Max Lercher und die SPÖ: Eine Geschichte von Macht und Machtverlust

Max Lercher und die SPÖ: Eine Geschichte von Macht und Machtverlust
Der 38-jährige Steirer galt als Personalreserve in der SPÖ. Nach seinem Aufstieg verstrickte er sich in parteiinterne Konflikte.

Politischen Beobachtern ist sein Name seit Jahren ein Begriff: Max Lercher gilt seit bald eineinhalb Jahrzehnten als eine der großen Zukunftshoffnungen der (steirischen) SPÖ. Sein Aufstieg war jedoch geprägt von Rückschlägen und parteiinternen Auseinandersetzungen. Lercher zog 2010 als jüngster Mandatar in den Landtag der Steiermark ein, wurde 2014 Landesgeschäftsführer der SPÖ in der Steiermark und 2017 Bundesgeschäftsführer der SPÖ, eine Funktion, in die ihn der damalige SPÖ-Bundesparteiobmann Christian Kern holte. Mit dem Wechsel an der Parteispitze von Kern zu Pamela Rendi-Wagner kam auch das Aus für den Steirer in der Bundesgeschäftsführung. Und Lercher fiel fortan vor allem damit auf, am Sessel der Parteichefin zu sägen. 

Eine Zerreißprobe für Rendi-Wagners SPÖ

Eine Debatte um seine angeblich hohe Gage in der Leykam AG, die als SPÖ-nahe gilt, sah Lercher als Intrige und wurde dann beinahe zur Zerreißprobe für die Partei selbst. Lercher schwamm auch innerhalb der SPÖ nicht immer mit dem Partei-Strom: So stimmte er in seiner Zeit im Landtag etwa beim umstrittenen Bettelverbot nicht mit oder riet der Bundes-SPÖ unter Rendi-Wagner 2019, sich neu aufzustellen. Der Steirer gehört außerdem zum Kreis um den Burgendlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil.

Max Lercher, geboren am 24. September 1986 in St. Peter am Kammersberg, liiert mit der steirischen SPÖ-Politikerin Michaela Grubesa, ein gemeinsamer Sohn. Bakkalaureatsstudium der Politikwissenschaften. 

Politische Stationen:

  • Landtagsabgeordneter von 2010 bis 2018
  • Landesgeschäftsführer der steirischen SPÖ von 2014 bis 2017
  • Bundesgeschäftsführer der SPÖ 2017-2018 
  • Abgeordneter zum Nationalrat, 2019 bis 2024

Max Lercher ist nicht der geschliffenste Rhetoriker, aber er kann auf den Tisch hauen

Der 38-Jährige aus St. Peter am Kammersberg mag nicht der geschliffenste Rhetoriker sein, aber er kann ordentlich auf den Tisch hauen und spricht die Sprache der Basis. Kennengelernt hat er die früh. Lercher arbeitete schon in seiner Schulzeit während der Ferien als Baustellengehilfe.

Wie so viele in seiner Partei wurde er in der Sozialistischen Jugend aktiv, die er rund fünf Jahre in der Steiermark anführte. In dieser Zeit gelang ihm auch der Einzug in den Landtag, damals als jüngster Mandatar in der Geschichte des Landesparlaments. Spätestens ab da war Lercher Personalreserve und im politisch zarten Alter von 26 schon Koordinator einer groß angelegten Reform der Landespartei. Folgerichtig war er bereits zwei Jahre später Landesgeschäftsführer der steirischen SPÖ.

Der Steirer war auch eine bundespolitische Entdeckung von Christian Kern

Im Bund wurde Christian Kern auf den jungen Steirer aufmerksam. Ziemlich überraschend wurde der studierte Politikwissenschafter Ende 2017 zum Bundesgeschäftsführer gekürt und machte sich mit eher kumpelhaftem Auftreten rasch Freunde in der Löwelstraße. Sein Pech war, dass die neue Parteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner nicht dazu gehörte und ihn nach nur einem Jahr durch Thomas Drozda ersetzte.

Manche sehen das heute noch als einen der entscheidenderen Fehler in ihrer Anfangsphase. Lercher hielt sich zwar mit öffentlicher Kritik zurück, galt aber rasch als einer von Rendi-Wagners entschlosseneren Gegenspielern. Beruflich wechselte er zur Leykam Medien AG.

Im Parlament saß Max Lercher unter Rendi-Wagner als Hinterbänkler

Lercher eroberte bei der Nationalratswahl 2019 ein steirisches Mandat, wurde aber von der damaligen Parteiführung eher in ein Hinterbänkler-Dasein verbannt. Er fand andere mächtige Freunde. Immer intensiver wurden die Beziehungen zur burgenländischen Landespartei und als sich Doskozil nach jahrelangem Überlegen doch entschloss, ins Rennen um den Parteivorsitz zu steigen, war Lercher Organisator im Vorder- wie Hintergrund.

Das reichlich beschriebene Chaos rund um die Stimmauszählung am entscheidenden Parteitag traf Lercher ins Mark. Nicht nur hatte er im Vorfeld angekündigt, nicht mehr für den Nationalrat kandidieren zu wollen, wenn sich nicht Doskozil durchsetzt. Für den Auszählungsfehler zeichnete dann auch noch seine Lebensgefährtin Michaela Grubesa, mit der einen Sohn hat, als Leiterin der Wahlkommission verantwortlich.

Ein vorläufiger Abschied von der Politik nach der Doskozil-Excel-Affäre

Lercher tauchte nach der Schmach ab. Nach rund einer Woche des Nachdenkens entschied der Hobby-Fischer, seine Ankündigung wahrzumachen und der Bundespolitik fürs erste Adieu zu sagen. Gefragt war er weiter im Burgenland, wo er Doskozil im Landtagswahlkampf unterstützen sollte und die Leitung des dortigen Renner-Instituts übernahm. Vorstand ist er weiters in der niederösterreichischen Baugenossenschaft Gebös.

Der Oppositionsführer könnte ihm gut stehen

Zwar hätte Lercher auch gut in eine erwogene blau-rote Koalition gepasst, doch die Rolle als Oppositionsführer könnte ihm durchaus ebenso stehen. Deftige Reden hat er jedenfalls gelernt, veranstaltet Lercher doch seit einigen Jahren in seiner Heimat einen "politischen Aschermittwoch", bei dem er humorvoll mit der politischen Konkurrenz aufräumt. Die Anzahl der bundespolitischen Beobachter zeigte Jahr für Jahr, dass Lercher mehr ist als bloß ein regionales Phänomen.

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