SPÖ Steiermark: Max Lercher beerbt Anton Lang
Wie erwartet, vollzog die SPÖ Steiermark am Donnerstag den Wechsel an ihrer Parteispitze: Max Lercher (38) folgt Anton Lang (65) als Landesparteiobmann.
Lang, seit 2019 Vizelandeshauptmann und 2020 Landesparteichef sowie bei den Landtagswahlen am 24. November erstmals Spitzenkandidat, kündigte bereits am Mittwoch seinen Rücktritt an.
Am Donnerstag überließ er bereits seinem designierten Nachfolger die Bühne, Lercher trat, flankiert von den Noch-Landesrätin Doris Kampus, Nationalratsabgeordneten Jörg Leichtfried und Klubobmann Hannes Schwarz, vor die Presse.
Warum bloß Parteirebell?
"Großes Danke an Toni Lang. Er hat nicht in die Öffentlichkeit gedrängt, er hat im Hintergrund auf Lösungen geschaut“, betonte Lercher und sinnierte, er werde gerne als Parteirebell bezeichnet. Warum, wisse er selbst nicht so genau: "Ich glaube, weil ich die Dinge gerne beim Namen nenne."
Er wurde zuvor vom Landesparteivorstand mit 87 Prozent zum geschäftsführenden Landesparteiobmann gewählt. Anwesend waren 46 der 62 Stimmberechtigten.
Das Votum schien Lercher selbst überrascht zu haben: "So ehrlich bin ich - ich habe nicht überall in der Bewegung nur Freunde." Jetzt sei es seine Aufgabe, die "Freundschaft zu stärken".
Die Sozialdemokratie legt somit einen Neustart in der Steiermark hin, da sie vermutlich ab 18. Dezember von der Regierungs- auf die Oppositionsbank wechselt. Im Bundesland läuft alles auf eine blau-schwarze Koalition hinaus.
Lercher hat den Parteichef-Job, aber kein Mandat
Doch auch die Roten hatten sich den Blauen angeboten. Dass daraus nichts wurde, tut der SPÖ sichtlich weh. "Wir kennen den Würgegriff der ÖVP", ätzt Lercher. "Den wird nun auch die FPÖ spüren."
Bloß: Der Ex-Landesgeschäftsführer, Ex-Bundesgeschäftsführer und Ex-Nationalratsabgeordnete hat kein Mandat im steirischen Landtag.
Ein Oppositionschef, der nicht im Landtag sitzt? Unlogisch, wenn nicht gar unmöglich. Eine Doppelspitze mit einem Kollegen, der über ein fixes Mandat im Landtag verfügt, wäre zwar denkbar gewesen, aber "wie soll das dann gehen? Der steht am Rednerpult und Lercher flüstert ihm über ein Mikro in Kopfhörer ein, was er sagen soll?", ätzte ein Parteifunktionär im Vorfeld.
Die SPÖ sucht jetzt nach einem Ausweg: Jemand soll verzichten
Allerdings gibt es einen Ausweg und den wird die SPÖ versuchen wollen: Lercher stand sowohl auf der Regionalwahlliste des Wahlkreis 4 als auch der Landesliste der SPÖ.
Landtagswahlen am 24. November:
- FPÖ 34,8 % und 17 Mandate
- ÖVP 26,8 % und 13 Mandate
- SPÖ 21,4 % und 10 Mandate
- Grüne 6,2 % und 3 Mandate
- Neos 6 % und 3 Mandate
- KPÖ 4,5 % und 2 Mandate
Doch eigentlich nur als sogenannter Zählkandidat, also ganz weit unten auf diesen Listen: Auf er Landesliste steht Lercher auf Platz 77, auf der Regionalliste auf Platz 24 - die SPÖ erreichte bei den Wahlen nur noch zehn Sitze im Landtag.
Will also Lercher in den Landtag, müssten Dutzende Frauen und Männer vor ihm auf einer der beiden Listen verzichten.
Keine Antworten für die Medien
Ob das so funktioniert, wie von Lercher und Co erhofft, bleibt auch nach dem kurzen Pressestatement am Donnerstag unklar, denn: Lercher, der einzige Redner an diesem Nachmittag, antwortete nicht auf Fragen von Journalisten.
Nach sechs Minuten war die Auskunft der SPÖ-Spitze an Medienvertreter auch schon wieder vorbei, die Funktionäre verschwanden im Sitzungszimmer.
In der Steiermark wird der SPÖ-Chef direkt gewählt
Vermutlich im Frühjahr muss sich Lercher dann wohl einer Obmannwahl stellen. Hier haben die Parteimitglieder ein gewichtiges Wort, in der Steiermark gilt seit einer Statutenänderung die Direktwahl des Vorsitzenden. Anton Lang hatte dieses Modell lange vor Andreas Babler im Bund propagiert, er wurde im Jänner mit rund 92 Prozent erster von SPÖ-Mitgliedern gewählten SPÖ-Landesparteichef.
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