Schwarze Erbpacht in der Burg: Wer waren die Landeshauptleute?
In knapp vier Wochen wird der Landtag gewählt, dessen 48 Mandatare küren später den Landeshauptmann bzw. die Landeshauptfrau. Dafür braucht er oder sie mindestens 25 der 48 Stimmen.
Doch wer waren die bisherigen steirischen Landeshauptleute seit 1945? Ein Rückblick.
Je nachdem, wie man zählt, residierten in der Zweiten Republik bisher acht oder neun Landeshauptleute in der Grazer Burg, dem Amtssitz seit 1922.
Acht, wenn nur die frei gewählten einbezogen werden; neun, wenn Reinhard Machold mitgezählt wird: Der Sozialdemokrat wurde gleich nach Kriegsende erst von der sowjetischen, später von der britischen Besatzungsmacht als Landeshauptmann eingesetzt.
Bei den Landtagswahlen im November 1945 wurde die ÖVP stärkste Fraktion im Landtag – das sollte sie ununterbrochen bis 2005 bleiben – und stellte den Landeshauptmann, Anton Pirchegger, SPÖ-Landesobmann Machold wurde Vize-Landeshauptmann. Pirchegger, Landwirt und Bauernbündler, trat aus gesundheitlichen Gründen – er hatte 1947 einen Herzinfarkt – Mitte 1948 zurück.
Sein Wunschkandidat beerbte ihn, Josef Krainer. Er wurde mit knapp 23 Amtsjahren nicht nur der längstdienende Landeshauptmann, sondern war auch jener, der das Bild des gegen Wien polternden Steirers überhaupt erst zeichnete. Sein Sohn und Nach-Nachfolger als Landeschef, Josef Krainer junior, führte diese Tradition bewusst fort.
Nach dem überraschenden Tod Krainer Seniors 1971 war aber Friedrich Niederl, seit 1965 Agrarlandesrat, dessen direkter Nachfolger. Mit ihm als Spitzenkandidat schaffte die Steirer-VP 1974 und 1978 absolute Mehrheiten.
1980 trat er zurück, Josef Krainer junior übernahm. Er blieb bis Anfang 1996 im Amt, nach Wahlverlusten im Dezember 1995 hatte er seinen Rücktritt erklärt: Seine Amtszeit und die seines Vater zusammengerechnet, stand 39 Jahre lang ein Krainer an der Spitze der Steiermark.
Frau schrieb Geschichte
1996 schrieb schließlich Waltraud Klasnic Geschichte: Die bisherige Tourismus- und Wirtschaftslandesrätin wurde die erste Frau Landeshauptmann Österreichs. Sie bevorzugte im Gegensatz zu späteren Landeshauptfrauen anderer Bundesländer die männliche Form des Amtstitels.
2005 ging die schwarze Erbpacht Steiermark verloren. Auch durch hausgemachte taktische Fehler der ÖVP gelang es der SPÖ unter Franz Voves, stimmenstärkste Fraktion zu werden. Voves blieb bis 2015 Landeshauptmann, danach folgte mit Hermann Schützenhöfer wieder ein ÖVP-Vertreter, obwohl die SPÖ 2015 noch die stärkste Partei war.
Diese Kräfteverhältnisse zwischen Rot und Schwarz wechselten erst wieder bei den Wahlen am 24. November 2019. Mitte 2022 machte Schützenhöfer den Weg frei für seinen bereits lange davor als präsumtiver Nachfolger betrachteten Parteikollegen Christopher Drexler. Er wurde am 4. Juli 2022 im Landtag mit 32 von 48 Stimmen zum Landeshauptmann gewählt.
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