"Absichtsvolle Bosheit": Jury verurteilt Amber Heard - aber Johnny Depp muss auch zahlen
Johnny Depp gewinnt den Verleumdungs-Prozess gegen seine Ex-Frau. Die sieben Geschworenen haben am Mittwoch einstimmig entschieden, dass der Star-Schauspieler fälschlicherweise von Amber Heard in einem Artikel in der Washington Post häuslicher Gewalt bezichtigt worden ist. Heard habe mit „absichtsvoller Bosheit” gehandelt und soll insgesamt 15 Millionen Dollar Entschädigung und Strafe an Depp zahlen. Überraschungseffekt: Gemeinsam übereinander bis aufs Blut herziehen, aber getrennt das mit Hochspannung erwartete Urteil empfangen: Im Mega-Prozess zwischen den schauspielernden Ex-Eheleuten saß am Mittwochnachmittag nur eine Streitpartei im Bezirksgericht von Fairfax/Virginia vor den Toren Washingtons - es war die 36-jährige Heard.
Urteilsverkündung ohne Johnny Depp
Hauptakteur Depp (58) hatte nach den Schlussplädoyers am vergangenen Freitag einen kulturellen Tapetenwechsel in Großbritannien gesucht und mehrere Konzerte gemeinsam mit seinem Freund, der Gitarren-Legende Jeff Beck, gegeben.
Die erst am Mittag ergangene Ankündigung des Gerichts, dass die Geschworenen nach insgesamt nur zwölf Stunden Beratung zu einem Urteil gefunden hatten, erreichte den „Fluch der Karibik”-Superstar zu spät, um seinen zahlreichen Fans vor dem Gericht erneut sein berühmtes Grinsen zu präsentieren.
Letztere brachen in Jubel und „Johnny! Johnny!-Rufe” aus, als die ersten Neuigkeiten aus dem Gerichtssaal nach außen drangen.
Probleme mit Formularen
Der entscheidende Schlussmoment des in den sozialen Medien täglich von Millionen Menschen weltweit dauerkommentierten Verfahrens begann mit einem Rohrkrepierer.
Weil die Geschworenen auf den offiziellen Formularen das finanzielle Strafmaß nicht angekreuzt hatten, wurden sie von Richterin Penney Azcarate wieder zurück auf die Beratungsbank geschickt.
Nach gut zehn Minuten war die Panne, für die es noch keine Erklärung gibt, behoben. Die Identität der Geschworenen bleibt für ein Jahr unter Verschluss.
Auch Johnny Depp muss zahlen
Mit ihrem Urteil stellte sich die Jury fast vollends hinter die Argumentation Depps und seiner Verteidiger, wonach Heard eine Lügnerin sei, blieben aber deutlich unter der von Depp verlangten Entschädigung von 50 Millionen Dollar.
Völlig ungeschoren kommt der Schauspieler, der von Beginn an die Sympathien von Hunderttausenden auf seiner Seite hatte, nicht davon. In einem Punkt ihrer Gegenklage, die 100 Millionen $ Kompensation für angeblich erlittene Rufschädigung forderte, folgte die Jury der zuletzt aus dem Film „Aquaman” bekannten Mimin. Depp muss ihr dafür zwei Millionen Dollar zahlen.
"Jury gab mir Leben zurück"
Kurz nach der Urteilsverkündung meldete sich der "Sieger" des Gerichtsprozesses, Johnny Depp, via Instagram zu Wort und bedankte sich bei den Geschworenen. Sie haben ihm "sein Leben nach sechs Jahren zurückgegeben".
Erste Reaktion von Amber Heard
Amber Heard meldete sich nach dem Urteil auf Twitter zu Wort. Sie sei enttäuscht, vor allem darüber, was das Urteil für andere Frauen bedeuten würde: Es sei ein "Rückschlag" für Frauen, die sich wehren.
Der Zivilprozess zwischen Depp ("Fluch der Karibik") und Heard ("Aquaman") lief sechs Wochen.
In seiner Zivilklage hält Depp seiner Ex-Frau vor, in einem 2018 von der "Washington Post" veröffentlichten Kommentar zum Thema häusliche Gewalt falsche Aussagen gemacht zu haben. Wegen Verleumdung klagt Depp auf rund 50 Millionen Dollar (gut 46 Millionen Euro) Schadenersatz, Heard hat eine Gegenklage auf 100 Millionen Dollar eingereicht. Depp hat in dem Verfahren mehrfach betont, nie körperliche Gewalt gegen Heard angewandt zu haben. Heard behauptet das Gegenteil.
Die beiden Schauspieler hatten sich 2009 bei den Dreharbeiten zu dem gemeinsamen Film "The Rum Diary" kennengelernt. 2015 heirateten sie, doch nach 15 Monaten Ehe reichte Heard die Scheidung ein.
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