Wiedergeburt der Notre-Dame: Eröffnung am 7. Dezember
aus Paris Simone Weiler
Als vor wenigen Tagen zum ersten Mal seit mehr als fünf Jahren die Glocken des Nordturms von Notre-Dame läuteten, war es, als appellierten sie an die Vorfreude aller. Seit dem Brand am 15. April 2019 befand sich hier eine Baustelle, das Monument blieb von der Öffentlichkeit abgeschottet. Das ändert sich ab 7. Dezember mit der Wiedereröffnung in großem Pomp. Am Folgetag zelebriert Erzbischof Laurent Ulrich die erste Messe. Teilnehmen dürfen nur ausgewählte Besucher, etwa Staats- und Regierungschefs, hochrangige Geistliche und einige der 2.000 am Wiederaufbau beteiligten Handwerker.
Ihnen allen sowie den Spendern wird Präsident Emmanuel Macron in einer ersten Ansprache auf dem Vorplatz der Kathedrale am 7. Dezember danken. Ein letzter Besuch der Baustelle, die er bereits sechsmal besichtigt hat, ist am 29. November geplant. Von Anfang an hatte Macron diese zu seinem Herzensprojekt erklärt. Nur einen Tag nach dem Brandunglück verkündete er in feierlichem Ton bei einer Fernsehansprache, die Franzosen seien "ein Volk der Erbauer" und versprach, das Meisterwerk der Gotik könne in nur fünf Jahren restauriert werden. Und zwar "noch schöner als zuvor".
Macron hielt Versprechen
Viel Kritik erntete der französische Staatschef damals. Experten erschien die kurze Zeitspanne unrealistisch – doch er behielt recht. Tatsächlich dauerten die Arbeiten, auch wenn sie noch nicht vollendet sind, nur gut fünf Jahre, obwohl die hohe Konzentration von Blei im Gebäude und die Coronavirus-Pandemie zwischenzeitlich zum Stopp der Baustelle zwangen.
Recht behielt Macron auch insofern, dass die Kathedrale im Innern mehr strahlen wird als zuvor. Die Wände wurden von jahrhundertealtem Staub, Ruß und Dreck befreit und leuchten in hellem Weiß. Durch die Säuberung der Fenster kommt deutlich mehr Licht herein.
Alle Farben der Wandgemälde wurden aufgefrischt, die 2.300 Statuen und die 8.000 Orgelpfeifen gereinigt. Das zerstörte Dach und das Balkenwerk mussten hingegen neu gebaut werden, ebenso wie der Spitzturm, den der Architekt Eugène Viollet-le-Duc im 19. Jahrhundert hinzugefügt hatte. Dieser war bei dem Brand in die Tiefe gestürzt und riss dabei ein riesiges Loch in die Kuppel über der Vierung.
Nur Papst reist lieber nach Korsika
Von den 843 Millionen Euro, die durch Spenden aus der ganzen Welt zusammenkamen, wurden bisher 700 Millionen Euro für die ersten beiden Phasen ausgegeben. Die übrigen Gelder sind unter anderem für die Installation von Kirchenfenstern 2026, die Restaurierung der Fassaden und der Sakristei vorgesehen. Dann wird auch der Vorplatz der Kathedrale neu gestaltet. Notre-Dame bleibt zugänglich.
Kulturministerin Rachida Dati sorgte kürzlich für einige Aufregung mit dem Vorschlag, ein Eintrittsgeld von fünf Euro zu verlangen. Die erwarteten Einnahmen in Höhe von 75 Millionen Euro pro Jahr könnten viele französische Kirchen "retten", argumentierte sie. Doch die Diözese war dagegen: Man wolle auch künftig nicht zwischen Gläubigen und Touristen unterscheiden, sondern heiße "jede und jeden bedingungslos willkommen". Aufgrund des erwarteten Andrangs werden allerdings ein kostenloser Online-Ticketverkauf und eine App eingeführt, während es weiter eine Schlange für Besucher ohne Reservierung gibt.
Ein Mann hat die Einladung allerdings ausgeschlagen: Papst Franziskus. Stattdessen will er Mitte Dezember Korsika besuchen, aber nicht nach Paris reisen.
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