Wieder ein brisanter Vorfall mit der Flugpolizei
„10 bis 20 Sekunden“ entschieden vergangenen Samstag laut einem Dokument der Austro-Control darüber, ob ein landender Segelflieger mit einem Polizei-Helikopter kollidierte. Der Hubschrauber der Flugpolizei hatte einfach auf der Landebahn aufgesetzt. Der (prominent besetzte) Segelflieger musste auf der als Zweit-Landebahn fungierenden Wiese daneben landen. Er blieb laut Protokoll nur wenige Meter neben dem Hubschrauber stehen.
So ein Manöver habe es laut einem Piloten nicht zum ersten Mal gegeben: „Die Flugpolizei stellt sich gerne hin, wo sie gerade möchte, den eigentlichen Hubschrauber-Landeplatz nutzt sie nicht.“
Bekannte Piloten
Der Vorfall hat noch weitere Brisanz, weil das Verkehrsministerium eine nähere Untersuchung abgelehnt hat. Und der Pilot des Polizei-Helis ist für alle Beteiligten kein Unbekannter: F. war jener Polizist, der vor neun Jahren den schweren Unfall im Tiroler Achensee mit vier Todesopfern polizeilich betreut hat. Vom Leiter der Flugpolizei, Werner Senn, dürften dabei falsche Angaben über die wahre Absturzursache gemacht worden sein – das belegen zumindest zwei unabhängige Gutachten, die teilweise auch schwere (und bis heute nicht behobene) Systemfehler bei der Heli-Staffel offen legten.
F. wurde jedenfalls nach der polizeilichen Achensee-Untersuchung aus Tirol ausgerechnet zur Flugpolizei versetzt. Zuletzt sollte er pikanterweise offenbar als Unterstützungshilfe für Unfalluntersuchungen zeitweise an das Verkehrsministerium „verliehen“ werden. Dafür fehlte ihm aber eine Ausbildung zum Flug-Instruktor, welche er nun in Bad Vöslau absolvierte. Im Zuge dessen wurde die Notlandeübung veranstaltet. Für diese wird das Triebwerk auf Leerlauf gestellt, der Pilot muss mit der Autorotation landen.
Ein ähnliches Manöver soll vor Jahren in Tirol einen weiteren schweren Unfall eines Polizeihubschraubers ausgelöst haben – im unmittelbaren Bereich der stark befahrenen Autobahn. Der neuerliche Vorfall ist ein weiterer Beleg dafür, was Sachverständige seit Jahren sagen: Bei der Flugpolizei soll es erhebliche flugdisziplinäre Mängel geben. F. hatte wohl nicht beim Flughafen angefragt, ob er eine frei Landebahn hat. Auch eine Genehmigung für so ein waghalsiges Manöver gab es nicht.
Der Pilot des Segelfliegers, Walter Ebm (Vorstand der Wiener Privatklinik), sieht „ein vorschriftswidriges Handeln“ des Hubschrauberpiloten, der im ersten Drittel der Piste ohne Vorwarnung gelandet sei. Laut seiner Wahrnehmung sei der Abstand allerdings größer gewesen, als in dem Dokument der Austro-Control behauptet. Er habe auf der Wiese daneben, der zweiten Landebahn, landen können.
„Der Vorfall wurde nach Erhebung der Fakten als Störung eingestuft, da es zu keiner unmittelbaren Kollisionsgefährdung kam“, sagt Bettina Bogner, Leiterin der Untersuchungsstelle (SUB). „Zu diesem Vorfall wird keine Sicherheitsuntersuchung eingeleitet, da keine Verbesserungen der Sicherheit der Zivilluftfahrt zu erwarten sind.“
In Bad Vöslau gibt es jedenfalls auch einen Hubschrauberlandeplatz, der von den anderen Helikoptern fleißig benutzt wird. Warum man das Manöver nicht dort durchführte, ist unklar. Von der Flugpolizei gab es – wie in den vergangen Jahren – keine Stellungnahme zu Vorfällen.
„Vertuschungsaktionen“
Stephanie Krisper, Sicherheitssprecherin der Neos, sieht die SUB mittlerweile „offenbar ungeeignet für die Untersuchung derartiger Vorfälle“. Sie fordert „angesichts der vergangenen Vertuschungsaktionen im Innen-und Verkehrsministerium“ eine wirklich unabhängige Untersuchungsstelle. Krisper betont auch, dass „ die Unfallbilanz der österreichischen Flugpolizei mittlerweile blamabel ist.“
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