In den vergangenen zehn Jahren wuchsen die Verluste des Lido auf 80 Millionen Euro an. Eine Modernisierung im Jahr 2015 brachte nicht die erhoffte Kehrtwende.
Vor allem die Corona-Pandemie mit monatelangen Schließungen und einem Einbruch des Tourismus war ein herber Schlag für das Variété-Theater: Im Jahr 2020 fielen die Umsätze um 80 Prozent. Die staatlichen Hilfen in Höhe von 700.000 Euro konnten die Verluste demnach nicht ausreichend auffangen.
Als der Accor-Konzern Ende 2021 das hoch verschuldete Cabaret von der Sodexo Group aufkaufte, erschien bereits klar, dass es nicht einfach so weitergehen würde. Dabei hatte das Lido noch im Sommer sein 75-jähriges Bestehen gefeiert.
Auch wenn weiterhin Musicals zur Aufführung kommen, gibt es künftig keine permanente Truppe mehr, ebenso wenig wie die Kombination mit einem Abendessen als „Dinner-Show“ mit viel Champagner, wie sie auch das Moulin-Rouge anbietet.
Erhebliche Renovierungen sind geplant. Wird sich der Name ebenfalls ändern?
Lido spielt auf die gleichnamige Insel vor Venedig an, denn als es sich noch um ein Luxus-Schwimmbad handelte, fuhren kostümierte Kellner sogar auf Gondeln auf dem Wasser, um die Kundschaft zu bedienen. 1928 eröffnet, wurde das Bad 1946 von den Brüdern Joseph und Louis Clérico in ein Revue-Theater umgewandelt.
Dieses zog 1977 um an die aktuelle Adresse, wo es einen Panoramasaal mit Platz für 1.150 Gäste auf zwei Etagen gab. Immer wieder gelang es dem Lido, Berühmtheiten auf die Bühne zu locken: Edith Piaf, Marlene Dietrich, Josephine Baker, die Kessler-Zwillinge oder auch Johnny Hallyday traten hier auf. Rund 10.000 Tänzerinnen hatten in den vergangenen 76 Jahren ein Engagement im Lido.
Der Name „Bluebell Girls“ spielt auf die stahlblauen Augen ihrer Gründerin, der irischen Tänzerin Margaret Kelly und deren Spitznamen „Miss Bluebell“ an. Die aktuelle Truppe wird noch bis Frühjahr bezahlt.
Schnell bildete sich Widerstand gegen die Schließung der legendären Stätte. Bei einer Petition wurden knapp 11.000 Unterschriften gesammelt. „Das Lido war immer ein Synonym für Schönheit, Eleganz und eine große Show auf französische Art und es ist eine der Perlen der französischen Variété-Theater“, heißt es.
Die Verfasser wollten nicht mit ansehen, wie die „Bluebell-Girls“ einem „simplen Theatersaal, der banale Musicals anbietet“ weichen: „Wenn Sie wollen, dass Paris Paris bleibt, unterschreiben Sie!“
Aus heutiger Sicht erscheint es allerdings wahrscheinlich, dass Paris zwar Paris bleibt, das Lido aber nicht das Lido.
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