Kaiser trifft König: Charles empfängt Japans Naruhito in London

Kaiser trifft König: Charles empfängt Japans Naruhito in London
Der 126. japanische Tennō begann am Dienstag seinen Besuch beim britischen Monarchen - mit viel Pomp.

Das ist tatsächlich ein royales Treffen der Superlative: Kaiser trifft König, der 126. japanische Tennō Naruhito als aktuelles Oberhaupt der ältesten Erbmonarchie der Welt (seit 660 vor Christus) begann am Dienstag seinen dreitägigen Staatsbesuch im Vereinigten Königreich bei King Charles III. und Queen Camilla. Mit allem Pomp, inklusive Kutschenfahrt und Staatsbankett am Abend im Londoner Buckingham-Palast.

Kaiser trifft König: Charles empfängt Japans Naruhito in London

Der 64-Jährige Naruhito war mit Kaisergattin Masako bereits am vergangenen Samstag in Großbritannien gelandet, am Wochenende und am Montag gab es private Termine, ehe der Reigen der protokollarischen Events anhob. Dazu zählt am Donnerstag auch eine Kranzniederlegung am Grab der verstorbenen Queen Elizabeth II. in Schloss Windsor. 

Das, so heißt es, ist dem Tenno persönlich sehr wichtig.

Naruhito studierte in den Achtzigern in Oxford

Denn Naruhito studierte in den 1980er-Jahren in Oxford – und schloss als erster japanischer Kaiser eine Hochschule ab. In dieser Zeit sei er von den britischen Royals „wie ein Familienmitglied“ behandelt worden. 

Er sei damals auch für ein paar Tage nach Schloss Balmoral eingeladen worden. Die Queen habe ihn zum Grillen eingeladen, Prinz Philip „hat mich in einer Kutsche umhergefahren“.

Dass der Tennō, der gar nicht offiziell das japanische Staatsoberhaupt ist, sondern gleichermaßen die Inkarnation des Staatsmythos, überhaupt auf Reisen geht, war in Japan in der Vergangenheit absolut unüblich.

Kaiser trifft König: Charles empfängt Japans Naruhito in London

Naruhitos Großvater Hirohito war der allererste im Amt, der größere Auslandsreisen unternahm: 1972 als erster Kaiser nach Europa, drei Jahre später in die USA. Politische Wellen schlug seine Reise nach China, weil das faschistische Japan dort zuvor grauenvolle Massaker verübt hatte.

Erst unter Hirohitos Sohn konnte die bleierne Last der Vergangenheit abgeworfen werden – Alt-Kaiser Akihito definierte das Amt neu und gab ihm neue Würde durch Bescheidenheit und Volksnähe. So wie weiland Queen Elizabeth entwickelte sich auch der emeritierte, heute 90-jährige Tenno zu einer moralischen Institution.

Kaiser trifft König: Charles empfängt Japans Naruhito in London

Königin Camilla und Kaiserin Masako

Wie das Pendent in London stand auch Akihito vor der Jahrhundertaufgabe, die Monarchie in ein neues Zeitalter zu transformieren.

Ihre Nachfolger, Naruhito und Charles, setzen dieses Werk nun fort. Beide kamen erst spät ins Amt: Ersterer bestieg vor fünf Jahren den Chrysanthementhron, Zweiterer wurde erst vor eineinhalb Jahren gekrönt. 

Eine weitere Parallele zwischen den beiden Royals: Charles ist neben seiner Funktion als Staatsoberhaupt auch Oberhaupt der anglikanischen Kirche, Naruhito zumindest informell spirituelles Symbol des Shintoismus.

Auch was die Ehepartnerinnen anbelangt, hat das Duo Gemeinsamkeiten: Beide sind bürgerlich und wurden von Boulevardmedien teilweise schwer unter der Gürtellinie attackiert. Masako, eine Diplomatentochter, erkrankte daran körperlich wie psychisch. Camilla, die Tochter eines Offizieres und Kriegsveteranen, wurde als Gegenspielerin der früheren Frau von Charles, Prinzessin Diana, öffentlich angefeindet.

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Prinz William mit dem japanischen Kaiserpaar

Diese Zeiten sind vorbei, die Briten haben sich mit Camilla versöhnt, und mit Prinz William steht der Thronfolger, der sich einerseits um seine krebskranke Gattin Kate kümmern muss und zugleich immer mehr Staatsgeschäfte seines ebenso an Krebs erkrankten Vaters übernimmt, auch schon bereit. 

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