Woher stammt das Ei in den Nudeln?

Die Herkunft der Eier in verarbeiteten Produkten ist oft nicht klar
Darauf gibt es laut einem Einkaufstest der Landwirtschaftskammer Steiermark selten eine konkrete Antwort.

Kekse, Biskotten, Nudeln und allerlei weitere (halb)fertige Produkte mit Ei haben Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer Steiermark in den vergangenen Wochen eingekauft. 31 unterschiedliche Produkte verschiedener Marken kamen in die Einkaufswägen: Ziel war, herauszufinden, ob und wie konkret die Herkunft der verwendeten Hühnereier deklariert wurde.

„Das Ergebnis ist katastrophal“, fasste Maria Pein, Vizepräsidentin der Kammer, am Montag zusammen: Nur bei einem Produkt waren sowohl Herkunftsland als auch Haltungsform der Legehennen klar erkennbar.

Bei den meisten anderen Produkten fehlten diese Vermerke überhaupt. Bei nur sieben Produkten, also knapp einem Fünftel der untersuchten Menge, war zwar die Haltung der Hennen deklariert (Boden-, Freiland- oder bio), nicht aber der Staat, in dem sie produziert wurden. Bei 23 – und somit dem Großteil aller untersuchten Nahrungsmittel – gab es weder den Hinweis auf Herkunft noch auf die Haltung. „Man kann davon ausgehen, dass diese Eier mehrheitlich aus Käfighaltung stammen“, bedauert Pein, es handle sich wohl um Importware von außerhalb der EU.

Jede Menge Importware

In der EU ist Käfighaltung seit 2012 verboten, weltweit jedoch die gängigste und für Produzenten billigste Art, Legehennen zu halten. Der Import ist freilich erlaubt, laut Landwirtschaftskammer werden pro Jahr 195 Millionen Eier nach Österreich gebracht und auf unterschiedliche Weise verarbeitet. Von Lebensmittelproduzenten werde dabei oft mit den Kosten argumentiert, so Pein, doch das sei auf Dauer nicht haltbar. „Berechnungen von Experten zeigen, dass eine Packung Eiersbiskotten, die mit heimischen Freilandeiern hergestellt wird, nur um 1,24 Cent mehr kosten würde als Biskotten, die wahrscheinlich mit ausländischen Billigeiern aus Käfighaltungen produziert werden.“

Die Kammerfunktionärin vermutet, dass die Konsumenten sich mehr Auskunft wünschen, und fordert die „rasche Umsetzung des Regierungsprogrammes“: Es sähe die Herkunftskennzeichnung von Fleisch, Milch und Eiern vor, die in Halbfertig- und Fertigprodukten verarbeitet werden. Allein in Bezug auf Eier steckt viel dahinter: In 13.000 Produkten, die in österreichischen Supermärkten angeboten werden, sind Eier verarbeitet.

Doch das Freiland-Ei boomt

Ein Geschäft, das sich auch die heimischen Produzenten nicht entgehen lassen wollen. Speziell für jene, die in der Corona-Krise unter Absatzeinbrüchen leiden, sieht Bernhard Monschein, Obmann der Geflügelhalter, eine Chance. „Durch die geschlossene Gastronomie wird täglich eine Million Eier nicht abgenommen. Das bringt vorwiegend die Produzenten von Bodenhaltungseiern in massive finanzielle Bedrängnis.“

Dagegen steige der Absatz jener Geflügelbauern, die Bio- und Freilandware anbieten: Hier gab es allein beim Verkauf im Lebensmittelhandel ein Plus von elf Prozent. Das wäre zwar eine Alternative für Bodenhaltungsbetriebe, aber keine, die „auf Knopfdruck“ funktioniere, bedauert Monschein. „Solche Verfahren dauern oft Jahre.“

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