Tragische Todesfälle: Welche Maßnahmen für Österreichs Spitäler geplant sind

Zwei Krankenschwestern in Spital, darüber Schild "Notaufnahme"
Länderübergreifende Zusammenarbeit rückt in den Fokus. Oberösterreich reagiert mit Expertenkommission und Aufstockung von Intensivbetten.

Mehrere tragische Todesfälle in Spitälern werfen ein Schlaglicht auf die Gesundheitsversorgung, speziell auf Koordinierung der Krankenhäuser untereinander. Auch der Umstand, dass für die Übernahme von Notfall-Patienten zum Telefon gegriffen wird, um einen adäquaten Platz zu besorgen, verwunderte medizinsche Laien.

Warum der Anruf nötig ist

"Doch darum wird man nie ganz herumkommen", beschreibt der steirische Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP), bis zu seinem Eintritt in die Landespolitik selbst Internist in einem Spital sowie Notarzt. "Ich muss die Symptomatik erklären, gleichzeitig werden die Bilder und Laborwerte hochgeladen." Das sei eine geordnete Übergabe.

In Oberösterreich selbst, wo der tragische Tod einer 55-Jährigen den Anstoß zur Debatte gab, kündigte ÖVP-Vizelandeshauptfrau Christine Haberlander  im ORF eine interne Analyse sowie eine externe Expertenkommission an.

OÖ will Intensivbetten aufstocken

Zudem soll es - wie in andeen Bundesländern bereits vorhanden - ein Notarzthubschrauber rund um die Uhr einsatzbereit sein, außerdem sollen in den kommenden Jahren  die Anzahl der Intensivbetten sowie jene auf  Überwachungsstationen um 70 aufgestockt werden. Mit 385 Intensivbetten (Stand: Ende 2024) steht Oberösterreich mit Niederösterreich aber bereits an zweiter Stelle im österreichweiten Vergleich, nur Wien hat mehr (696 Betten). Am 17. November ist zudem eine Sondersitzung des Aufsichtsrates der Gesundheitsholding Oberösterreich, des Trägers betroffener Spitäler.

Häufung von Todesfällen wegen Systemüberlastung

Zuletzt wurden mehrere tragische Todesfälle in Zusammenhang mit dem überlasteten Gesundheitssystem bekannt. Die Vorfälle schlagen hohe Wellen, die Empörung ist groß. 

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Spitäler sind Ländersache, die aktuellen Vorfälle befeuern die oftmals geführte Debatte um Zentralisierung erneut. Auch die länderübergreifende Zusammenarbeit von Spitälern rückt wieder in den Fokus, unter anderem, was die Bettenplanung betrifft:  Die Neos etwa regen eine "bundesweite Kapazitätsplattform" an. Andrea Kdolsky, 2007 bis Ende 2008 Gesundheitsministerin unter Schwarz-Rot, mahnte die Gewährleistung eines "zentralen Versorgungs- und Kapazitätsmanagement über Bundeslandgrenzen hinweg" ein.

Nicht nur eine Frage des freien Bettes

In der Steiermark gibt es ein solches elektronisches Werkzeug bereits: In Häusern der Krankenanstaltengesellschaft ist erkennbar, wo beispielsweise gerade ein Intensivbett verfügbar ist - das System existiert seit 2008. Es kann auf Knopfdruck die aktuelle Auslastung der Intensivbetten auflisten und erleichtert die organisatorische Zuteilung von Patientinnen und Patienten.

Doch das sei nur ein Teil, mahnt Kornhäusl. "Das darf man sich ja nicht vorstellen wie eine Sitzplatzreservierung im Kino. Das direkte Gespräch, die Ankündigung des Patienten und die Beschreibung des Zustandes, ist das Um und Auf."

Koordinierung über Ländergrenzen hinweg sei aber "Gebot der Stunde", mahnt Kornhäusl. Vorstößen, die Spitalsagenden zur Gänze dem Bund zu übertragen - zuletzt gefordert von der Salzburger ÖVP-Landeshauptfrau Karoline Edtstadler - kann der steirische Landesrat indes wenig abgewinnen.

Spitäler an den Bund? "Nur Besitzerwechsel"

"Die Spitäler würden ja dann nur den Besitzer wechseln. Sie bloß an den Bund zu übertragen, würde ja die Grundproblematik nicht ändern", kommentiert der Steirer, der derzeit auch Vorsitzender der Konferenz der Landesgesundheitsreferenten ist.

Erst müsse definiert werden, wer macht was? "Was müssen niedergelassene Ärte leisten, was die Spitäler?", umreisst Kornhäusl. "Wir brauchen einen Masterplan Gesundheit in Österreich, bei dem alle am Tisch sitzen, Spitalsträger, Sozialversicherungsträger, Bund, Länder, Kommunen, Berufsgruppenvertreter von der Ärztekammer über die Pflege bis zu den Apothekern."

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