Das gotische Meisterwerk aus dem zwölften Jahrhundert werde in nur fünf Jahren „noch schöner als vorher“ aufgebaut sein, versprach Präsident Emmanuel Macron am Tag nach dem Brand, der viele Menschen in Frankreich und darüber hinaus zutiefst erschüttert hatte. Seitdem kamen Spenden in der Höhe von 846 Millionen Euro aus 150 Ländern zusammen.
Ehrgeiziger Zeitplan
Vielen Experten erscheint der von oben vorgegebene enge Zeitplan unmöglich einzuhalten, zumal die Baustelle durch hohe Blei-Belastung und die Corona-Pandemie zeitweise zum Stillstand kam. Nun bestätigte die staatliche Einrichtung, die eigens für die Koordinierung der Aufbauarbeiten gegründet worden war, eine komplette Öffnung des Kirchenbaus im Dezember 2024, also nach den Olympischen Spielen, die Frankreichs Hauptstadt im Sommer nächsten Jahres ausrichtet.
„Die klare Zeitvorgabe schuf eine Dynamik“, sagt Philippe Jost, Vize-Generaldirektor der Wiederaufbau-Behörde. „Wenn man ein Ziel vor Augen hat, geht es schneller.“ Im November dieses Jahres werde der damals zerstörte Spitzturm in 93 Metern Höhe wieder angebracht und „wie ein Werk von Christo“ nach und nach enthüllt.
Der Dachstuhl mit dem Holz von Eichen aus dem 13. Jahrhundert fiel ebenfalls den Flammen zum Opfer. Die Ausstellung präsentiert nun unter anderem verkohlte Originalteile, ein Kirchenfenster sowie einige der insgesamt 7.952 Pfeifen der Hauptorgel. Sie blieb vom Feuer verschont und war auch von den Löscharbeiten kaum betroffen, doch befand sich auf ihr massenweise Bleistaub. Für eine intensive Reinigung wurde die Orgel komplett auseinandergebaut.
In der Schau werden in acht thematischen Abschnitten verschiedene Aspekte der Restaurierungsarbeiten sowie die damit betrauten Berufe vorgestellt. Frauen und Männer, die Jost als „Helden der Baustelle“ bezeichnet, erklären in kurzen Videoporträts ihre konkreten Tätigkeiten. Mehr als 10.000 Menschen, von Architekten über Archäologen bis zu Bauarbeitern, seien hier insgesamt zugange. „Sie verfügen über ein einzigartiges Können und Wissen, das weitergegeben werden soll.“
Dahinter stehe auch die Hoffnung, junge Menschen für diese oftmals wenig bekannten Metiers zu interessieren, sagt der Verantwortliche: „Es werden Arbeitskräfte gesucht, und dafür ist es wichtig zu zeigen, wie spannend diese Aufgaben sind.“ Deshalb sollen besonders viele Schulklassen in die Ausstellung kommen.
Auch jene Wissenschaftler kommen zu Wort, die sich im nationalen Forschungsinstitut CNRS zu einer eigenen Arbeitsgruppe rund um Notre-Dame zusammengeschlossen haben. „Fünf Jahre lang erlaubt ihnen die Baustelle, Forschungen durchzuführen, die zuvor nicht möglich waren, weil die Kathedrale immer geöffnet war,“ erklärt Lisa Bergugnat.
Schon jetzt stellt man sich auf einen Ansturm in den Monaten nach der Wiedereröffnung des Wahrzeichens in knapp zwei Jahren ein. „Vor dem Brand kamen bis zu zwölf Millionen Besucher im Jahr, dann werden es wohl eher 15 Millionen sein“, meint Jost.
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