Stadtunternehmen als Auftraggeber
Und zwar von der Patscherkofel Betriebs Gmbh. Sie betreibt das Skigebiet am Berg und ist eine 100-Prozent-Tochter der Stadt. Sie hat offenbar ein Unternehmen damit beauftragt, die Möglichkeiten eines "Windpark Patscherkofel" auszuloten - einem "Pilotprojekt" mit der "ersten Windkraftanlage in Westösterreich", wie es in Unterlagen heißt.
Eine Vorstudie kommt demnach zu dem Ergebnis, dass 9 Windräder - von der Mittel- über die Bergstation bis zum Gipfel des Skigebiets - 110 Gigawattstunden Strom pro Jahr erzeugen könnten. Und damit Energie für 44.000 Haushalte liefern könnten.
Einer illustren Runde von Verantwortungsträgern wurden die Erkenntnisse bereits Anfang des Jahres vorgestellt. Mit dabei Andreas Danler, Bürgermeister der Standortgemeinde Patsch, der die genannten Eckdaten bestätigt. Und sich dem Projekt Windpark gegenüber offen zeigt: "Das Konzept, das vorgestellt wurde, hat mich überzeugt."
Kraftwerk als Stromspeicher
Zu diesem gehört auch die Errichtung eines Pump-Speicher-Kraftwerks, das zur Zwischenspeicherung des erzeugten Stroms dienen soll. Die Idee dahinter: Der bestehende Beschneiungsteich des Skigebiets soll umgebaut werden und über eine Wasserleitung mit einem noch zu errichtenden Becken weiter oben am Berg verbunden werden.
Hier sieht Danler auch eine von mehreren Hürden für das Vorhaben: "Ich sehe beim Windpark den Knackpunkt nicht bei den Windrädern, sondern bei einem neu gebauten Speicherteich." Bei dem sei nämlich eine wesentlich größere Inanspruchnahme von Natur notwendig, als bei den Fundamenten für die Windräder selbst.
Außerdem stelle sich die Frage, ob das Land den Windpark für genehmigungsfähig halten würde. Zudem würden die Windräder zwar auf Gemeindegebiet zu stehen kommen, "die Gründe gehören aber der Agrargemeinschaft. Es geht nur in Abstimmung mit ihr", so der Bürgermeister von Patsch, der aber festhält: "Neue Technologien finde ich grundsätzlich gut. Und wir müssen schon schauen, dass wir energieunabhängig werden."
Am Dienstag hatte die IG Windkraft die Bundesländer zu mehr Tempo beim Ausbau von Windkraft gemahnt und sieht sie dabei säumig. In Tirol stand über viele Jahre die dominierende ÖVP auf der Bremse. Einen Umkehrschwung hatte erst der nunmehrige Landeshauptmann Anton Mattle, ein gelernter Elektrotechniker, eingeleitet. Er zeigt sich "technologieoffen".
Von seinem Vorgänger Günther Platter ist der Satz überliefert: "Mir sind Gipfelkreuze lieber als Windräder." Unter Mattle hat das Land Tirol im Vorjahr indes sogar eine Prämie von 100.000 Euro für das erste im Bundesland aufgestellte Windrad ausgelobt.
Bei der Präsentation einer vom Land beauftragten Windpotenzialstudie im vergangenen Sommer fand Mattle, dass nun "gute Standorte" definiert worden seien, an denen in Summe ein wirtschaftlich umsetzbares Potenzial von "etwa 1.000 bis 1.200 Gigawattstunden möglich ist." Auf der Potenzialkarte finden sich auch Gebiete am Patscherkofel.
Den hatten die Neos bereits im Landtagswahlkampf 2022 mit Verweis auf Expertenmeinungen als Windrad-Standort ins Spiel gebracht.
Windräder auf den Bergen bleiben in Tirol aber weiter ein heißes Eisen. Am Patscherkofel wären solche Anlagen praktisch vom ganzen Innsbrucker Stadtgebiet aus sichtbar. "Es wären die ersten Windräder in Tirol", ist auch Danler bewusst. Ob es dann tatsächlich 9 an der Zahl würden, ist für ihn offen. Es könnten auch nur 2 oder 3 werden, glaubt er.
Wahl entscheidet über künftige Entscheidungsträger
"Aber vor der Wahl wird sowieso nichts mehr entschieden", sagt der Bürgermeister von Patsch lachend mit Blick auf die Landeshauptstadt unten im Tal, wo am kommenden Sonntag über den künftigen Stadtchef und die neue Zusammensetzung des Gemeinderats entschieden wird.
Ob sich die neu zusammengewürfelte Stadtpolitik für das heiße Eisen Windpark am Patscherkofel erwärmen kann, werden die kommenden sechs Jahre zeigen. Sollten aber tatsächlich 9 Windräder ihren Weg auf den Olympiaberg finden, auf dem Franz Klammer vor bald 50 Jahren zu Abfahrtsgold raste, böten sich für die Energieerzeuger vielleicht prominente Namenspatrone aus der Skiwelt an.
1998 feierte das ÖSV-Herrenteam mit Hermann Maier an der Spitze einen legendären Neunfach-Sieg beim Super-G auf dem Patscherkofel. Vorerst werden die Namen von Siegläufern aber vor allem die Gondeln der Hahnenkammbahn in Kitzbühel zieren.
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