2019: Ein Unfallbericht, der nicht verhindert werden konnte

HUBSCHRAUBERABSTURZ - BERGUNG DES WRACKS
Acht Jahre lang wurde gemauert – auch dank hartnäckiger KURIER-Recherche schlussendlich vergeblich.

Beobachter sprachen von einem waghalsigen Stunt-Manöver, das mit einem schrecklichen Unfall endete. Mit enormer Geschwindigkeit prallte ein Polizeihubschrauber auf die Wasseroberfläche des idyllischen Tiroler Achensees. Vier Menschen starben. Das war 2011.

Was genau passiert war, wurde allerdings erst 2019 offiziell öffentlich. Eine entscheidende Rolle spielten dabei die beiden KURIER-Redakteure Dominik Schreiber und Kid Möchel, die acht Jahre lang hartnäckig den Fall verfolgten. Vor allem die Versuche des Innenministeriums, einen Untersuchungsbericht in der Schublade verschwinden zu lassen und dafür eine eigene Unfallversion zu präsentieren.

Konkret hatte der KURIER bereits 2016 aufgedeckt, dass der damalige Endbericht nicht stimmen konnte. Da wurden ein Vogelschlag oder ein epileptischer Anfall des Piloten als mögliche Unfallursache genannt. Dabei gab es schon zu diesem Zeitpunkt interne Dokumente und Untersuchungen von Experten, die ein ganz anderes Bild zeichneten: So soll der Polizeihubschrauber immer wieder für wilde Manöver und unmotivierte „Absturzübungen“ verwendet worden sein.

Belegt wurde das unter anderem durch die Flugkurve, die auf wilde Kurven mit haarsträubenden Fluglagen und Fallgeschwindigkeiten von bis zu 20 Metern pro Sekunde schließen lässt. Außerdem hatte die Obduktion keine „relevante Bewusstseinsbeeinträchtigung“ des Piloten ergeben.

Neue Zeugen

Nach dem KURIER-Bericht hatten sich zahlreiche Zeugen gemeldet, die zuvor nie befragt worden waren. Sie berichteten von halsbrecherischen Manövern des Polizeihubschraubers kurz vor dem Absturz und auch einige Tage zuvor. Polizeiinsider sprachen davon, dass der Helikopter quasi als fliegendes Hütten-Taxi im Einsatz war. Ein Gerichtssachverständiger berichtete von „schweren flugdisziplinären Mängel“ im Einsatzbetrieb der Polizei. So sollte der betroffene Hubschrauber eigentlich die Grenze überwachen.

Der Rechnungshof forderte aufgrund der neuen Erkenntnisse eine neuerliche Überprüfung der Unfallursache durch das Verkehrsministerium ein. Die Neos deckten die zuständigen Stellen mit parlamentarischen Anfragen ein.

Späte Krisensitzung

Acht Jahre nach dem Unfall gab es nun im September eine Krisensitzung im Verkehrsministerium zu dem Unfall. Am Tisch saßen auch zuständige Sektionschefs. Gleichzeitig wurde angedeutet, dass jetzt die wahren Hintergründe des Unfalls auf dem Achensee an Tageslicht kommen. Schließlich dauerte es dann noch einmal einige Wochen, bis der Unfallbericht tatsächlich öffentlich wurde.

Im aktuellen Achensee-Bericht war dann der Pilotenfehler nicht mehr zu leugnen. Plötzlich muss aber der tote Pilot für alles herhalten, es wird kein Fehler im System gesehen. Was sich noch ändern könnte, denn die Neos wollen die Flugpolizei zu einem Thema im Parlament machen.

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