Steirische SPÖ stellt sich neu auf: Lang geht, Lercher kommt
Während FPÖ und ÖVP am Mittwoch in Runde 2 ihrer Verhandlungen gingen - "Arbeit, Wirtschaft und Infrastruktur" standen auf dem Programm, um den Weg zur ersten blau-schwarzen Koalition in der Steiermark zu ebnen - kam es in der SPÖ zu einer personellen Entscheidung.
Landesparteiobmann Anton Lang tritt zurück.
Für ihn dürfte Max Lercher übernehmen. Der 38-Jährige soll vorerst geschäftsführender SPÖ-Landesparteichef werden, hieß es Mittwochnachmittag.
Am Donnerstag soll Lang in einer Sitzung des Parteivorstandes den Weg frei machen, sie beginnt um 13 Uhr.
Dass der bisherige Vizelandeshauptmann Lang in der Politik bleibt, war längst mehr als ungewiss. Spätestens seit Sonntag köchelte die Obmanndebatte, als klar wurde, dass es auf Blau-Schwarz in der Steiermark hinaus läuft: Diese Regierung mit FPÖ-Landesparteichef Mario Kunasek an der Spitze soll bereits am 13. Dezember stehen und am 18. Dezember im Landtag gewählt werden.
Erstmals in Opposition
Die SPÖ muss dann in Opposition gehen, erstmals überhaupt in der Geschichte der steirischen Sozialdemokratie. Doch Opposition muss sie erst noch lernen: Seit 1945 hatten die Sozialdemokraten immer Regierungsverantwortung mit Ressorts und Machtfülle sowie einem entsprechenden Mitarbeiterstab in Regierungsbüros.
Die SPÖ hätte es in der Steiermark auch gern mit der FPÖ gewagt und hadert seit dem Wochenende mit der Entscheidung von FPÖ-Chef Kunasek, der ÖVP mit Christopher Drexler den Vorzug zu geben.
Bei den Wahlen am 24. November kam die SPÖ, die 2005 bis 2015 den Landeshauptmann stellte, nur noch auf den dritten Platz hinter Blau und Schwarz.
Der wortgewaltige und scharfzüngige Obersteirer Lercher, der allerdings aktuell über kein Mandat im neuen Landtag verfügt, dürfte mit der Oppositionsrolle leicht zurecht kommen.
Verjüngung an der Parteispitze
Der oftmals als Parteirebell titulierte Lercher würde außerdem eine deutliche Verjüngung der SPÖ-Spitze bedeuten, Anton Lang feierte im November seinen 65. Geburtstag: Der Leobner kam 2016 in die Landesregierung und stieg nach der SPÖ-Wahlniederlage 2019 zum Vizelandeshauptmann und Landesparteichef auf.
Wer ist Max Lercher?
Lercher hat lange Erfahrung in der Parteipolitik: Er zog 2010 als jüngster Mandatar in den Landtag Steiermark ein, wurde 2014 Landesgeschäftsführer der SPÖ in der Steiermark und 2017 Bundesgeschäftsführer der SPÖ, eine Funktion, in die ihn der damalige SPÖ-Bundesparteiobmann Christian Kern holte.
Mit dem Wechsel an der Parteispitze von Kern zu Pamela Rendi-Wagner kam auch das Aus für den Steirer in der Bundesgeschäftsführung.
Eine Debatte um seine angeblich hohe Gage in der Leykam AG, die als SPÖ-nahe gilt, sah Lercher als Intrige und wurde dann beinahe zur Zerreißprobe für die Partei selbst.
Lercher schwimmt auch innerhalb der SPÖ nicht immer mit dem Partei-Strom: So stimmte er in seiner Zeit im Landtag etwa beim umstrittenen Bettelverbot nicht mit oder riet der Bundes-SPÖ unter Rendi-Wagner 2019, sich neu aufzustellen. Der Steirer gehört außerdem zum Kreis um den Burgendlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil.
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