Doch es war ein ausgesprochen heißer Sommer damals. Viel Zeit war daher nicht. „Die Katze hätte auch von einem Fuchs weggeschleppt werden können. Das ist zum Glück nicht passiert. Der Kadaver konnte geborgen und eindeutig als Wildkatze identifiziert werden“, sagt Hagenstein. Das war der Ausgangspunkt für gemeinsame Projekte des Naturschutzbundes und der Österreichischen Bundesforste in der Wachau.
Auf Bundesforsteflächen in der Wachau gelangen dem Wildkatzenexperten Peter Gerngross im Vorjahr sogar Fotofallenbilder von Jungtieren. Das bestätige laut Naturschutzbund, dass sich die Wildkatze in Österreich etabliert hat und auch fortpflanzt.
Seit der Gründung der Meldestelle 2009 gingen dort bis heute an die 800 Hinweise auf mögliche Wildkatzen ein. Bis dato liegen mehr als 100 genetisch bestätigte Nachweise der Wildkatze vor. Dennoch gilt das Tier nach wie vor als ausgestorben. Laut Umweltbundesamt wird es in der Kategorie RE (Regionally Ecxtinct) geführt – also regional ausgestorben. Denn von der Art wurden jahrzehntelang nur Einzelexemplare beobachtet.
Da sich die Befunde für eine stehende Population verdichtet haben, werde die Gefährdungskategorie wohl beim nächsten Update geändert, sagt eine Sprecherin des Umweltbundesamts – und zwar wahrscheinlich in die Kategorie CE, Critically Endangered, also ernsthaft gefährdet. Allerdings dauert so ein Prozess mehrere Jahre. Grundsätzlich wird eine Art „von der Roten Liste gestrichen“, wenn die Aussterbewahrscheinlichkeit weniger als 10 Prozent in 100 Jahren beträgt. Beim Naturschutzbund hofft man daher, mit dem Fortschritt im Wildkatzenbereich in den nächsten Bericht zum Artikel 17 aufgenommen zu werden. Bislang war die Wildkatze dort nicht enthalten. Die EU-Mitgliedsstaaten müssen alle sechs Jahre über den Status ihrer Schutzgüter und die durchgeführten Schutzmaßnahmen berichten.
Am wichtigsten bleiben aber die Nachweise. Und Sichtungen kann jeder melden: Eine Wildkatze erkennt man an ihrer verwaschenen beigen Fellzeichnung, einem buschigen Schwanz, einem dünnen Aalstrich und einer fleischfarbigen Nase.
Hilfe für den Luchs
Der Luchs ist Tier des Jahres 2022. In Österreich geht es ihm der Wildkatze sehr ähnlich. Einst über Europa weit verbreitet, wurde das Tier durch direkte Verfolgung und Dezimierung seiner Beutetiere verdrängt.
Bei einem Projekt, bei dem Bundesforste und Naturschutzbund kooperieren, brauche es eine „österreichweite Strategie mit dem klaren Ziel, dieser Art ein langfristiges Überleben hierzulande zu ermöglichen“, sagt Lucas Ende vom Naturschutzbund. Dabei würden unter anderem national einheitliche Monitoringstandards und länderübergreifende Lebensraumvernetzung eine wesentliche Rolle spielen.
Jene Vorkommen, wie die im Nationalpark Kalkalpen, will man mit Aussiedlungsprojekten unterstützen.
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