Drogen in New Yorker Kinderkrippe versteckt: Einjähriger tot

Jemand hat zum Gedenken an das verstorbene Baby ein Kreuz vor die Kindertagesstätte in der Bronx gehängt.
Das Baby dürfte an einer Überdosis Fentanyl gestorben sein, drei weitere Kinder mussten ins Krankenhaus.

„Willkommen“ steht in bunten, mit kleinen Sternchen verzierten Buchstaben auf der Eingangstür zur „Divino Niño“-Kindertagesstätte in der Bronx, New York. Was hier in den vergangenen Tagen aufgedeckt wurde, ist ein wahrgewordener Eltern-Albtraum.

Ein einjähriger Bub ist kürzlich in der Krippe gestorben – an einer Überdosis Drogen. Drei weitere Kinder, zwei Zweijährige und ein acht Monate altes Mädchen, mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Auch sie hatten Symptome einer Opioidvergiftung. Später fand die New Yorker Polizei nach eigenen Angaben in der Tagesstätte eine Menge an Drogen, mit denen man 500.000 Menschen hätte töten können.

Von Falltür bedeckt

Auf Polizeifotos sind zahlreiche kleine Säckchen mit braunem und weißem Pulver zu sehen. Sie waren offenbar in einem Loch im Boden, unter einer Falltür, versteckt – in einem Raum, in dem sich die Kinder täglich aufhielten, aßen, schliefen. Neben anderen Substanzen befanden sich darunter große Mengen an Fentanyl. Davor hatte die Polizei bereits ein Kilogramm davon in der Nähe von Schlafmatten der Kinder entdeckt. Es wurden auch Geräte gefunden, die Drogenhändler zum Mischen von Substanzen verwenden.

Die synthetische Droge Fentanyl gilt als der Treiber der seit einigen Jahren andauernden Opioid-Krise in den USA. Das Schmerzmittel, das normalerweise bei Krebserkrankungen im Endstadium oder nach schweren Operationen verabreicht wird, ist 50 Mal stärker als Heroin. Während im Jahr 2010 landesweit noch 40.000 Drogentote verzeichnet worden waren, waren es 2021 100.000 – mehr als 60 Prozent der Fälle 2021 sollen auf Fentanyl zurückzuführen sein. 2010 waren es zehn Prozent.

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Unter anderem kommt Fentanyl in gefälschten Medikamenten in Umlauf. Schon wenige Milligramm können tödlich sein. Der Fall in der New Yorker Krippe verdeutlicht laut Frank Tarentino von der US-Drogenbekämpfungsbehörde DEA die „Gefahr, die Fentanyl für jeden New Yorker darstellt“.

Drei Verhaftete

Die Krippenleiterin sowie der Pächter wurden bereits vergangene Woche verhaftet. „Wir beschuldigen die Angeklagten, vier Babys vergiftet und eines von ihnen getötet zu haben, weil sie von einer Kindertagesstätte aus ein Drogengeschäft betrieben haben“, sagte der US-Staatsanwalt von Manhattan, Damien Williams.

Am Dienstag nahm die Polizei eine dritte Person fest – laut Williams „ein weiterer Schritt, um den Opfern dieser abscheulichen Tat und ihren Familien Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.“

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Gesucht wird zudem der Ehemann der Krippen-Betreiberin. Telefonaufzeichnungen zeigen, dass die Frau ihn angerufen haben muss, nachdem sie die Kinder krank vorgefunden hatte. Erst danach wählte sie wohl den Notruf.

20.000 gelöschte Nachrichten

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft löschte die Frau vor ihrer Verhaftung etwa 20.000 Textnachrichten von ihrem Handy, welche die Behörden wiederherstellen konnten.

Überwachungsaufnahmen sollen zeigen, wie der Ehemann später mit mehreren Einkaufstüten – nach Ansicht der Behörden wohl mit Fentanyl befüllt – aus der Krippe lief.

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