Ein Jahr Impfung: Wer International am schnellsten impft - und wer nicht

Ein Jahr Impfung: Wer International am schnellsten impft - und wer nicht
Versprechungen, neue Varianten, 110 Prozent Impfquote - das erste Impf-Jahr im Rückblick.

Es ist noch kein Jahr her, dass in Österreich die ersten Menschen ihre Corina-Impfung erhielten: Am 27. Dezember vergangenen Jahres ließen sich die fünf Menschen öffentlichkeitswirksam impfen - in Anwesenheit des nunmehrigen Ex-Bundeskanzlers Sebastian Kurz sowie des nunmehrigen Ex-Gesundheitsministers Rudolf Anschober. Die Hoffnung, dass die Impfung die ewigen Lockdowns - man befand sich im dritten - beenden würde, war groß.

Doch sollte es bald bei der Beschaffung hapern: Während Israel, die USA und Großbritannien den Impf-Turbo zündeten (Israel hatte nach zwei Wochen bereits zehn Prozent der Bevölkerung geimpft), haderte die EU in puncto Lieferung. Auch Astrazeneca, das am 28. Jänner als dritter Impfstoff zugelassen wurde, geriet bald ob der Lieferverträge in einen Streit mit Brüssel, der sich lange hinziehen sollte. Der dänische Jyllands-Posten konstatierte: „Es kann nicht überraschen, dass die Brexit-Anhänger sich darin bestätigt fühlen, dass es Großbritannien besser geht außerhalb der EU. Diese Haltung kann sich schnell auch unter den kontinentalen EU-Skeptikern verbreiten."

Derweil traf es Anfang des Jahres vor allem Portugal hart: Die britische Virus-Mutation (später Alpha genannt) schlug voll zu, Portugal wurde zur Corona-Hölle Europas. Die Sieben-Tagesinzidenz pro 100.000 Einwohner kletterte auf 885, täglich gab es 13.000 Neuinfektionen und rund 300 Covid-Todesopfer – die Zahlen waren die höchsten weltweit, das Gesundheitssystem stand vor dem Kollaps. Mittlerweile geht man davon aus, dass jene verheerenden Zahlen der Grund für die harte Impfdisziplin sind. Und die schien in den USA gegeben:

Ende Jänner berichtete der KURIER: "Bereits mehr als sechs Prozent der US-Bevölkerung haben die erste Impfung hinter sich – das sind rund 20 Millionen Menschen. Das sind doppelt so viele, wie die EU gesamt geimpft hat.

Viele Abmachungen nicht eingehalten

Zur gleichen Zeit schien die Impfstoffdiplomatie ihren Siegeszug anzutreten: Vor allem Russland und China schlossen Verträge mit Entwicklungsländern und wirtschaftsschwächeren Staaten ab, lieferten medienwirksam Impfstoffe und kündigten an, Produktionsstandorte in anderen Ländern zu eröffnen. Im Nachhinein sollte sich herausstellen, dass viele der Abmachungen nicht eingehalten werden konnten und die Wirksamkeit der Impfstoffe zu wünschen übrig lässt. Im März 2021 hatte allerdings Marokko 6,6 Prozent der Bevölkerung zweimal geimpft, die EU durchschnittlich 3,8.

Zusätzlich wüteten Virusmutationen in Europa: Erst die "britische", die seit Mai von der WHO in "Alpha" umbenannt wurde, um "Diskriminierungen" zu vermeiden. In Deutschland hätte die nunmehrige Ex-Kanzlerin Angela Merkel beinahe eine "Osterruhe" beschlossen - drastische Maßnahmen in der Karwoche, um die Welle zu brechen. Kurz danach entschuldigte sich Merkel allerdings und nahm das Vorhaben zurück.

Hart traf es zu diesem Zeitpunkt Indien, wo eine der gefährlichsten Virus-Varianten entdeckt wurde: Delta.

Ende April berichtete der KURIER: "Es sind albtraumhafte Bilder, die dieser Tage aus Indien kommen: inmitten von Siedlungen, auf Parkplätzen und in Grünanlagen, brennen Dutzende Scheiterhaufen, einer neben dem anderen. Männer in Schutzanzügen bereiten in Tücher gehüllte Tote für die Verbrennung vor; Angehörige kollabieren aus Trauer und Wut über den Tod ihrer Lieben.

Indien befindet sich in einer beispiellosen Corona-Krise, seit einer Woche werden täglich mehr als 300.000 Neuinfektionen gemeldet. Am Mittwoch waren es 360.960 – der bisher höchste Wert."

In Österreich ließ die dritte Welle nach - zur Überraschung vieler Experten. Gleichzeitig nahm die Impfkampagne immer mehr Fahrt auf: Bis zum 18. Mai erhielten 40 Prozent der impfbaren Bevölkerung (damals noch ab 16 Jahren) zumindest die erste Impfdosis.

Während Europa emsig impfte, gerieten die Kampagnen in den USA und Israel ins Stottern - der Anteil der impfunwilligen Bevölkerung war größer als ursprünglich erwartet. Nach wie vor stehen die USA impftechnisch vor großen Problemen.

Diese rückten im Sommer – zumindest in Europa – in den Hintergrund. Zwar blieb die Impfquote vor allem im deutschsprachigen Raum niedrig, auch die Delta-Variante überrollte Europa. Doch niedrige Infektionszahlen und die Überzeugung, dass die Impfung der „Gamechanger“ sei, sorgten für größere Euphorie. In Ungarn etwa wurde die Maskenpflicht abgeschafft, das Nachtleben gestaltete sich im Sommer als ob es das Virus nicht gäbe. Griechenland lockte mit Angeboten für Geimpfte Touristen in die Ägäis.
 

In anderen Ländern wurde jedoch bereits die Impfpflicht – zumindest für Pflegepersonal – diskutiert und teilweise eingeführt. In immer mehr Ländern fanden Demonstrationen von Impfgegnern statt, anfangs vor allem Frankreich, Deutschland und Italien, doch auch in Belgien und den Niederlanden mehrten sich die Demonstranten. In Brüssel und Amsterdam musste die Polizei zu drastischen Maßnahmen greifen, um gewaltsame Randale zu verhindern.

Währenddessen überrollte die vierte Welle Europa – und in Südafrika kam es zu ersten Berichten über eine neue Variante. Erst hätte sie „Ny“, dann „Xi“ heißen sollen – aus Gründen der „politischen Korrektheit“ beschloss die WHO, sie „Omikron“ zu nennen.

 

 

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