Elektroautos für die Polizei: Elektrifizierung mit Zweifeln
In den USA und Deutschland wurde das Projekt für Elektroautos der Polizei gerade gestoppt, das Innenministerium in Wien fängt hingegen nun mit einem groß angelegten Test dazu an.
Ist das tatsächlich sinnvoll?
Zehn Elektrofahrzeuge hat beispielsweise das bayerische Innenministerium im Vorjahr angeschafft und diese in Nürnberg, Augsburg und München getestet. Der BMW i3 sorgte schon allein wegen seiner geringen Reichweite von 160 Kilometern für Ärger. Funkstreifen müssen außerdem rund um die Uhr einsatzbereit sein, ein Ladevorgang von sechs bis acht Stunden ist dabei viel zu viel – man benötigt eigentlich ein zweites Fahrzeug.
Zu wenig Platz
Der BMW war außerdem zu klein, um Festgenommene auf der Rücksitzbank zu transportieren. Obendrein fehlte es auch an Platz für die komplette Ausrüstung. Das Fazit des deutschen Innenministeriums war deshalb eindeutig: Diese Fahrzeuge sind als Standard-Streifenwagen nicht geeignet.
Schon zuvor war Los Angeles mit seinem Projekt grandios gescheitert. 300 BMW ichi3 wurden angeschafft und wenig später bereits wieder Stück für Stück unauffällig im Internet verhökert. Untersuchungen ergaben, dass die Fahrzeuge entweder ungenutzt herumstanden oder für Privatfahrten genutzt wurden. Ein Polizist nutzte den Wagen für Fahrten ins Nagelstudio.
Das österreichische Innenministerium setzt jedenfalls auf andere Fahrzeuge, es sollen jeweils zehn VW ID.3 und ID.4 eingesetzt werden. Der Dreier ist größer als der BMW, der Vierer sogar ein SUV. Getestet werden sollen die E-Autos im kommenden Jahr sowohl im städtischen als auch im ländlichen Bereich. Sie werden also vermutlich in allen Bundesländern zu sehen sein.
Als Nischenfahrzeug?
Innenminister Karl Nehammer hat dem Projekt grünes Licht erteilt, weil die Elektrofahrzeuge in gewissen Nischenbereichen der Polizei durchaus eine sinnvolle Verwendung finden könnten. Die SUVs etwa werden vor allem von Spezialeinheiten eingesetzt, deren Fahrzeuge nicht immer rund um die Uhr auf der Straße unterwegs sind.
Ein weiterer Punkt sind die Möglichkeiten im Falle eines großen Blackouts. Mit einer kleinen E-Auto-Flotte könnte man so beispielsweise mit Generatoren eine Zeit lang durchkommen – oder im Falle einer Energiekrise eine Zeit lang ohne Benzin und Diesel fahren.
Größere Elektro-Fahrzeuge haben zuletzt in Polizeieinsatz besser abgeschnitten. So gab es etwa Versuche mit Tesla oder dem extran von Audi, die im Ankauf natürlich weitaus teurer sind.
Verfolgung ohne Strom
Im September musste aber im US-Bundesstaat Kalifornien eine Verfolgungsjagd abgebrochen werden, weil einem Tesla-Polizeiauto der Strom ausging. Die benzinbetriebenen Fahrzeuge der Kollegen, die als Verstärkung gerufen wurden, kamen schließlich zu spät.
Ein weiteres Problem ist der Batterieschutz, dieser verhindert, dass mehrfach Vollgas gegeben wird. Bei Verfolgungen ein nicht zu vernachlässigendes Manko.
Die beiden VW-Elektroautos wurden jedenfalls bisher noch nicht getestet, sie kommen gerade neu auf den Markt. So kann mit Spannung erwartet werden, ob sich diese besser für den Polizeieinsatz eigenen.
Kommentare