt heute als das wohl größte Rätsel der Luftfahrtgeschichte. Viele Dokumentationen wurden gedreht, wildeste Verschwörungstheorien zogen ihre Kreise bis auf Netflix: Geheime Landungen in Russland; ein Passagier, der in einem geheimen Schacht die Flugzeugsteuerung unerkannt übernommen hat und natürlich auch verschiedenste Geheimdienste - keine Möglichkeit für eine Erklärung wurde ausgelassen.
Nun hat der australische Meeresforscher Vincent Lyne zwei Jahre geforscht und gemeinsam mit einem ehemaligen Quantas-Piloten eine neue und durchaus plausible Theorie entwickelt:
MH370: Die mysteriöse Rolle des Piloten
Zwar galt schon bisher der 52-jährige Flugkapitän Zaharie Ahmad Shah als verdächtig, führte doch die Flugroute direkt an seinem Wohnort in Kuala Lumpur vorbei, vielleicht als eine Art Abschied? Doch folgt man der neuen Theorie, dann könnten seine Planungen noch viel weiter gegangen sein als bisher gedacht. So dürfte Shah die Route auf seinem Flugsimulator sogar eigens optimiert haben. Auf diese Weise konnte er 100 Kilometer Weg sparen und noch weit südlicher fliegen als bisher gedacht. Auch soll die Spritberechnung von Boeing Fehler aufweisen.
In Summe hätte MH370 damit den Südzipfel Australiens erreicht und sogar noch südlich des Kontinents Richtung Adelaide schwenken können. Dort wäre passenderweise der Meeresboden 6000 Meter tief und der Jet im hunderte Meter hohen Sediment kaum zu finden. Bis heute wurde in diesem Bereich mit den steilen und schroffen Wänden außerdem nicht gesucht. Die Studie, die auf wissenschaftliche Standards geprüft wurde, hat aber noch einen weiteren Trumpf. Denn auch die bei Madagaskar angeschwemmten Teile des Jets wurden miteinbezogen.
Parallelen zur Notwasserung im Hudson-River
Der australische Forscher verweist auf den Absturz einer Swiss-Maschine über dem Atlantik, diese zerbrach beim Aufprall in rund zwei Millionen winzige Teile. Dass es von MH370 vergleichsweise große Stücke gibt, passt deshalb nicht ins Bild. Die gefundenen Wrackteile passen hingegen von der Beschädigung zu einem anderen Fall, nämlich der gelungenen Notwasserung auf dem Hudson-River in New York durch den weltbekannten Piloten "Sully".
Eine Welle könnte dafür gesorgt haben, dass einige größere Teile des Flügels abbrachen und mit der Strömung bis nach Afrika geschwemmt worden sind. Gleichzeitig wäre die Notwasserung eine Erklärung, warum nur wenig vom Wrack bisher aufgetaucht ist, denn die Maschine könnte relativ intakt untergegangen sein.
Keine Erklärung liefert das alles allerdings dafür, wie es der Pilot geschafft haben könnte, die komplette restliche Crew und mehr als 200 Passagiere fast eine ganze Nacht, also die Flugzeit bis zum Absturzort, in Schach zu halten. Lyne ist außerdem Meeresforscher und Teil einer Organisation, die den Friedensnobelpreis gewonnen hat, also kein ausgewiesener Flug-Experte.
Seine Studie wurde allerdings vom renommierten Fachblatt „Journal of Navigation“ nach einem Peer-Review-Verfahren akzeptiert und veröffentlicht. Die Schlussfolgerungen sind jedenfalls plausibler als die meisten bisherigen Theorien. Und vielleicht wird eines Tages doch noch einmal nach MH370 gesucht, nun gibt es zumindest einen neuen Ansatz.
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