Aschermittwoch: SPÖ-Lercher fordert "Neustart mit allen Konsequenzen“
Er ist wieder da. Es ist der selbe Tag, der selbe Ort.
Max Lercher hat wieder in den Judenburger Oberweger Stadl geladen. Und die SPÖ, seine Partei, ist beinahe in der selben Situation wie am Aschermittwoch 2019: Bundespolitisch ist man in Opposition - und hat damit keine Freude. Und vorneweg kämpft - immer noch und unbeirrt - die erste Frau an der Parteispitze, Pamela Rendi-Wagner - und auch mit ihr hat man mittlerweile keine rechte Freude mehr.
Wobei Lercher gleich zu Beginn einen Satz sagt, der von Rendi-Wagner höchstselbst stammen könnte, nämlich: „Sozialdemokratie beginnt immer bei der Basis.“
Mehr als 200 Leute sind gekommen. Bier und Mineral stehen auf den Tischen. Und auch der Chef der SPÖ-Gewerkschafter, Rainer Wimmer, und die red- und leutselige Lienzer SPÖ-Bürgermeisterin Elisabeth Blanik werden durchaus launige Reden halten.
Aber der Abend gehört irgendwie dem Gastgeber Max Lercher.
Sozialdemokratie beginnt immer bei der Basis, hat er also gesagt.
Zu Beginn will, ja muss, der Obersteirer über die Mitgliederbefragungen reden - damit das auch gleich erledigt ist. „Wir brauchen als Partei wieder Klarheit!“.
Lercher hält sich zurück, er spricht nicht direkt von der Parteichefin, wie gut oder schlecht er sie findet. Nur soviel: „Wir haben jetzt abzustimmen, ob es passt oder nicht.“ Und da gibt es für den bärtigen 34-Jährigen nur zwei Möglichkeiten. Er nennt sie „A“ und „B“, der Einfachheit halber. A heiße, dass man der Vorsitzenden den Rücken stärkt, B das Gegenteil. Bei A klatscht niemand. Bei B dann alle. Und das liegt wohl daran, dass Max Lercher in diesem Zusammenhang von einem „schnellen Neustart mit allen Konsequenzen“ spricht.
Damit hat es sich dann aber auch schon wieder mit der Nabelschau. Denn eigentlich geht es an diesem Abend und zwei andere Dinge: Bissige Kritik an der Konkurrenz und ein wenig Visionäres wo man so hin will als Sozialdemokratie.
„Die Ministerin Tanner ist vom Bauernbund ins Bundesheer gewechselt, und man könnte sagen, sie ist jetzt in einer viel demokratischeren Organisation gelandet“, spöttelt Lercher über die neue Verteidigungsministerin.
Er wechselt rasch zwischen Ernst und Witzelei.
Als Lercher den Kanzler zitiert, der in der Justiz ein „rotes Netzwerk“ verortet, versucht er es bissig: „Ein rotes Netzwerk gibt‘s in der Justiz maximal bei der
Bekleidung.“ Als er die Grünen tadelt, greift er auf alte Klischees zurück. „Hinter Kogler sind die gleichen Oberlehrer wie früher. Auf alles eine bessere Antwort - allerdings wäre es besser gewesen, hätten sie ihre angeblichen Weisheiten auch ins Regierungsprogramm gebracht.“
Am überzeugendsten und emotionalsten ist der 34-jährige Ex-Bundesgeschäftsführer, wenn er das Grundsätzliche angeht. Als er fordert, dass die Pflege nur gemeinnützig und nicht gewinn-orientiert erledigt werden dürfe. Oder wenn er durchargumentiert, warum die Privatisierung von Post und Verkehrsinfrastruktur unter Schwarz-Blau der absolut falsche Weg gewesen sei.
„Wir müssen das Wirtschaftssystem in Frage stellen“, ruft Lercher ins Publikum. Und während sie noch klatschen und „Bravo“ rufen, schiebt er nach: „Das gegenwärtige Wirtschaftssystem ist nicht gottgegeben. Ich hab mit dem Diakon geredet, er hats auch nicht in der Bibel gefunden.“
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