Strache bei politischem Aschermittwoch: "Es wird Neustart mit mir geben"
Wer stiehlt wem die Show - das war an diesem Aschermittwoch die Frage. Der freiheitlichen Tradition folgend stand zwar wieder die Aschermittwochsrede auf dem Programm - nach der DAÖ-Abspaltung von der FPÖ aber gleich zwei Mal.
Politisches Fernduell am Aschermittwoch
In der Wiener Prater Alm schwor Ex-Vizekanzler und Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ab 20.15 Uhr seine Anhänger auf die Wien-Wahl ein. Er machte Stimmung für DAÖ und kündigte auch offiziell seine Kandidatur als Spiztenkandidat an.
Zeitgleich betrat Straches Nachfolger als FPÖ-Chef, Norbert Hofer, in der Jahnturnhalle in Ried im Innkreis die Aschermittwochsbühne.
Hier lesen Sie, was bei den verschiedenen Aschermittwochsreden Thema war:
Der Live-Ticker zum Nachlesen
Der politische Aschermittwoch bei FPÖ und DAÖ im Liveticker
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Guten Abend
... und herzlich Willkommen zu unserem Live-Ticker des politischen Aschermittwoch bei DAÖ und FPÖ.
Unsere Kollegen Franz Gruber und Josef Gebhard sowie Jürg Christandl und Johanna Hager sind bereits vor Ort in der Prater Alm bzw. im öberösterreichischen Ried.
Wir begleiten Sie durch den Abend. Schön, dass Sie dabei sind.
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Johanna Hager meldet sich von der FPÖ aus Ried
Ried im Innkreis. Jahn-Turnhalle. Seit 1992 begehen die Freiheitlichen hier ihren politischen Aschermittwoch. Reihenweise Bierzelttische, an die Plastikteller mit Heringsschmaus mit Semmeln serviert werden. Bereits eineinhalb Stunden vor dem ersten Redner ist der Saal voll. Die Gäste mit der freien Platz suche beschäftigt, mit Essen, Bier trinken und Ausschau halten nach anderen Gästen.
Susanne Fürst, FPÖ-Abgeordnete wird von der Moderatorin auf die Bühne gebeten, um über ihre Arbeit im Parlament zu sprechen. Kaum jemand schenkt ihr Beachtung. Kein Zwischenapplaus. Auch Kameras sind nicht auf sich gerichtet. Zwei Stücke der Musikkappelle später steht Michael Schnedlitz auf der Bühne. „Am Schreibtisch gewinnt man keinen Krieg“, sagt der neue FPÖ-Generalsekretär. Er bekommt Zwischenapplaus. Das liegt an der Lautstärke und dem Gesagten.
Er will gegen den „ORF-Privilegien-Stadl“ angehen. „Es kann nicht sein, dass Alexander Wrabetz 400.000 Euro verdient“, argumentiert Schnedlitz die ORF-Petition. Der jetzt aufflammende Applaus zeige, dass „die FPÖ ins Schwarze treffe.“ Uns haben da bereits 20.000 Menschen unterstützt.
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"Alles wie immer"
2000 Gäste sind in der Rieder Jahn-Turnhalle, berichtet Johanna Hager. „Alles wie immer“, sagt eine Kellnerin. 15 Euro für eine Platzkarte. Das heißt: Heringsschmaus mit Rollmops und Semmel auf Plastiktellern. Und Rieder Bier um 3,80 Euro. Die Damen tragen Dirndl, das Gros der Herren Tracht. Sei es Lederhosen oder Trachtenjanker. Die Moderatorin animiert das Publikum kleine Österreich-Fahnen zu schwingen. Norbert Hofer komme bald. Derweil spielt die Kapelle „Dem Land Tirol die Treue“.
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Blaue Popstars
Einzug der politischen Spitze: FPÖ-Chef Norbert Hofer, Oberösterreichs Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner und Bezirks Elmar Podgorschek ziehen ein. Popstars gleich schütteln sie Hände, bleiben stehen, lassen Selfies machen. Podgorschek ist am Wort. Er begrüßt die „Gesinnungsfreunde“ und damit es sich Herr Fellner auch merkt „Jahn-Turnhalle“. Freiheitliche hätten schon alle Höhen und Tiefen mitgemacht. Es wären auch „Gesinnungsfreunde“ da, die hier ihren Geburtstag feiern. Es gebe auch Gegendemonstranten. Das freut Podgorschek. Das Publikum dankt es ihm mit Lachen und Applaus. -
Die ersten Eindrücke aus Ried.
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Applaus für Hofer
Ehrengäste gilt es nun traditionsgemäß zu nennen. Sie werden mit tosendem Applaus bedacht. Das Publikum kennt sich. Und wohl die Gepflogenheiten. Auch Ursula Stenzel hat den Weg nach Ried im Innkreis gefunden. „Der knapp verhinderte Bundespräsident“ Norbert Hofer bekommt den längsten Applaus. Teils sogar Standing Ovations.
Dann ist Manfred Haimbuchner am Wort.
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Bier und Heringsalat in der Prater Alm
Früher war Heinz-Christian Strache größere Säle gewohnt, aber immerhin ist die Wiener Prater Alm mit rund 600 Gästen an diesem Aschermittwoch gut gefüllt, berichtet Josef Gebhard. Um 20 Euro dürfen die Fans im rustikalen Ambiente mitten im Vergnügungspark ihrem Idol lauschen, dazu gibt es Bier, Heringsalat und Kasnocken. Ein Volksmusik-Trio stimmt die Besucher ein. Mit Klassikern wie "Ein Bett im Kornfeld".
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Sprung nach Ried
Haimbuchner bedankt sich bei seinen „Gesinnungsfreunden“. Hier sein zu dürfen in Ried, dem „freiheitlichen Kernland“ und bei der „unverwüstbaren freiheitlichen Partei Österreichs“. Haimbuchner erinnert daran, dass vieles vor einem Jahr anders und „besser“ war. „Wir hatten einen Innenminister Herbert Kickl, der etwas weiter gebracht hat für unser Land.“ Dem Erfolgsweg sei abrupt ein Ende gesetzt worden. „Die Zeit war schwierig, die Wahlergebnisse enttäuschend. Wir haben auch noch schwierige Zeiten vor uns.“ Haimbuchner bemüht Cicero. „Keine Schuld ist dringender als die, Danke zu sagen.“ Er ist sich sicher, dass „wir gemeinsam die FPÖ wieder nach oben führen werden.“ Alle Verantwortungsträger werden Sorge tragen, dass man „mit erhobenem Haupt und nicht mit eingezogenem Kopf durch die Straßen gehen wird können“ als Freiheitliche. -
"Wir bleiben die Alten"
„Wir Freiheitlichen in Ried, wir bleiben die Alten“, sagt Haimbuchner und kritisiert Wolfgang Fellner und seinen oe24-Beitrag, in dem er sagte, dass Norbert Hofer in der „Adolf Hitler-Halle“ auftrete. Haimbuchner, in der Jahn-Turnhalle, verlangt von Fellner, sich zu entschuldigen. Und führt nach Buh-Rufen im Publikum, die Fellner gelten, mit seiner Rede fort. Oberösterreichs FPÖ-Chef ruft auf, sich nicht mehr alles gefallen zu lassen von einem Staat, der immer mehr Verbote habe. Er appelliert, bei der Wirtschaftskammerwahl für die FPÖ zu stimmen.
Salvini stehe in der Kritik. Zu Unrecht. „Ihm müsste man den höchsten, europäischen Orden verleihen, weil er das getan hat, wozu die EU nicht in der Lage war. Die Grenzen zu schützen, dass die Völker Europas nicht überrannt werden von Afrika und Osteuropa.“ Die europäischen Eliten hätten nicht gehandelt. „Alles nur Politik-Darsteller.“ Bei den Nachbarn in Deutschland, in Thüringen, sehe man, wie man mit der „SED-Nachfolge-Partei“ Politik gemacht werde. „Das sei die hässliche Fratze der selbsternannten Muster-Demokraten“, so Haimbuchner.
Er wehrt sich gegen „Moral-Diktatoren“ und „Sprachpolizisten“. Sie seien es, die die Gräben durch die Gesellschaft ziehen würden. Es würden auch „Vergewaltiger, Messerstecher und Fundamentalisten“ über das Mittelmeer geschleust werden. Wenn das nicht abgestellt wird, dann gebe es bald „mehr freie Würger als freie Bürger“. Es handle sich um „Multi-Kulti-Kuschler“.
Hernach zieht Haimbuchner vom Leder gegen die Grünen. Haimbuchner nimmt einen Schluck Bier. „Ich kann nur hoffen, das da kein CO2 drinnen ist“, will Haimbuchner eine Pointe setzen, die heute schon AfD-Politiker am Aschermittwochspult bemühten.
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Das sagen die Strache-Fans
Extra aus der Steiermark gekommen ist Elfriede: "Ich wünsche Strache, dass er wieder auf die Füße kommt. Dass es so viel kriminelle Energie braucht, um einen Menschen zu Fall zu bringen, zeigt, wie bedeutend er ist", sagt sie zur Ibiza-Affäre. "Andere Politiker haben ganz andere Sachen gemacht. Aber wenn Strache nur einen falschen Atemzug macht, wird getan als ob er ein Verbrecher ist."
Ulrike aus Wien war elf Jahre FPÖ-Mitglied, jetzt ist sie ausgetreten. "Hofer ist das Schlimmste, das mir je über den Weg gelaufen ist. Alle, die in der FPÖ was sind, haben ihren Posten Strache zu verdanken. Ibiza war eine aufgelegte Sache, man wollte Strache weghaben. Ich kenne ihn persönlich, leider hat er eine sehr schlechte Menschenkenntnis." Sie rechnet damit, dass Strache bei der Wien-Wahl auf zehn Prozent kommt. Viele trauen sich noch nicht, die DAÖ zu unterstützen, aber nach diesem Abend wird das anders werden."
"Strache hat sich für seine Fehler entschuldigt", sagt Gerhard Malamka. "Die anderen Politiker tun das nicht." Keine guten Worte hat er für Hofer: "Der war früher ein guter Freund von Strache, jetzt hat er sich völlig gedreht." Strache hingegen würde immer noch die Österreicher und vor allem die alten Menschen vertreten. Er traut ihm zehn bis 12 Prozent bei der Wien-Wahl zu.
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Hainbuchen von Haimbuchner gegen „Öko-Taliban“
1000 Hainbuchen will Haimbuchner setzen. Und damit ein Zeichen gegen die Grünen, die er als „Öko-Taliban“ bezeichnet, setzen. Das Artensterben werde in Oberösterreich nicht mit „3000 Pressekonferenzen“ bewerkstelligt, sondern mit „Arbeit von morgens bis abends“. Der Blick in die „Biotonne ein Mal in der Woche“ – das reiche nicht. Hauptsache, man könne nachts mit Mountainbike und Stirnlampe durch die Gegend fahren, so Haimbuchners Kritik an der grünen Regionalpolitik, die de facto nicht vorhanden sei.
Wer sei bereit, 100 Stunden in der Landwirtschaft zu arbeiten, stellt Haimbuchner die Frage ins Publikum und gibt sich selbst die Antwort. „Die geliebten Lehrlinge des Herrn Anschober sind es nicht.“ Regionale Lebensmittel gebe es nicht mehr. Stattdessen müssten Lebensmittel importiert werden.
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DAÖ findet Sündenböcke
Die DAÖ-Gründungsmitglieder Karl Baron, Klaus Handler und Dietrich Kops geben in der gut besuchten Prater Alm die Einpeitscher für Strache - und fahren ein klassisches FPÖ-Programm: Sie wettern gegen Rot-Grün in Wien, gegen Migranten im Allgemeinen und gegen Muslime im Besonderen. Die Fans bringen sich inzwischen mit Bier und Jause in Stimmung.
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Na wer macht denn da ein Foto?
Auch die nicht amtsführende FPÖ-Stadträtin aus Wien, Ursula Stenzel, ist da. Natürlich im Dirndl.
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"Bin ein überzeugter Rechter"
In Ried spannt Haimbuchner jetzt den Bogen zur Energieversorgung. Die öko-soziale Diskussion sei eine Umverteilung von unten nach oben, skandiert Haimbuchner. Nicht jeder könne sich den Umstieg von einer Ölheizung leisten. Es sei zu vieles in Österreich erlaubt – vor allem für „Konzerne aus Übersee“. Damit meint er Facebook und Amazon. „Seid misstrauisch, wenn Euch moralische Instanzen vorschreiben wollen, was richtig ist und was falsch“, ruft Haimbuchner. Er sieht die Freiheit in Gefahr.
Auch die Landeshymne sei in Gefahr. „Aber nicht mit uns, liebe Freunde. Am Hoamat-Gsang wird nicht gerüttelt. Kein Punkt, kein Beistrich wird geändert. Er bleibt, wie er ist.“ Haimbuchner setzt nach Applaus fort. „Soll die Voest keinen Stahl mehr produzieren, weil die Werke einmal Hermann Göring-Werke hießen?“ Haimbuchner will es sich, wie er in seinen Abschlussworten sagt, nicht nehmen lassen, „das zu sagen, was er sich denkt. Wir Freiheitlichen akzeptieren keine weitere Einschränkung unserer Bürgerrechte mehr.“ Er sei ein konservativer Mensch. Er gelte als „liberaler Mandi. Liberal zu sein ist keine Anbiederung“. Er wolle gegen „die unheilige Allianz von staatsheiligen Moralisten, diesen Meinungsdiktatoren zeigen wir die kalte Schulter.“ Und ja, „ich bin ein überzeugter Rechter, weil ich anerkenne, dass die Menschen nicht gleich sind. Dass sie Gott sei dank verschieden sind. Die FPÖ ist ein Fels in der Brandung des linken Wolken-Kuckucksheims.“
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Er ist da
In der Prater Alm wird es laut: HC Strache zieht unter tobendem Applaus ein.
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SPÖ-Witze zum Beginn
Strache startet mit SPÖ-Witzen in seine Rede: Wie er nach seinem Skiunfall sei auch SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner kürzlich im Spital gewesen. Die Genossen hätten ihr "Gute Genesung" ausgerichtet - mit 12:10 Stimmen. "Aber ich muss heute nicht auf Frau Rendi-Wagner schimpfen", sagt der Hauptredner - "das erledigt eh ihre eigene Gefolgschaft". Und einen hat er noch: "Dürften wir heute am Aschermittwoch Fleisch essen, wäre die SPÖ-Zentrale ein guter Lieferant: Dort gibt es viele lahme Enten."
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In Ried ist Haimbuchner fertig
„A Haimbuchner is a hoambuachener“, sagt Haimbuchner und: „Wir werden Ihnen zeigen, wo der Bartl den Most herholt“, endet seine Rede mit Standing Ovations. Die Biere werden gewechselt, die Musik erklingt erneut und Norbert Hofer betritt auf die Bühne. Es ist 20h.
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Jetzt übernimmt Hofer
„Meine lieben Freunde“, beginnt Hofer seine erste Rede als FPÖ-Chef in Ried. „Man merkt, man ist unter Freunden“. Die FPÖ sei nicht im Mainstream. „Wir sehen die Dinge so, wie sie die Menschen in diesem Land empfinden. Es ist nicht immer leicht, ein Freiheitlicher zu sein.“ Was Hofer damit meint, führt er aus. „Der Kampf ist ein schwieriger, weil so viele so oft gegen uns kämpfen.“ Hofer erinnert nicht an seine Bestellung von Asfinag-Aufsichtsrat Stieglitz, der am Aschermittwoch von Ministerin Gewessler abgesetzt wurde. Er erinnert an seinen Unfall. Daran, dass er eine Diagnose bekam. Dass er nie wieder „allein auf eigenen Beinen stehen wird können“. Er schaffte den Weg zurück in die Politik, skizziert Hofer seinen politischen Lebenslauf. Er stoppt beim Bundespräsidentschaftswahlkampf. „Der freiheitliche Kandidat erreicht am Wahltag 35 Prozent der Stimmen. Das war ein Erdbeben in der Republik“, erzählt Hofer weiter den Hofburg-Wahlkampf. Sein Narrativ seit 2016.
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Master und Mind
Strache dankt "den drei Musketieren", Baron, Handler und Kops. "Menschen mit Rückgrat" hätten binnen kurzer Zeit die Grundlage für die neue Bürgerbewegung DAÖ gelegt.
Er sei von politischen Gegnern verleumdet und angepatzt worden in den vergangenen Monaten, sagt Strache. Er habe aber ein reines Gewissen.
Die große Abrechnung mit seinen "kopflos herumschlingernden" Nachfolgern wolle er den Journalisten heute nicht liefern. In der FPÖ sei man nun eben ohne Master und ohne Mind.
Dann ein Schluck Bier. Prost.
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Auch dabei
Auch die fraktionslose Nationalratsabgeordnete Philippa Strache lauscht den Worten ihres Ehemannes.
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Rauchverbot und politischer Islam
"Nur ein freier Bürger kann selbst entscheiden", sinniert Strache. Aber eine Verbotspolitik schleiche sich ein. Der Wirt solle selbst entscheiden, ob er in seinen Räumen rauchen lasse. "Wir müssen selbst entscheiden, wer über unsere Grenzen kommt." Keine Regeln würden zur Anarchie führen, aber ein Minimum an Verboten sei wichtig.
Philippa Strache lauscht ihrem Mann im Publikum, während dieser "das NGO-Taxi-Service übers Mittelmeer" kritisiert. Er wettert über Flüchtlinge, "die seit 2015 die österreichischen Grenzen missachten", "Muslime, die Parallelgesellschaften errichten", politischen Islam und "Migranten, die sich in der sozialen Hängematte ausruhen". Anständigkeit sei jedoch keine Frage der Herkunft, sagt Strache. Wer hier angekommen sei, sich angepasst und die Sprache erlernt habe, sei willkommen. Stolz ist der Ex-Kanzler, das Kopftuch-Verbot im Kindergarten oder die Abschiebung von Lehrlingen mitvorangetrieben zu haben.
Eine Schande sei die Diskussion, ob Kreuze abgenommen und zusätzliche Gebetsräume für Muslime geschaffen werden sollen. Für die Fridays-for-Future-Klimademos hat Strache kein Verständnis. "Warum gehen die Schüler nicht am Samstag demonstrieren?" Womit er bei den Grünen wäre: Initiativen für weniger fliegen und 350.000 Pkw weniger in Wien würden das Klima nicht retten. Lieber als die Hälfte der Pkw in der Stadt hätte Strache die Hälfte der Wiener Grünen.
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In der Zwischenzeit spricht auch Hofer
Es geht der ÖVP immer nur darum, wie man die eigene Macht sichern kann“, so Hofer, der an ÖVP-Chef Mitterlehner erinnert, der Alexander Van der Bellen unterstützte. „Die härteste Zeit meines Lebens“, das waren die letzten Monate, so Hofer. Er spricht seine Asfinag-Aufsichtsratbestellung indirekt an. Und indirekt die Aufhebung seiner parlamentarischen Immunität. „Die Staatsanwaltschaftsverfolgung tut weh. Ich habe nie etwas von jemandem verlangt. Ich habe das nie getan. Und ich werde das auch nie tun.“ Hofers Worte werden durch Applaus unterbrochen. Dann setzt er nahtlos fort, dass er einen jungen Mann kennengelernt hat, der schwer verunfallt ist. „Er hat mir Mut gegeben.“ Norbert Hofer bedankt sich bei Haimbuchner und Andreas Rabl, dem Welser Bürgermeister, der ebenfalls im Publikum sitzt. Und Hofer erinnert an die Arbeitsgruppen, denen Rabl und Haimbuchner vorstehen. Gruppen, um die FPÖ nach Ibiza transparenter und moderner zu machen.
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Kritik an den Grünen
„Die 140er Autotafel ist noch da. Ich habe sie auf der Fahrt hierher gesehen“, so Hofer, der als Infrastrukturminister dieses Tempo auf der Westautobahn einführte. „Moderne Diesel-Autos saugen vorne mehr Feinstaub ein, als hinten rauskommt. Die Besitzer dieser Fahrzeuge haben schon Angst, dass sie bei Feinstaub-Alarm aus ihrer Wohnung geklingelt und gebeten werden, ein paar Runden durch die Stadt zu fahren, weil die Feinstaubwerte zu hoch sind.“ Das Auto sei ein „Stück Freiheit, das wir uns nicht nehmen lassen.“ Er, Hofer, fliege zudem mit seinem „Flugzeug“. Gerne, wie er betont. Und fahre mit seinem Motorrad. „Ich schaue mir an, was die Grünen dagegen machen.“ Dann erzählt Hofer von der Ex-Grünen-Chefin Eva Glawischnig, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule gefahren hat. Das sei das „Unehrliche an den Grünen.“ Selbiges gelte für Werner Kogler. Der hätte keine Fahrt mit E-Golf zum Night-Race nach Schladming geschafft, obwohl er es versprochen hätte.
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In Ried werden immer noch die Grünen "gegrillt"
Hofer hat sich wie Haimbuchner auf die Grünen „eingeschossen“. Hofer schlägt vor, dass Grüne keine Autos mehr fahren dürfen in Wien. Und in grünen Bezirken alle Asylheime sein sollten.
Nach langer Kritik an Greenpeace, redet Hofer über Greta. Und Atomkraft. Die Aufmerksamkeit des Publikums nimmt im Vergleich zu seinem Vorredner, Manfred Haimbuchner, deutlich ab. Und der Lärm im Saal deutlich zu. „Atomkraft ist eine Todestechnologie“, sagt Hofer und kritisiert damit Greta Thunberg, die sich für Atomstrom ausspricht. „Frau Thunberg, bitte bleiben sie zu Hause und belästigen Sie uns nicht mit ihren kruden Theorien.“ Wenige Minuten später, Hofer spricht schon eine halbe Stunde, ist das Publikum wieder da. „Orban ist der Mann, auf den man sich verlassen kann.“ Der FPÖ-Chef spricht sich für die Allianz mit den Visegrad-Staaten aus. Dezidiert nicht mit Macron und Frankreich.
Werner Kogler wolle Clint Eastwood sein. Hofer bereitet eine Pointe auf. Er, Hofer, habe sich gefragt, warum Werner Kogler wie Clint Eastwood sein wolle. Der Filme wegen. Hofer zählt die Filme auf und endet mit „zwei glorreiche Halunken“. Sebastian Kurz sei ständig auf Reisen. Für Hofer ist der ehemalige Regierungspartner „immer auf der Flucht“. Zu Justizministerin Alma Zadic fällt ihm eine Begebenheit ein. Dass sie nicht wisse, zu wem sie, die gebürtige Bosnierin, halte solle. Das gehe gar nicht, so Hofer. Die 2000 Gäste geben Hofer mit einem Raunen recht. Hofer ist bei „dem“ freiheitlichen Thema angekommen. Migration. Ausländern. „Wien ist wirklich anders: Kein Kreuz in Krankenhäusern - dafür aber ein Energiering rund um ein Krankenhaus.“
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Thema Wien
Die Themen in Wien und Ried sind fast ident: GIS abschaffen, Kritik an der Diskussion über die Abänderung der oö. Landeshymne, weil deren Komponist Antisemit gewesen sei.
Themenwechsel: Es geht um Wien. Häupl sei wie Spritzwein - der habe immer Saison. Ludwig sei im Vergleich "ein abgestandenes stilles Wasser". In den Schulen gehe das Bildungsniveau verloren, das Sicherheitsniveau sei gesunken: 72 Dschihad-Rückkehrer in Österreich und mehr Frauen-Morde mit überproportionalem Ausländeranteil. In Wien nehme die Kriminalität zu. Die Ursache würde ausgeblendet: "die fehlgeleitete Einwanderungspolitik - wir sollten uns aussuchen dürfen, wer zu uns kommt". Als Beamtenminister habe er 3.200 Planstellen für die Exekutive realisiert. Dass Grüne und Neos nun eine Kennzeichenpflicht für Polizisten fordern, kann Strache nicht nachvollziehen - "da will ich lieber eine Kennzeichenpflicht für Radfahrer".
Die nächste Großbaustelle in Wien: "höchste Arbeitslosenquote Österreichs, was am schlechten Bildungsniveau liegt". Die SPÖ trage die Verantwortung und habe fünf Jahre nichts dagegen getan. Strache fordert Lehrlingsförderung für Betriebe. Insbesondere bei Ausbildung der Pflegekräfte habe Stadt Wien versagt. Die Lohnnebenkosten aller Pflegekräfte müssten abgeschafft werden.
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Corona-Virus in der Prater Alm
Endlich sind wir beim Corona-Virus: Strache kritisiert "den unverantwortlichen veralteten Pandemieplan in Wien". Wie beim Flüchtlingsproblem 2015 sei man unvorbereitet. "Keine Schutzmasken, zu wenig Desinfektionsmittel, keine Impfstoffe", wettert Strache. "Italien sperrt ganze Regionen, aber die österreichischen Grenzen werden nicht kontrolliert - aber der grüne Gesundheitsminister Anschober beobachtet."
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Hofers Witze wollen nicht gelingen
Nun arbeitet sich Norbert Hofer an der Regierung ab. Aber seine Worte wollen nicht zu Witzen werden. Die Pointen gehen bei Sätzen wie diesen „Kennt ihr übrigens den Unterschied zwischen einem Theater und der türkis-grünen Bundesregierung? In einem Theater werden gute Schauspieler schlecht bezahlt.“ nicht auf. Hofer skizziert ein Bild. Marokkanische Pfleger sollten den Pflegemangel in Österreich denken. Nicht mit der FPÖ, wenn es nach Norbert Hofer geht. „Finger weg von unseren Eltern“. Man müsse das Problem selbst in den Griff bekommen. Dann nimmt Hofer nach 50 Minuten seinen ersten Schluck Bier. Auf den Witz mit dem Co2-Gehalt verzichtet er. Stattdessen geht es weiter mit der Kritik. Zum Schluss ist der ORF im Fokus. Hofer versucht Kritik am Öffentlichen-Rechtlichen zu üben, indem er das Programm vorliest, vergleiche mit Politikern zieht. Das Publikum folgt ihm – zumindest nicht mit Applaus.
Erst als er über Markus Abwerzger spricht, FPÖ-Chef in Tirol spricht, dessen Interview im ORF geschnitten und damit inhaltlich nicht vollständig sinnhaft wiedergegeben wurde, bekommt Hofer wieder Applaus. Zum Schluss noch ein Wort zu Deutschland und der AfD. „Die AfD hört in Deutschland nur, dass sie nicht mit der FPÖ zusammenarbeiten darf. Die patriotischen Kräfte in Europa müssen zusammenarbeiten und zusammenhalten. Wenn die Frau Merkel und einige andere in Deutschland so weitermachen, dann wird die AfD die CDU überholen. Die CDU schafft sich ab, so wie sich Deutschland abschafft.“
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Kein Kalifat
Vom Corona-Virus zum KH-Nord-Skandal, der Steuerzahlern "eine Milliarde Euro kostete". Strache kritisiert "pro Jahr 60 Millionen Euro für fehlgeleitete Migrationspolitik, wenn Bürgermeister Ludwig am Mindestsicherungssystem festhält". Und die "völlig unwirksame Kloimapolitik".
Und wieder politischer Islam: Es werde Venedig nicht untergehen, aber ob die österreichische Kultur erhalten bleibe, werde man sehen. In ein paar Jahren würden sich Frauen nicht mehr trauen, unverschleiert das Haus zu verlassen, weil sie Angst haben müssten, attackiert zu werden. "Wir leben in keinem Kalifat." Multikulti-Ideologen würden den Bevölkerungsaustausch vorantreiben wollen. Solidarität sei keine Einbahnstraße. Und nein, ein Kreuz in der Schule sei nicht dasselbe wie ein Kopftuch. Witze über Religion müsse ebenso möglich sein, wie die Scharia als Steinzeitideologie zu bezeichnen.
Die türkis-grüne betreibe den Kampf gegen Islamismus halbherzig, stattdessen schreibe man sich den Kampf gegen den Rechtsextremismus auf die Fahnen. Manche würden sich in der Politik über alle anderen erheben und anders Denkende als extrem hinstellen, sagt Strache.
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Strache verkündet Kandidatur
Wann entscheidet sich der HC endlich, ob er bereit ist als Bürgermeisterkandidat in Wien einzutreten, fragt Strache nun.
"Ich spanne Euch nicht länger auf die Folter: Es wird diesen Neustart mit mir geben."
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In Ried geht es dem Ende zu - mit dramatischen Ansagen
"Ich habe in den letzten Monaten alles gegeben, um diese Partei zu retten. Physisch, psychisch“, sagt Hofer. „Ich war oft daran zu sagen, ich weiß nicht, ob ich es schaffe. Es war nur möglich, durch ein großes Mitarbeiterteam. Es waren die schlimmsten Monate meines Lebens. Es geht nicht um die FPÖ. Es geht um Österreich. Es gibt niemanden, der außer uns auf dieses Land schaut. Deswegen bitte ich Euch: Ich habe alles gegeben bis an die Grenzen meiner Gesundheit. Ich hatte auch ein paar Herz-Untersuchungen, was kaum jemand weiß. Ich verlange von jedem von Euch, dass er alles gibt. Die Wiener Landtagswahl wird nicht gut ausgehen, es wird schwer für uns. Das wird kein Sprint. Das wird ein Marathon“, so Hofer, der selbst Marathon gelaufen sei vor langer Zeit.
„Wir müssen das überstehen und weitermachen. Ich garantiere Euch, wir werden wieder eine stabile Partei mit 20 bis 25 Prozent. Ich glaube, dass das Projekt Kurz scheitern wird, weil er eine hohle Nuss ist.“ Die ÖVP sei einer „schwarzen Witwe“ gleich. Spreche vielleicht noch die Neos als Regierungspartner an, dann hätten sie alle Parteien durch. Ich verspreche Euch, ich gebe alles. Ich will Euch keine Hoffnung geben, ich will Euch Sicherheit geben."
Nach einer Stunde ist Norbert Hofers erste Rede als FPÖ-Chef in Ried zu Ende. Unter Standing Ovations. Und Fahnen. Mit Manfred Haimbuchner an der Seite. Für das Abschlussbild.
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"Werden Geschichte schreiben"
"Habe mich entschieden, Bürgermeister Michael Ludwig in Wien herauszufordern", sagt Strache. Die Leute springen begeistert auf, applaudieren. Eine Frau umarmt erleichtert ihren Mann.
In den nächsten Wochen werde die neue Bürgerbewegung in ihrer endgültigen Form präsentiert. "Wir sagen dem Polit-Establishment in Wien den Kampf an", verspricht Strache. Und: "Wir werden Geschichte schreiben."
Dann wird zum Zillertaler Hochzeitsmarsch für die Kameras geschunkelt, geklatscht. Im Publikum müssen alle mitmachen.
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Ende
Damit ist der offizielle Teil des Abends sowohl in Ried als auch im Wiener Prater zu Ende. An dieser Stelle lesen Sie in Kürze eine Zusammenfassung des Abends. -
Auf Wiedersehen
Wir dürfen uns von Ihnen verabschieden und wünschen Ihnen eine gute Nacht.
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