Wie Österreich mit einem Neunfachsieg Ski-Geschichte schrieb
Es waren in den vergangenen Tagen wieder viele Anekdoten zu hören im Skiweltcup. Dass in den Zielräumen und beim Après-Ski gerne alte Geschichten aufgewärmt werden, ist nichts Neues, aber an diese einzigartige Erfolgsstory erinnern sie sich beim ÖSV ganz besonders gerne.
Am Freitag sind es genau 20 Jahre, dass die österreichischen Herren beim Super-G am Patscherkofel einen Erfolg einfuhren, der auf ewig einen Platz in den Annalen des Skisports haben wird. Hermann Maier, Christian Mayer, Fritz Strobl, Stephan Eberharter, Rainer Salzgeber, Hans Knauss, Patrick Wirth, Andreas Schifferer, Werner Franz – das sind die neun Österreicher, die am 21. Dezember 1998 die ersten neun Plätze besetzt hatten und der Konkurrenz die Show stahlen. Sieger Maier hatte damals wohl recht mit seiner Vermutung, dass „das wahrscheinlich eine einzigartige Sache bleiben wird“.
Heimvorteil
Dabei ist es eigentlich ein Wunder, dass an diesem Tag überhaupt ein Rennen stattgefunden hat. Wäre es nicht der Berg von Präsident Peter Schröcksnadel gewesen und hätten nicht 20.000 Fans im Ziel gewartet – der Super-G wäre vermutlich abgesagt worden. „Am Patscherkofel war ein furchtbarer Nebel, du hast überhaupt nichts gesehen“, erinnert sich der damalige ÖSV-Abfahrtschef Robert Trenkwalder.
Die ausländischen Konkurrenten, die drei Tage vor Weihnachten schon auf gepackten Koffern hockten, wären am liebsten sofort aus Tirol abgereist. Aber der ÖSV unternahm alles, um dieses Rennen irgendwie über die Bühne zu bringen und überhäufte die FIS-Verantwortlichen mit Wetterprognosen. „Wir wussten, dass es irgendwann nach Mittag ein kleines Wetterfenster mit besseren Bedingungen geben würde, aber nicht genau wann“, erzählt Trenkwalder.
Das verpasste Foto
Als der Super-G schließlich mit Verspätung am frühen Nachmittag doch gestartet werden konnte, spielten die Österreicher ihre Dominanz in dieser Disziplin aus. Immer länger wurde die rot-weiß-rote Riege an der Spitze des Klassements, und als Fritz Strobl mit Startnummer 45 als letzter ÖSV-Läufer an der Reihe war, wollte der Kärntner eigentlich nur schnell hinunter, um mit seinen Kollegen auf den Erfolg anzustoßen.
Dann wirbelte der spätere Olympiasieger mit seiner Fahrt auf Rang drei das Ergebnis noch einmal durcheinander und sorgte bei den anwesenden Fotografen für blankes Entsetzen. Denn die mussten ihr historisches Siegerfoto mit allen ÖSV-Läufern nun noch einmal knipsen. Das Problem: Werner Franz war zu diesem Zeitpunkt bereits abgereist, weshalb es kein Foto gibt, auf dem auch wirklich alle neun Österreicher zu sehen sind. Erst zehn Jahre später, als sich die Protagonisten am Patscherkofel zur Jubiläumsfeier trafen, konnte das Siegerfoto nachgestellt werden.
Was wurde aus
Viele der Protagonisten von damals sind heute noch eng mit dem Skisport verbunden. Andere sieht man hingegen nur noch selten in der Öffentlichkeit. Was wurde aus den neun Helden vom Patscherkofel?
Sieger Hermann Maier sieht man inzwischen öfter in der Fernsehwerbung als bei Weltcuprennen. Der Salzburger (46) hat mit Rainer Schönfelder eine Hotelkette ins Leben gerufen. Christian Mayer war lange Zeit TV-Experte beim ORF und arbeitet mittlerweile bei der Bekleidungsfirma Tenson.
Fritz Strobl ist Testimonial von Salomon und schreibt Ski-Kolumnen für zwei österreichische Tageszeitungen. Zudem züchtet er daheim in Kärnten Angus-Rinder.
Stephan Eberharter hält für seinen langjährigen Sponsor Vorträge und ist ebenfalls Ski-Kolumnist.
Rainer Salzgeber und Patrick Wirth sind die Masterminds bei der Skifirma Head. Hans Knauss ist als Ski-Experte beim ORF im Einsatz, Werner Franz arbeitet wiederum als Abfahrtstrainer bei den ÖSV-Herren. Andreas Schifferer hingegen hat sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und taucht nur noch selten bei Weltcuprennen auf.
Historisches Rennen
Am 21. Dezember gab es auf dem Patscherkofel das denkwürdige Rennen mit dem Neunfachsieg. 18. und damit schlechtester Österreicher wurde Christoph Gruber. 46. und Letzter wurde der Amerikaner Jakub Fiala.
1. Hermann Maier (AUT) 1:23,52
2. Christian Mayer (AUT) +0,76
3. Fritz Strobl (AUT) +0,77
4. St. Eberharter (AUT) +0,79
5. Rainer Salzgeber (AUT) +0,80
6. Hans Knauss (AUT) +0,81
7. Patrick Wirth (AUT) +0,87
8. A. Schifferer (AUT) +0,91
9. Werner Franz (AUT) +0,96
10. Lasse Paulsen (NOR) +1,01
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