Denn die Fahrzeuge der Einsatzorganisationen müssen rund um die Uhr bereit stehen. Ein Streifendienst bei der Polizei kann bis zu zwölf Stunden betragen, mitunter werden dabei mehrere hundert Kilometer zurückgelegt. Selbst wenn die Batterie eine komplette Schicht durchhält, stünde die Ablöse zu Dienstbeginn meist mit einem antriebslosen Auto da.
"Wir müssen ja auch eintreffen"
"Es gibt bei uns sehr weit gediehene Überlegungen, solche Fahrzeuge einzusetzen, aber wir müssen ja auch am Einsatzort eintreffen", berichtet Daniel Melcher von der Wiener Berufsrettung über die Hauptschwierigkeit.
Auch beim Arbeiter-Samariterbund heißt es: "Wir arbeiten seit zwei Jahren daran, gemeinsam mit Kfz-Herstellern ein elektrisch betriebenes Einsatzfahrzeug zu konzipieren, es scheitert aber bis dato nicht nur an den Kosten, sondern immer noch an der limitieren Reichweite von Elektro-Fahrzeugen. Man muss berücksichtigen, dass unsere Krankenwägen im Hochsommer auf 22 Grad Celsius temperiert werden, sodass Sanitäter und Patientinen buchstäblich kühlen Kopf bewahren."
Ähnlich verliefen bisherige Versuche bei der Exekutive, medienwirksamen Ankündigungen folgte rasch die Ernüchterung. Bei der "Cobra" wird ein E-Auto etwa lediglich für Botenfahrten eingesetzt, fünf weitere Polizeifahrzeuge hatten in Österreich großteils ähnliche Aufgaben. Aus dem Ausland gibt es zahlreiche Berichte, dass bei teils lebenswichtigen Einsätzen von Polizei oder Feuerwehr plötzlich Fahrzeuge stromlos liegen blieben.
Elektroautos und ihre Probleme
Abgesehen davon sind die Kosten enorm, denn Einsatzwagen müssen oft 300.000 Kilometer und mehr halten. Bei dieser Menge muss man im Normalfall ein oder zwei Mal die Batterie tauschen. Dazu müssen eigene Ladestationen aufgebaut werden, schließlich will man ein Rettungsfahrzeug mit teurem Equipment oder eine Funkstreife mit Sturmgewehr im Kofferraum nicht stundenlang unbeaufsichtigt irgendwo in einer Tiefgarage laden lassen.
Insgesamt müssten wohl so viele Ersatzautos angeschafft werden, dass der Fuhrpark um mindestens 50 Prozent anwachsen würde.
Trotzdem werden die Einsatzorganisationen früher oder später umrüsten müssen, daran führt kein Weg vorbei. 20 Polizei-Dienststellen in der Steiermark, in Niederösterreich, Wien und Tirol nehmen nun an einem weiteren Pilotprojekt des Innenministeriums teil. Dafür werden 22 Elektro-VW (ID.3 und ID.4) angekauft, Porsche stellt dazu noch kostenlos einen Porsche Taycan für einen einjährigen Test zur Verfügung. Mit den Fahrzeugen wird der Betrieb sowohl in den Bergen als auch in Städten oder auf Autobahnen probiert werden.
In der Praxis soll - wissenschaftlich begleitet - geprüft werden, ob sich die E-Mobilität für die Polizei-Arbeit eignet, heißt es aus dem Innenressort. "Durch die Testung von Fahrzeugen mit alternativen Antriebsformen können wir notwendige Erfahrungen sammeln, ob ein problemloser Einsatz zu hundert Prozent sichergestellt werden kann und welche sicherheitsrelevanten Sonderanforderungen für einen Betrieb bei der Polizei nötig sind", betont Franz Ruf, Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit.
Auch die Wiener Berufsrettung möchte demnächst ihre Pläne für eine mögliche Umrüstung präsentieren. Sie hat zumindest den Vorteil, dass für die Mitarbeiter bereits Strom-Tankstellen gebaut worden sind, damit wäre eine gewisse Infrastruktur bereits vorhanden.
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