Aus Paris, Simone Weiler
Fast 100 Jahre ist es her, da mischte Josephine Baker Paris auf. Diese junge Schwarze aus den USA, die ab 1925 in der „Revue Nègre“ an den Champs-Élysées engagiert war, tanzte auf eine entfesselte Weise, wie es das französische Publikum noch nie gesehen hatte.
Nur mit einem Bananenröckchen bekleidet, bediente sie das Klischee der exotischen Femme fatale. Während man sie, die in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen war, in ihrer Heimat noch lange wegen ihrer Hautfarbe ablehnen und in Hotels abweisen sollte, wurde Baker in Europa ein Star – und eine Ikone der Humanität, die sich für die Widerstandsbewegung im Zweiten Weltkrieg, im Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus engagierte.
„Regenbogen-Stamm“
Auch privat lebte sie die Utopie eines „Regenbogen-Stamms“, wie sie sagte, hatte sie doch mit ihrem vierten Ehemann, dem Orchesterleiter Jo Bouillon, zwölf Kinder verschiedener Nationalitäten und Religionen adoptiert. Für dieses außergewöhnliche Leben und Engagement bekommt Bakers Siegeszug in Frankreich, der in den 1920er Jahren begann, am heutigen Dienstag eine triumphale Krönung: Mit einer feierlichen Zeremonie wird sie ins Panthéon aufgenommen.
In dem Pariser Ruhmestempel befinden sich die Gräber bedeutender Persönlichkeiten, darunter Politiker wie Jean Jaurès oder Wissenschafter wie Marie und Pierre Curie. 75 Männer liegen dort und nur sechs Frauen. Schon lange fordern Feministinnen, diesem Ungleichgewicht entgegenzuwirken.
Josephine Baker wird die erste Schwarze und erste Bühnenkünstlerin in dem illustren Kreis sein. Entschieden hat dies Präsident Emmanuel Macron höchstpersönlich. Das Datum ist nicht zufällig gewählt, denn genau vor 84 Jahren wurde Baker durch Heirat mit dem Industriellen Jean Lion französische Staatsbürgerin. Dabei, so ließ der Élysée-Palast wissen, reiche es nicht, dass sie eine große Variété-Tänzerin und später auch Schauspielerin und Sängerin war, sondern sie habe sich „für die französischen Werte der Aufklärung“ eingesetzt. Im Zweiten Weltkrieg arbeitete Baker, die den Pilotenschein gemacht hatte, als „fliegende Krankenschwester“ für das Rote Kreuz, versteckte Waffen und vom Vichy-Regime Verfolgte.
Agentin im Widerstand
Sie schmuggelte als Agentin für die Résistance unter anderem in ihren Musik-Partituren Informationen, die mit Geheimtinte beschrieben waren. Im Kampf gegen Rassendiskriminierung in den USA stand sie später beim „Marsch auf Washington“ an der Seite des US-Bürgerrechtlers Martin Luther King. Als sie aufgrund ihres kostspieligen Lebenswandels ihr Schloss in Südfrankreich zu verlieren drohte, half ihr Brigitte Bardot finanziell.
Auch die Fürstin Gracia Patricia von Monaco wurde eine enge Vertraute Bakers. Nach ihrem Tod im Jahr 1975 an den Folgen einer Gehirnblutung im Alter von 68 Jahren wurde sie in Monaco beerdigt. Auf Wunsch der Familie bleibt sie dort, während sie nun im Pariser Panthéon ein Ehrengrab erhält. Es hätte sie stolz gemacht, sagte ihr Sohn Brian Bouillon Baker, dass Charleston-Töne in dem Ruhmestempel erklingen.
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