Wiener Rettung setzt erstmals auf Elektrofahrzeuge: Macht das Sinn?
Das Innenministerium hat im Vorjahr den x-ten Anlauf gestartet, auch die Wiener Feuerwehr testet seit vergangenen Herbst. Nun probiert die Berufsrettung erstmals Elektrofahrzeuge für Einsätze aus.
Der neue Mercedes eVito wird in Wien-Favoriten stationiert und ab sofort als Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) eingesetzt. Das E-Auto wird zu höher priorisierten Einsätzen, wie Herzinfarkten, schweren Unfällen oder Herzkreislaufstillständen, alarmiert. Der Kleintransporter ist so wie alle Notarzteinsatzfahrzeuge ausgestattet und bietet dem Einsatzteam sogar noch besseren Komfort, heißt es.
Das Fahrzeug wird über eine eigene E-Tankstelle geladen, der Strom wird zum Großteil durch die hauseigene Photovoltaikanlage am Dach der Rettungsstation gewonnen. Das rund 100.000 Euro teure Fahrzeug wird jedenfalls viel Strom benötigen, da zahlreiche medizinische Geräte versorgt werden müssen. Das wird auch ein Knackpunkt werden.
Seit Kurzem gehört außerdem ein ID.Buzz dem Fuhrpark der Berufsrettung an. Er steht der Einsatzleitung der Sonder-Einsatz-Gruppe (SEG) zur Verfügung. Bei Einsätzen mit besonderen Herausforderungen oder einer größeren Anzahl an Verletzten ist die SEG für die organisatorische Einsatzleitung zuständig und koordiniert das Geschehen vor Ort.
Feuerwehr setzt ebenfalls auf E-Fahrzeuge
Die Berufsrettung startet mit den beiden Prototypen eine längere Evaluierungsphase, ob die E-Mobilität auf weitere Bereiche des Rettungsdienstes ausgeweitet werden kann. Ähnliches macht derzeit die Feuerwehr, die österreichweit bis zu 70 Löschfahrzeuge anschaffen möchte. Vorerst sind aber nur zwei rund eine Million Euro teure Lkw des Linzer Herstellers Rosenbauer eingesetzt.
Gab es schon aus Deutschland gute Erfahrungsberichte, scheint man auch in Wien zufrieden zu sein: "Unsere Elektro-Einsatzfahrzeuge sind erst seit wenigen Wochen im einsatzmäßigen Betrieb und haben bereits etliche Einsätze absolviert. Sie stehen den im Einsatz befindlichen dieselbetriebenen Löschgruppenfahrzeugen um nichts nach und können auch mehrere Einsätze innerhalb kürzester Zeit absolvieren", heißt es. "Auch die Ausrüstung der neuen Fahrzeuge mit akkubetriebenen Geräten hat sich bewährt. Zu diesen Geräten zählen beispielsweise Hochleistungslüfter zur Entrauchung von Gebäuden, hydraulischer Rettungssatz, Kettensäge, Trennschleifer und Schlagbohrmaschine." Frühestens nach einem Jahr möchte man über einen weiteren Ankauf entscheiden.
Polizei testet 24 E-Funkstreifen
Bei der Polizei sind 24 E-Funkstreifen im Testeinsatz, über etwaige Erfahrungen schweigt man sich im Innenministerium aus. Doch die wenigen Berichte, die durchdringen, sind wenig positiv. So musste eine Funkstreife längere Zeit mit 80 km/h über die Autobahn fahren, um noch eine E-Tankstelle zu erreichen. Bei vorherigen Versuchen stellte sich heraus, dass die elektrisch betriebenen Funkstreifen nur für Botenfahrten oder als Showcars brauchbar waren.
Ein weiteres Problem ist, dass viele Funkstreifen - im Gegensatz zur Feuerwehr - rund um die Uhr im Außeneinsatz sein müssen und dort kaum Möglichkeiten für einen Ladevorgang haben. Um eine vollständige Versorgung zu leisten, müssten deshalb rund 50 Prozent mehr E-Funkstreifen als Verbrenner angeschafft werden - die Kosten wären enorm für die gigantische Flotte.
Laut FSG-Gewerkschafter Martin Noschiel ist derzeit lediglich ein Polizei-Porsche im höherrangigen Straßennetz unterwegs. Die 23 Elektro-VW hingegen sind als Funk- und Zivilstreifen im Einsatz und müssen nach jedem Einsatz zur Ladestation. Eine Auswertung des Tests soll es erst 2026 geben, erklärt Noschiel.
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